Saisonstart-Auffälligkeiten

Einigermaßen volle Ränge beim Derby zwischen Köngen und dem Team, beim Wurf hier Christoph Müllerschön. Fotos Jörn Kehle

Woran merke ich, dass wieder Handball-Saison ist? Es ist Montagabend, ich bin nach einem langen Tag in der Redaktion zu Hause – und noch nicht dazu gekommen, hier am Kreis etwas zu schreiben. Dabei habe ich schon eine Idee für ein Thema im Kopf. Bevor ich euch daran teilhaben lasse, noch ein paar Sätze zu diesem Tag. Dass es das erste Wochenende mit komplettem Handballprogramm – ein paar Nachzügler gibt es trotzdem – war, erkennt man daran, dass wir in der morgigen Ausgabe die erste Zusammenfassung der unteren Ligen von Uli Schmid im Blatt haben. Natürlich ist sie schon lange online zu lesen.

Und an diesem Wochenende haben gleich besonders viele Teams am Sonntagabend gespielt. Dass das generell ein blöder Zeitpunkt für ein Handballspiel ist, ist ein anderes Thema, das ich mir hier vielleicht auch mal vornehme. Für uns aber heißt es, dass es in der Dienstagausgabe etwas voller wird. Denn wir haben weiterhin in der Montagausgabe zwar alle Ergebnisse, aber nicht alle Spielberichte. Das hat zumindest den Vorteil, dass es auf den drei Lokalsportseiten nicht ganz so gedrängt zugeht und dass wir das Ganze in der Dienstagausgabe ordentlich einordnen können.

Florian Touet bringt das Köngener Team weiter.

Wenn wir bei einem Spiel am Sonntagabend vor Ort sind, wie in diesem Fall mit Steffi Dörre beim TSV Neuhausen, dann ist der Text bereits am späten Abend online, noch lange, bevor eine Zeitung in der Röhre steckt. Das ist, so abgedroschen es klingt, die Zukunft. Und ein Thema, das mich beruflich natürlich seit Jahren sehr beschäftigt.

Noch ein Satz zu Ulis Zusammenfassung: Wir haben uns entschieden, ab dieser Saison auf die Ergebniszeilen zu verzichten, sondern Liga-Zusammenfassungen zu schreiben. Das hat den,  wie ich finde, großen Vorteil, dass es eine echte Spieltag-Zusammenfassung wird, wie wir sie seit einiger Zeit auch im Fußball machen. Da kommt das gut an. Ihr könnt mich auch gerne eure Meinung wissen lassen. Ich finde, Uli schreibt das gut und man bekommt einen super Überblick, was in den Ligen so los ist.

Sodele, nun aber zu meinem eigentlichen Thema heute. In der neuen Saison war ich bislang bei zwei Spielen und mir sind ein paar Dinge aufgefallen. Dinge, die normal sind am Saisonanfang, aber gleichzeitig immer wieder neu. Eine neue Saison bringt natürlicherweise mit sich, dass es viel neues Personal bei den Teams gibt, auf dem Spielfeld und auf der Bank. Wobei das mit auf der Bank so eine Sache ist, weil die mir bekannten Trainer für geschätzte 96 Prozent der Spielzeit stehen. Und das selten ruhig.

Hannes Hagelmayer sieht das Tor, aber es erscheint in diesem Fall weit weg.

Auffällig fand ich bei meinen Besuchen in Pochingen und Köngen und auch nach Beobachtungen aus der Ferne von anderen Spielen, dass natürlich noch mehr Fehler passieren als irgendwann während der Saison. Beim Verbandsliga-Derby Köngen gegen Team war das teilweise krass, hat aber zumindest Team-Trainer Christian Straub nicht besonders beunruhigt. Verstehe ich, andere Sachen liefen gut und das Ganze wird bestimmt besser.

Straub hat die Mannschaft während der vergangenen Saison von Volker Pikard übernommen, bei den Köngenern ist Dominic Fischer ganz neu. Nach der Auftaktniederlage gegen Denkendorf hat die Mannschaft beim 29:29 den ersten Punkt geholt. Es hätte auch ein Sieg, aber auch eine Niederlage werden können. Fischer erkannte den Einiges-ist-neu-Faktor. „Wir sind am Ende in die alten Muster zurückgefallen“, bemängelte er beim Blick auf die Schlussphase und konkretisierte: „Da haben wir es zu sehr individuell als im Kollektiv versucht.“

Nun ist es zum einen so, dass Fischer als neuer Trainer neue Ideen mitbringt. Und er führte aus, dass das mit dem in alte Muster zurückfallen gerade die Spieler betraf, die in der vergangenen Saison schon da waren. Bei den Zugängen war das nicht der Fall. Mir ist da vor allem Florian Touet aufgefallen, an dem die Köngener Fans – und der Trainer – bestimmt noch viel Freude haben werden. Schön auch zu wissen, dass die Fischer’schen Aussagen ganz sicher keine Kritik an seinem Vorgänger Sascha Mitranic sein sollten. Bei allem Generationenwechsel schätzen sich die beiden. Aber wie gesagt, neue Leute müssen auch neue Sachen machen und bis alles klappt, dauert es ein bisschen.

