Klare Worte

Jürgen Rieber Anfang der Woche beim EZ-Pokal. Foto: Rudel
Jürgen Rieber Anfang der Woche beim EZ-Pokal. Foto: Rudel

Okay, es ist ein bisschen lang. Aber lesenswert. Und deshalb ist es auch so lang. Nicht, weil ich dieses Interview geführt habe, sondern weil die Antworten gut sind. Heute ist das angekündigte „Nachgefragt“ mit Jürgen Rieber in der EZ. Weil der Mann einer der deutschen Top-Schiedsrichter und gleichzeitig Schiedsrichter-Lehrwart beim DHB ist, haben wir das auf eine überregionale Seite (18) gestellt.

Rieber hat klare Vorstellungen, wie das Schiedsrichterwesen im Spitzenbereich professioneller werden kann und dass dringend etwas getan werden muss, damit das Nachwuchsproblem gelöst wird. Ersteres ist leichter zu lösen als Letzteres. Es wird immer viele Aufhörer im unteren Bereich geben. Daran werden auch die tollsten Maßnahmen nicht so viel ändern. Und wenn es ums Thema höhere Bezahlung geht, stellt sich die Frage, wer das bezahlen soll.

Natürlich hat das alles was mit der Wertschätzung zu tun, aber die Motzer in den Hallen wird es immer geben und manchmal wird sogar gezielt versucht, die Schiris von außen zu verunsichern. Gleichzeitig ist es eine logische Konsequenz der fehlenden Nachrücker, dass immer mehr – sagen wir mal durchschnittlich talentierte Schiris immer höhere Spiele leiten.

Aber alles schlecht ist auch nicht, schon gar nicht die durchschnittlichen Leistungen unserer Schiedsrichtet. Jürgen Rieber jedenfalls glaubt beobachtet zu haben, dass die Vereine den Ernst der Lage erkannt haben. Eines seiner Lieblingsthemen in diesem Zusammenhang drückt er so aus: „Viele Vereine sehen die Schiedsrichter-Vereinigung als separaten Verein, dabei rekrutieren sich die Schiedsrichter ja aus den Vereinen. Das müssen sie begreifen und diesen Aspekt mehr in ihre Arbeit integrieren.“ Recht hat der Mann, der gemeinsam mit Holger Fleisch für den TV Nellingen pfeift. Und ich glaube, dieses Bewusstsein ist in den Vereinen schon vorhanden.

Wir bei der EZ halten es mit den Schiris so: Mit Kritik halten wir uns zurück, es sei denn, es handelt sich um wirklich spielentscheidende Situationen. Wenn wir nicht selbst in der Halle waren, lassen wir Aussagen über die Schiris fast immer weg, weil wir sie bei allem Vertrauen in unsere Anrufer aus den Vereinen schlicht nicht überprüfen können. Über das Thema Schiris und Medien habe ich mit Jürgen Rieber auch geredet und er hat auch kein Problem mit Kritik, so lange sie sachlich und fair ist. Mir persönlich geht es da wie mit den Sportlern (auch wenn man das uns Journalisten oft nicht glaubt): Loben macht mir mehr Spaß als Kritisieren.

Zum Thema Begrenzung der Angriffszeit, wie sie Gudmundur Gudmundsson (Rhein Neckar-Löwen), Alfred Gislason (THW Kiel) und andere fordern, hat sich Jürgen Rieber übrigens auch geäußert: Er hält wie etwa Bundestrainer Martin Heuberger nichts davon: „Ich glaube, eine Zeitbegrenzung täte der Sportart Handball nicht gut.“

Das Thema Schiris wird uns jedenfalls begleiten, so lange es den Sport gibt.

Mike Wolz kann mit sich und der Deizisauer Handball-Welt zurzeit zufrieden sein. Foto: Rudel
Mike Wolz kann mit sich und der Deizisauer Handball-Welt zurzeit zufrieden sein. Foto: Rudel

Ich hab diese Woche als Nachklang zum EZ-Pokal aber nicht nur das Rieber-Interview gemacht. Morgen haben wir meine Geschichte über den TSV Deizisau im Blatt (Seite 17). Mehr verrate ich jetzt nicht – ihr seid ja bestimmt alle Abonnenten und wollt morgen noch was zu lesen haben. Nur so viel: Es waren sehr wohltuende Aussagen von den Deizisauer Verantwortlichen zu hören. Und nach meinen Eindrücken vom EZ-Pokal traue ich der Mannschaft den Aufstieg in die BWOL noch mehr zu. Okay, ein Zitat von Trainer Mike Wolz vorab: „Neuhausen in der 3. Liga, wir in der Baden-Württemberg Oberliga – das wäre für die Region doch nur gut.“ Klare Worte. Gute Worte.

Ich wünsche euch ein gutes Handball-Wochenende, den Reichenbachern und Plochingern ebenso ein spanndend-faires Derby wie den Frauen aus Wernau und Deizisau/Denkendorf. Das Spiel werde ich mir am Sonntag, nachdem ich hier in der Redaktion einen Sack voll überregionale Seiten geplant und gefüllt habe, anschauen.


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