„Der Druck ist größer
als im vergangenen Jahr“

Nellingens Nives Ahlin wirft auf das Tor ihres Ex-Clubs. Fotos: Rudel

In der vergangenen Runde holten die Bundesliga-Handballerinnen des TV Nellingen im Auswärtsspiel bei Mitaufsteiger Neckarsulmer SU den ersten Saisonsieg. Diesmal ist das Spiel gegen Neckarsulm der erste Tiefpunkt: Die 19:26-Niederlage war ernüchternd. Für die EZ war meine Kollegin Karla Schairer in der Halle. Ich habe mit unserer Nellingen-Expertin über das Spiel und die Lage bei den Hornets gesprochen:

„Der Druck ist größer als im vergangenen Jahr“

Roxana Ioneac im Einsatz. Hinten neben Hallensprecher Hans A. Schatz sitzt EZ-Redakteurin Karla Schairer.

Woran hat es beim Spiel gegen Neckarsulm vor allem gefehlt?

Karla Schairer: Zum einen haben die Nellingerinnen ihre Chancen nicht richtig genutzt, zu früh abgeschlossen. Vor allem nach der Pause hätten sie mit mehr Elan und Aggressivität auftreten müssen.

Du schreibst auch, dass sie sich zu früh aufgegeben hätten.

Karla Schairer: Genau. Besonders in der Schlussphase kam keine Gegenwehr mehr, das hat ja auch Trainer Pascal Morgant bemängelt. Das hat man auch an der Körpersprache gesehen: Als Neckarsulm mit vier Toren weggezogen war, haben sie sich aufgegeben. Dabei hatten sie noch fünf Minuten Zeit, da kann eigentlich noch viel passieren.

Ein Sieg aus fünf Spielen ist ein bisschen wenig – andererseits mussten die Nellingerinnen in der vergangenen Saison bis ins neue Jahr auf den ersten Sieg warten – gegen Neckarsulm.

Karla Schairer: Das kann man als Fortschritt bezeichnen, sie stehen aber nur deshalb mit diesem einen Sieg auf Platz elf, weil auch andere Teams schlecht gestartet sind. Auf die Schwäche der anderen sollte man sich nicht verlassen. Der Anspruch in Nellingen sollte sein, dass es besser läuft als in der vergangenen Saison.

Louisa Wolf – noch eine ehemalige Neckarsulmerin im Hornets-Trikot.

Tut es das denn handballerisch?

Karla Schairer: Das Problem ist, dass viele junge Spielerinnen da sind. Die müssen schon viel Verantwortung übernehmen. Die Leistungsträgerinnen haben sich schon weiterentwickelt, auch was das Selbstbewusstsein betrifft. In den ersten 20 Minuten gegen NSU war das zu sehen. Umso erstaunlicher war, dass danach nicht mehr viel ging. Es war jetzt genug Zeit da, um in der Bundesliga anzukommen, zu den Spitzenteams ist aber schon noch ein Klassenunterschied zu erkennen.

Stimmt die Struktur im Team?

Karla Schairer: Es ist viel Talent da und auch spielerische Qualität. Die können schon alle was. Es fehlen aber ein paar robuste Spielerinnen im Team, die die Gegner auch körperlich beeindrucken. So wie Sina Namat, die jetzt in Neckarsulm spielt.

Wie schlagen sich die Neuzugänge?

Karla Schairer: Vivien Jäger am Kreis und Szimonetta Gera auf Rechtsaußen machen ihre Sache gut und sind im Team angekommen. Aber auch hier gilt: Eine Erfahrene mehr wäre gut gewesen – das ist aber alles eine Frage der finanziellen Möglichkeiten.

Im Derby geht es zur Sache. Roxana Ioneac (rechts) bekommt das zu spüren.

Welchen Eindruck macht Trainer Pascal Morgant?

Karla Schairer: Gegen Neckarsulm hat auch er nicht entscheidend eingreifen können. Er war mir nach der Niederlage fast zu gefasst. Aber vielleicht ist das nach so einem Spiel auch richtig – den Blick nach vorne richten und nicht an Dingen rumknabbern, die man nicht mehr ändern kann. Er wird das Spiel mit den Spielerinnen entsprechend aufarbeiten. Er ist erfahren genug, jetzt nicht in Panik auszubrechen und die Niederlage überzubewerten.

In der vergangenen Runde sind die Hornets sportlich abgestiegen und sind nur in der Bundeliga geblieben, weil ein Platz frei wurde. Hand aufs Herz: Schaffen sie es diesmal?

Karla Schairer: Das ist schwierig zu beantworten. Es sind erst fünf Spiele absolviert und es gibt Dinge, die für, und Dinge, die dagegen sprechen. Sie haben jetzt mehr Erfahrung, aber der Druck ist auch größer als im vergangenen Jahr. Das kann aber durchaus auch motivierend sein.