Gian-Luca Pupin ganz allein am Kreis.

Etwas anderes ist mir bei den Plochingern zwei Ligen höher aufgefallen. Trainerfuchs Sven Strübin hat da von Trainerfuchs Christian Hörner übernommen – und eine zweite Abwehrvariante einstudiert. Der Vorteil: Beim einen weiß er, dass es die Jungs können, das andere erhöht die Flexibilität und ist wohl auch eher seine Vorliebe. Der noch größere Vorteil: In beiden bisherigen Spielen konnten die Plochinger während der Begegnung umstellen, was vermutlich in beiden Fällen den Sieg gebracht hat.

Und sonst? Ich könnte noch erwähnen, dass es die Deizisauer BWOL-Männer und die Nellinger Dritlliga-Frauen wohl schwer haben werden. Die einen, weil sie Aufsteiger und mit Verletzungssorgen konfrontiert sind, die anderen, weil sie aus der Abgänge-Not heraus ein sehr, sehr neues Team haben. Aber auch das ist so eine Saisonstart-Auffälligkeit: Die zum Teil noch jugendlichen TVN-Frauen haben eine Chance und wollen sie nutzen. Was am Ende nicht nur an einem Tabellenstand abgelesen werden darf.

So, ist jetzt doch mehr geworden, als ich dachte. Ich werde mich hier wieder während der Saison melden, möchte mich aber nicht unter Druck setzen, dass es superregelmäßig ist. Vielleicht begebe ich mich nach einem langen Montag in der Redaktion auch einfach mal direkt aufs Sofa. Schaut immer wieder rein und gebt gerne Feedback – hier, auf der Facebookseite „EZ-Handballpokal“, wo ich ja immer auch poste, und per Mail unter sigor.paesler@ez-online.de  


Auf Nuancen kommt es an

So kann es weitergehen: Der TVP mit dem neuen Trainer Sven Strübin startet mit einem Sieg. Fotos: Rudel, Paesler (1)

Die Handballsaison hat noch längst nicht für alle Mannschaften begonnen – aber sie hat uns voll wieder. In der Montagsausgabe der EZ sieht das so aus: mit Ausnahme einer Meldung zu den FCE-Fußballern wieder zwei Seiten Handball.

Ich will ja nichts sagen, aber bisher lässt sich schon das eine oder andere so erahnen, wie ich es in meiner Saisonprognose vergangene Woche angedeutet habe – wobei das natürlich noch alles mit sehr, sehr viel Vorsicht zu genießen ist.

Improvisation ist alles: Pressearbeitsplatz in der Schafhausäckerhalle.

Und es kommt natürlich auf Nuancen an. Ich war am Freitagabend in Plochingen. Da lief beim 27:23-Auftakterfolg schon vieles gut, vor allem in der Abwehr. Aber es muss sich auch noch einiges finden. Neuenbürg war ein guter Gegner, aber es werden noch einige andere gute Gegner kommen. Zum Beispiel am 11. November die HSG Ostfildern, beziehungsweise die Plochinger reisen da nach Ostfildern, und zwar in die neue Sporthalle 1 – dazu später mehr.

Das ist genau so ein Punkt: Ich hatte die HSG in der BWOL vor dem TSV Deizisau erwartet, aber dass Ostfildern das Derby zum Saisonauftakt gleich mit 40:23 gewinnt, natürlich nicht. Das war zumindest vom Ergebnis her fast schon eine Demütigung für die Deizisauer. Ich bin sehr gespannt, wie die beiden Mannschaften in den kommenden Wochen performen.

Das Derby in Deizisau war eine klare Sache.

Den erwartbaren Gang nahm das andere Derby vom Wochenende in der Verbandsliga zwischen dem TSV Denkendorf und dem TSV Köngen. 35:28 ist ebenfalls deutlich und ich glaube auch, dass die Denkendorfer am Ende der Saison ein paar Plätze vor den Köngenern stehen werden. Die erwarten am Freitagabend gleich das Team Esslingen zum nächsten Derby. Für das Team ist es der Saisonauftakt, auf den die SG Heli übrigens noch eine Woche länger warten muss. Glücklich ist das nicht.

Und Action: Das Derby in Denkendorf reiß gleich mit.

Bei allen hier erwähnten Spielen war die EZ in der Halle, das galt auch für die Sporthalle-1-Premiere der Nellinger Drittligafrauen. Wenn man den Text meines Kollegen Andreas Pflüger liest, dann erkennt man auch, dass in dem Spiel mehr steckte als „Außenseiter verliert gegen Favorit“. 34:23 für die SG Schozach/Bottwartal ist eine klare Sache. Schobott wird am Ende der Saison weit vorne landen, Nellingen weit hinten – vermute ich zumindest. Aber so deutlich die Sache auch war, hat mein Kollege auch Dinge entdeckt, die den Hornets-Fans Mut machen können. Vor allem, dass die Spielerinnen sich auch angesichts eines hohen Rückstandes nicht hängen ließen. Auch hier bin ich sehr gespannt und freue mich schon, auch mal in der neuen Halle zu sein. Vermutlich wird das am 7. Oktober der Fall sein, wenn sie mit dem Auftritt der TVN-Frauen und der HSG offiziell eröffnet wird.

Alles gegeben, aber wie erwartet haben die Hornets bei ihrer Saison- und Hallenpremiere verloren.

Nicht vergessen möchte ich aber auch den Sieg des TSV Neuhausen in der 3. Liga beim TSB Heilbronn-Horkheim. Auch hier darf ich mich bislang bestätigt fühlen: Drei Spiele, zwei Siege, eine Niederlage gegen das Top-Team HC Oppenweiler/Backnang. Ich glaube, wird dürfen uns bei den Maddogs auf eine gute Saison freuen, auf der sie weit weg sind vom berüchtigten Fahrstuhl.

So, das war erst der Anfang in Sachen Handball-Saison. In dieser Woche folgen die letzten Saison-Vorschau-Texte in der EZ, am Wochenende geht es dann Schlag auf Schlag weiter.


2023/2024 – die Saisonprognose

Tobias Klisch und der TSV Neuhausen haben schon zwei Spielen hinter sich – eines verloren und eines gewonnen. Fotos: Rudel

Welcome back, wie immer melde ich mich nach der Sommerpause hier wieder mit meiner Saisonprognose. In der EZ – ob online oder gedruckt – gab es in den vergangenen Tagen ja viel zum Thema Handball zu lesen. Mit den Sonderseiten sind wir mit der heutigen zur BWOL zum größten Teil durch, in der kommenden Woche folgt noch eine mit der Württembergliga sowie der Verbandsliga und Landesliga der Frauen. Und es gibt noch einen großen Text zu den unteren Klassen.

Bevor ich mich an die Prognose für 2023/2024 wage, noch ein Blick auf meine Ausbeute vom vergangenen Jahr. Naja, sie könnte besser sein, aber das ist ja das Risiko bei einer Prognose und es macht ja auch den Reiz aus, dass man sich aus dem Fenster wagt und daneben liegen kann. Ich versuche es trotzdem wieder. Bei acht der EZ-Land-Teams lag ich richtig, etwa beim Klassenverbleib des TSV Neuhausen in der 3. Liga und bei allen Männer-Verbandsligisten – dass ich das Team Esslingen ein bisschen weiter vorne gesehen habe, lass ich jetzt mal nicht zählen. Richtig daneben lag ich bei sechs Team, etwa bei beiden in der BWOL: Der TV Plochingen hat den Wiederaufstieg in die 3. Liga ebenso verpasst wie der TSV Wolfschlugen den Klassenverbleib.

Jetzt aber zur neuen Saison:

Timo Durst gehört weiterhin zu den Stützen der Neuhausener.

3. Liga: Da haben wir bei den Männern den TSV Neuhausen und bei den Frauen den TV Nellingen sowie den TSV Wolfschlugen: Die Neuhausener, die schon ein Spiel verloren und eines gewonnen haben, schaffen es wieder, in der Liga zu bleiben, und zwar souveräner als zuletzt. Ich traue den Maddogs zu, tatsächlich den nächsten Schritt zu einem etablierten Drittligisten zu machen.

Die Wolfschlugenerinnen bekennen sich diesmal dazu, dass sie den Aufstieg mitnehmen, wenn sie es schaffen. Ich glaube, dass sie den Relegationsplatz zwei schaffen – dann ist alles offen. Mehr wage ich nicht zu prognostizieren. Bei den Nellingerinnen kann ich mir beim Blick auf den Kader nicht vorstellen, wie das Team den Klassenverbleib schaffen soll. Es wird hammerhart und es müsste sehr viel gut laufen, damit es klappt. Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren.

Gute Stimmung beim BWOL-Trainer-Vorsaison-Gespräch in Deizisau.

Baden-Württemberg Oberliga: Das wird eine superspannende Saison mit dem Modus mit zwei Staffeln, Hauptrunde und anschließender Auf- und Abstiegsrunde. Drei EZ-Land-Teams sind dabei. Also: Der TV Plochingen schafft es in die Aufstiegsrunde, dort aber nicht den Sprung nach oben. Wenn bei der HSG Ostfildern alles optimal läuft, kann es auch einer der ersten vier Plätze der Hauptrunde werden. Ich glaube aber, es reicht nicht ganz. Vor einem Jahr habe ich der HSG den Aufstieg nicht zugetraut und sie hat den Durchmarsch geschafft. Diesmal täusche ich mich gerne wieder. Ich bin mir aber sicher, dass die Mannschaft nicht absteigt. Das traue ich auch dem TSV Deizisau zu, aber es wird eine superenge Kiste und ganz sicher bin ich mir da nicht. Zumal es in der Runde drauf ja wieder nur eine BWOL gibt.

Der TSV Wolfschlugen hat sich aus der BWOL verabschiedet und tritt wieder in der Württembergliga an.

Württembergliga: EZ-Land-Derbys gibt es diesmal nicht. Bei den Männern ist Absteiger TSV Wolfschlugen dabei, bei den Frauen der Aufsteiger der vergangenen Runde TSV Köngen. Ich glaube, dass beide Teams oben mitspielen werden. Die Wolfschlugener werden zu den Top-Teams der Liga gehören, aber nicht aufsteigen. Die Köngenerinnen werden nach einer soliden Saison eine noch solidere spielen und im vorderen Viertel landen.

In der Verbandsliga gibt es wieder jede Menge Derby. Denkendorf und die SG Heli trafen sich schon beim Vorbereitungsturnier in Köngen.

Verbandsliga: Wieder sind fünf EZ-Land-Teams bei den Männern dabei. Und wie habe ich in der Vorschau geschrieben: Eine Prognose ist unmöglich. Aber hier muss ich ja. Okay, alle fünf Teams landen im breiten Mittelfeld und werden den Meister- und einzigen Aufstiegsplatz einem anderen überlassen. Dem SKV Unterensingen? Könnte sein, aber es gibt noch weitere Anwärter. Sie landen in der Reihenfolge TSV Denkendorf, TV Reichenbach, SG Hegensberg/Liebersbronn, Team Esslingen, TSV Köngen. Ich glaube das, weil die Denkendorfer einen guten und stimmigen Kader haben, die SG Heli es erst einmal schaffen muss, ihr Potenzial in möglichst vielen Spielen abzurufen und die Köngener ein paar personelle Probleme haben. Dem neuen und jungen Coach Dominic Fischer traue ich aber einiges zu.

Bei den Frauen wird der TSV Denkendorf ebenfalls einen guten Mittelfeldplatz erreichen, wie die des TV Reichenbach, die sich nach dem Abstieg sortieren müssen.

So, das war mein Part. Mich interessiert eure Meinung, hier oder in den Kommentaren bei Facebook. Und jetzt geht es noch nach Plochingen zum BWOL-Auftakt gegen Neuenbürg. Den Text dazu stelle ich heute Abend noch online auf https://www.esslinger-zeitung.de/sport/handball-in-der-region


Marco Gaßmann ist (wieder) der Trainer der Saison

Marco Gaßmann – das Foto entstand wenige Sekunden, bevor der Aufstieg in die BWOL gefeiert werden durfte. Foto: Rudel

Ihr habt abgestimmt – and the winner is Marco Gaßmann. Er ist der Handballtrainer der Saison im EZ-Land. Damit haben wir zum ersten Mal in der langen Geschichte eine Titelverteidigung. Der Coach der HSG Ostfildern hat einen deutlichen Vorsprung vor Marco Melo vom TSV Wolfschlugen. Einen ausführlichen Text über euren Gewinner gibt es morgen in der Eßlinger Zeitung und vorher schon auf www.esslinger-zeitung.de. Und auch hier im Blog jetzt noch ein paar Zeilen. Danke fürs Mitmachen!

Das Ergebnis in Zahlen.

Natürlich habe ich heute mit Marco Gaßmann telefoniert. Und natürlich wusste er schon, dass er die Wahl gewonnen hat. Gerechnet, das sagte er natürlich auch, habe er mit seiner Wahl nicht. Aber gefreut hat er sich. Interessant fand ich, dass er die vergangene Saison als weniger anstrengend empfunden hat als die davor. Und das, obwohl die Herausforderung, als Aufsteiger gleich wieder aufzusteigen, augenscheinlich ja die größere war. Aber der Druck war eben nicht so groß. Zumindest hat er es so empfunden. Lest in meinem Text in der EZ selbst, was er dazu zu sagen hat.

Die Wahl hier am Kreis gibt es ja schon seit vielen Jahren. Entsprechend hat es viele Sieger geben, die es alle verdient haben. Was es aber noch nicht gegeben hat: dass einer zwei Mal in Folge von euch gewählt wurde. Auch der Trainer der Saison 2021/2022 war Marco Gaßmann.

„Alleine, nominiert worden zu sein, empfinde ich als Auszeichnung. Jeder der Kollegen hätte es verdient, zu gewinnen.“ Das hat mir Marco Gaßmann auch gesagt. Es hat mich gefreut, weil es mir zeigt, dass ich mit meiner Vorauswahl offensichtlich nicht so falsch lag, aber auch, weil es für Gaßmanns große Wertschätzung gegenüber seinen Kollegen spricht. Sein Favorit war übrigens Markus Locher. Auch in meinen Augen ist das einer der besten Trainer, die wir im EZ-Land jemals hatten. Nominiert habe ich ihn schon oft, gewonnen hat er noch nie. Diesmal kam er auf 19 Prozent.

Damit teilt sich Locher Platz drei mit Stefan Eidt, der mit dem TSV Deizisau als Zweiter hinter der HSG den Aufstieg in die BWOL geschafft hat. Man sieht daran auch, wie schwer es ist, die Arbeit der Trainer zu beurteilen. Das ist mir durchaus bewusst, dennoch macht es in jeden Jahr wieder Spaß, die Wahl zu starten. Eidt hatte mit mehr Schwierigkeiten während der Saison zu schaffen als Gaßmann und er hatte auch nicht so einen guten Kader wie der Kollege. Und hat es dennoch geschafft. Marco Melo übrigens ist meiner Ansicht nach nicht nur für das Zweiter geworden, was er mit den Wolfschlugener Frauen in der abgelaufenen Saison erreicht, sondern auch, was er dort entwickelt hat. Auch das ist ein guter Grund.

Gaßmanns Haupt-Verdienst war, dass er es eben geschafft hat, aus einem starken Kader und angesichts der Erwartungshaltung ein Aufstiegsteam zu formen. Denn ein vorhandenes Potenzial abzurufen, sieht einfacher aus, als es ist. Zudem kann man nicht behaupten, dass er über jahrelange Erfahrung verfügt. Der Mann ist (gerade noch) 27, hat schon zwei Aufstiege geschafft und darf sich nun BWOL-Trainer nennen. Hut ab.

Die Auswahl war, das habe ich bei eben dieser schon geschrieben, leicht und schwer zugleich. An einigen Kandidaten kam ich nicht vorbei. Mir ist aber wohl bewusst, dass ich noch mehr Namen hätte nennen können. Jochen Masching, Sinisa Mitranic, Ralf Wagner etwa, aber auch die oder der eine oder andere, die oder der nicht so sehr im Mittelpunkt steht, weil sie oder er in einer unteren Klasse oder in der Jugend trainiert. Da waren sich Marco Gaßmann und ich übrigens auch einig.

Die Wahl zum Trainer der Saison hat in Marco Gaßmann also einen verdienten Sieger – alleine schon, weil ihr Leser und Kenner der Szene mit eurem Sachverstand gar nicht daneben liegen könnt. Aber sie darf durchaus als Wertschätzung für alle gelten, die mehrmals in der Woche in der Halle stehen und ihren Dienst am Sport leisten.

So, war das nicht ein passendes Schlusswort? Ich verabschiede mich hier am Kreis bis zum Saisonstart im September – es sei denn, es drängt mich zwischendurch, etwa zu schreiben. Einen schönen Sommer wünsche ich allen!


Wer ist der Trainer der Saison?

Das Derby zwischen der HSG Ostfildern und dem TSV Deizisau gehörte zu den Höhepunkte der Saison – inklusive EZ-Pokal gab es das Duell drei Mal. Die Trainer beider Mannschaften sind nun nominiert. Fotos: Rudel

Das Saisonende im Amateurhandball ist auch in diesem Jahr etwas zerfleddert. Die 3. Liga ist schon seit einer Weile fertig, die BWOL hat noch drei Spieltage vor sich, die meisten Ligen hatten am vergangenen Wochenende ihren letzten Spieltag. Wann also ist der beste Zeitpunkt, um den Trainer der Saison im EZ-Land zu wählen? Genau jetzt.

Wie ihr es seit vielen Jahren kennt, schlage ich hier einige Kandidaten vor und ihr habt dann etwa eine Woche lang Zeit, abzustimmen. Was diesmal anders ist: Bislang lief die Abstimmung über die Kommentarfunktion hier im Blog und auf Facebook. Jetzt machen wir es klassisch. Über hier gleich aufgeführten Link gelangt ihr zum Abstimmungstool, wo ihr ganz einfach für euren Kandidaten voten könnt. Aber, immer fair bitte, jeder nur ein Mal! Lest vorher aber noch ein paar Sätze zu den fünf Kandidaten Stefan Eidt, Marco Gaßmann, Christian Hörner, Markus Locher und Marco Melo. Die Vorauswahl war dieses Mal leicht und schwer zugleich. Es haben noch mehr Trainer gute Arbeit geleistet. Aber diese fünf heben sich doch noch ein bisschen ab und um sie geht es jetzt.

Gewählt werden kann bis zum kommenden Montag, 8. Mai, um 23.59 Uhr.

Hier geht es zur Abstimmung.

Stefan Eidt (TSV Deizisau)

In seiner zweiten Saison in Deizisau hat er mit der Mannschaft daran geschnuppert, in der dritten hat er es geschafft: Stefan Eidt steigt mit dem Traditionsverein in die BWOL auf, wo viele die Mannschaft auch richtig aufgehoben finden. Was wohl seine größte Leistung in der abgelaufenen Saison war: Er hat mit der Mannschaft auch schwächere Phasen überstanden, ohne von der Spitze abzurutschen. Er hat immer noch Verbesserungsbedarf gesehen und eben diese Verbesserung von den Spielern eingefordert – mit Erfolg. Mit 18 Siegen, zwei Unentschieden und sechs Niederlage schaffen die Deizisauer als Tabellenzweiter den Sprung in die vierthöchste Spielklasse. Der Vater des Erfolgs ist Stefan Eidt.  

Marco Gaßmann (HSG Ostfildern)

Vor einem Jahr wurde Marco Gaßmann für den Aufstieg der HSG in die Württembergliga unter anderem mit der Wahl zum Trainer der Saison im EZ-Land belohnt. Und dann? Er schaffte mit der Mannschaft gleich wieder den Aufstieg, also den Durchmarsch in die BWOL – und das als souveräner Meister mit 23 Siegen in 26 Spielen. Natürlich hatte Gaßmann einen starken, aufstiegsfähigen Kader zu Verfügung. Aber man muss es erst einmal schaffen, den Laden zusammenzuhalten und eine ambitionierte Mannschaft auch dahin zu führen, wo sie hin will und wo das Umfeld sie erwartet. Und das fast ohne jegliche Tiefs – und als 27-Jähriger als immer noch recht junger Trainer.

Christian Hörner (TV Plochingen)

Den Abstieg aus der 3. Liga hat Christian Hörner in der vergangenen Saison als Feuerwehrmann knapp nicht verhindern können und ob es in der noch laufenden mit dem direkten Wiederaufstieg klappt, ist nicht raus.  Zuletzt gab es in Konstanz einen Rückschlag, möglicherweise den entscheidenden. Aber was auf jeden Fall gilt: Es ist Hörners Leistung, mit einer Mannschaft in der starken Liga überhaupt ganz vorne mitzuspielen. Denn sie wurde nach dem Abstieg fast komplett neu aufgebaut, nur vier Handballer waren übrig geblieben. Der Coach hat in der Vorbereitung Wege gefunden, dass das Team sofort funktionierte. Nach dem Ende der Saison verabschiedet sich Hörner aus Plochingen, aber nur, weil die tägliche Anfahrt von seinem Wohnort Pforzheim auf Dauer zu viel ist. Beim TVP sind sie mit der Arbeit des Profi-Trainers sehr zufrieden und sie hätten gerne mit ihm weitergemacht.

Markus Locher (TSV Neuhausen)

Gäbe es hier einen Award für das Lebenswerk, Markus Locher müsste ihn bekommen. Er war bei den Maddogs schon mehrfach Chef-Trainer, Co-Trainer und Teil eines Trainerduos. So auch in der abgelaufenen Saison zusammen mit Alexander Trost. Ab dem Sommer geht er wieder in die zweite Reihe und wird dem neuen Coach Tobias Klisch assistieren. Weshalb Locher nun aber nominiert ist: Oft sind es nicht die Aufstiege, die eine besondere Leistung sind, sondern die verhinderten Abstiege. Genau das hat er gemeinsam mit Trost und der Neuhausener Mannschaft in der dritthöchsten Spielklasse geschafft. Zwar „erst“ am vorletzten Spieltag, aber insgesamt sehr solide und hoch verdient. Locher hat es wieder einmal geschafft, mit seiner Mischung aus akribischer Arbeit und dem Wecken von Emotionen das Beste aus der Mannschaft herauszuholen, die damit die Zuschauer begeisterte. Dazu trugen übrigens auch die mit 874 meisten geworfenen Tore aller Mannschaften der Liga bei.  

 Marco Melo (TSV Wolfschlugen)

Der Aufwärtstrend des Wolfschlugener Frauenhandballs ist eng mit dem Namen Marco Melo verbunden. In der abgelaufenen Runde spielte das Team lange um die Meisterschaft mit – und was machte der Coach? Er verkündete, dass die TSV-Frauen im Fall der Fälle nicht an den Aufstiegsspielen zur 2. Bundesliga mitspielen würden. Er sah sie noch nicht so weit und erklärte zugleich, dass es in der kommenden Runde so weit sein könnte. Melo ist ein Mann der klaren Worte und der klaren Ausrichtung. Am Ende sprang der starke zweite Platz heraus.


Gratulation ins Allgäu – und an die Fils

Die Wangener bejubeln schon während des Spiels jedes Tor. Fotos: Rudel

Seit Sonntagabend steht fest: In der Verbandsliga wird es auch in der kommenden Saison ein EZ-Land-Quintett geben. Der TV Reichenbach hat die Meisterschaft verpasst. Einerseits kann man festhalten: Wenn eine Mannschaft das Spitzenspiel Erster beim Zweiten am vorletzten Spieltag so klar gewinnt, wie es der MTG Wangen beim 33:22 in Reichenbach gelungen ist, dann ist der Aufstieg der Mannschaft verdient. Gratulation ins Allgäu!

Andererseits war die Chance des TVR angesichts von vier Punkten Rückstand bei zwei Spieltagen nur noch sehr gering und entsprechend waren wohl auch Glaube und Wille bei den Wangenern größer. Und: Die Reichenbacher haben die Meisterschaft nicht an diesem Abend verspielt, sondern durch die Phase mit nur einem Sieg aus sechs Spielen von Ende Januar bis Mitte März. Lange hatten sie die Liga dominiert, am Ende aber gehen sie leer aus.

Der verdiente Verbandsliga-Meister: MTG Wangen.

Nach der ersten Enttäuschung werden sie es verschmerzen können. Und spätestens, wenn sie in der kommenden Saison wieder die Derbys gegen Heli, Team, Denkendorf und Köngen haben, werden sie ihren Spaß daran haben. Aber natürlich nagt das an einem, wenn man zunächst über den eigenen Erwartungen abschneidet, dann schwächelt, sich dann wieder fängt – und dann einem anderen gratulieren muss. Das Gefühl, eine insgesamt klasse Runde gespielt und seinen Fans viel Freude bereitet zu haben, wird sich bei den Reichenbacher Handballern wohl erst in ein paar Tagen einstellen. Trotzdem: Auch an die Fils Gratulation für die Leistung in dieser Saison!

Das habe ich in den vergangenen Tagen auch in einem Gespräch mit dem Ex-EZ-Kollegen Michael Panzram erfahren, der schon lange bei der Schwäbischen Zeitung arbeitet und die Stimmung rund um die Wangener Handballer aufgenommen hat: Bei der MTG und ihrem Umfeld wollten sie die Rückkehr in die Württembergliga unbedingt. In der laufenden Saison war es kein Muss, aber es sollte schon sein. Und: Die Wangener müssen immer weit fahren, egal in welcher Liga sie spielen. Dann doch lieber höher. Das Umfeld passt jedenfalls für mindestens Württembergliga. Anders herum gilt: So sehr es die Nachbarn im EZ-Land dem TVR gegönnt haben, auch sie reisen in der kommenden Saison lieber die paare Kilometer nach Reichenbach als ins Allgäu. Lediglich der TSV Wolfschlugen hat das nach dem Abstieg aus der BWOL nun vor sich.

Volle Ränge in der Brühlhalle…

„Es war heiß und stickig und laut im Bus auf der Rückfahrt. Es war Wahnsinn und schon sehr speziell“, ließ MTG-Trainer Sebastian Staudacher Michaels Kollegin von der Schwäbischen Zeitung jedenfalls wissen und kündigte an, dass das Montagabend-Training ausfallen würde, damit weitergefeiert werden konnte. Zudem erklärte der Meistertrainer: „Wir wussten schon, dass wir Qualität im Kader haben, aber auch, dass es an Erfahrung bei einigen Spielern fehlt. Wir wollten uns weiter etablieren in der Verbandsliga und möglichst im vorderen Drittel dabei sein. Dass es dann so ausgeht, ist schon außergewöhnlich.“

Und die Reichenbacher? Sie werden in der kommenden Saison wieder angreifen. Allerdings dürfte das nicht so einfach werden. Der Kader ist stark, aber die Liga ist es auch und große personelle Sprünge können sie nicht machen. Das hätte allerdings auch für den Fall des Aufstiegs gegolten. Eine Personalie kam eben frisch rein: Lenny Binder wechselt vom TSV Alfdorf/Lorch zum TVR, allerdings hört Fabian Tonn auf.

…und prächtige Stimmung.

Und es gibt einige Konkurrenten, die sich ebenfalls deutlich nach oben orientieren werden: Unterensingen, Steinheim, Heli und vielleicht auch wieder das Team Esslingen. Was die Denkendorfer und vor allem Köngener nach der aktuell guten Runde machen, wird auch spannend.

Trainer Jochen Masching und die Reichenbacher: Nächster Versuch in der nächsten Saison.

Was ebenfalls festgehalten werden muss: Auch wenn das Spiel am Sonntagabend in der Brühlhalle weniger spannend war als erwartet, war es stimmungsmäßig eine Werbung für den Amateurhandball. Mein Kollegin Steffi Gauch-Dörre, die für die EZ dabei war, berichtet Folgendes:

„Ich war das erste mal seit Monaten wieder in der Reichenbacher Sporthalle. Voll besetzt, wie erwartet beim Spitzenspiel zwischen dem Ersten und Zweiten der Verbandsliga. Ich hatte nicht erwartet, dass die Stimmung schon vor dem Anpfiff derart ausgelassen sein würde. Die Fans feierten ihre Mannschaften vor, während und nach der Partie. Bevor die Teams loslegten, standen die Reichenbacher Fans schon auf und ließen eben auch nicht nach, als der TVR immer deutlicher zurücklag. Stark!“

Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, dass es Lust auf mehr macht. Noch ein bisschen in der Rest-Runde 2022/2023 und dann ab September wieder.


Zielerreichbarkeitswahrscheinlichkeiten

Trainer Christian Hörner möchte sich gerne mit dem Wiederaufstieg in die 3. Liga aus Plochingen verabschieden. Fotos: Rudel

Das Saisonende in den Handballligen zieht sich in diesem Jahr besonders. Die 3. Liga ist – abgesehen von der Relegation – schon seit zwei Wochen fertig, die BWOL hat ihren letzten Spieltag erst am 20. Mai, alle anderen schließen die Runde irgendwann dazwischen ab. Deshalb warte ich hier am Kreis auch noch mit dem Aufruf zur traditionellen Wahl des Trainers der Saison. Aber eine Bestandsaufnahme lohnt sich. Denn einige Mannschaften kämpfen noch um das Erreichen ihres Saisonzieles. Der Reihe nach:

In der 3. Liga haben die Männer des TSV Neuhausen sowie die Frauen des TV Nellingen und des TSV Wolfschlugen ihre Ziele schon erreicht – klar, weil sie ja fertig sind. Bei den Maddogs und den Hornets ist aber genau das der Punkt, denn sie haben es vermieden, in die Abstiegsrelegation zu müssen. Für die Maddogs ist das ein großer Erfolg, die Hornets waren am Ende selbst verschuldet noch in Gefahr geraten, haben es aber geschafft. Die Wolfschlugenerinnen haben mit dem Verpassen der Meisterschaft ihr Ziel auch erreicht, so komisch das klingt. Denn schon vorher hatte man im Verein beschlossen, an einer möglichen Aufstiegsrunde nicht teilzunehmen. In der kommenden Saison soll das anders sein. Also, ganz klar: Alle drei Drittligisten haben ihr Ziel erreicht.

Im Derby zwischen dem Team und Heli ging es am Samstag nicht mehr um Auf- oder Abstieg, aber sowas von um die Ehre.

In der BWOL steht Aufsteiger TSV Wolfschlugen seit dem vergangenen Wochenende auch rechnerisch als Absteiger fest. Das festzustellen war gar nicht so einfach, denn es war zunächst nicht ganz klar, wie viele Absteiger es geben würde. Das aber ist mittlerweile durch und Wolfschlugen hat damit sein Saisonziel Klassenverbleib verpasst. Anders sieht es beim TV Plochingen aus. Zwei steigen auf, der TVP ist Dritter und damit in Lauerstellung. Aber es sah im Rennen Zwei aus Vier zwischenzeitlich schon schlechter aus. Die Konkurrenten haben das schwerere Restprogramm und spielen zum Teil noch gegeneinander. Der momentane Zehnte TSB Schwäbisch Gmünd ist im nächsten Heimspiel am 6. Mai der von der Papierform stärkste Gegner der Plochinger, die sich keinen Ausrutscher mehr erlauben dürfen. Wobei das mit der Schwere des Restprogramms so eine Sache ist, wie man jüngst bei der Plochinger Niederlage bei Schlusslicht TV Weilstetten gesehen hat. Zielerreichbarkeitswahrscheinlichkeit: 47 Prozent.

Die Männer-Württembergligisten HSG Ostfildern und TSV Deizisau sind schon durch und dürfen sich darüber freuen, obwohl beide noch zwei Spiele zu absolvieren haben. Beide haben den Aufstieg in die BWOL in der Tasche, die HSG steht als Meister und die Deizisauer als Zweiter fest – Haken dran. Bei den Frauen steht Aufsteiger TSV Köngen – schon lange – auf einem sicheren Mittelfeldplatz. Der TV Reichenbach hat bei noch zwei Spielen vier Punkte Rückstand auf den SV Remshalden (der noch eine Partie vor sich hat) auf dem Nicht-Abstiegsplatz. Immerhin haben die TVR-Frauen den direkten Vergleich mit Remshalden gewonnen. Dennoch: Zielerreichbarkeitswahrscheinlichkeit: 5 Prozent.

Alexander Stammhammer und der TV Reichenbach kämpfen noch um ihre kleine Aufstiegschance.

In der Verbandsliga geht es für alle der vielen Teams aus dem EZ-Land mit Ausnahme der Reichenbacher Männer sportlich um nichts mehr und alle dürfen mit dem Erreichten sehr zufrieden sein. Wobei die SG Hegensberg/Liebersbronn in dieser Woche auch ein Ziel erreicht hat, nämlich das, einen neuen Trainer zu finden: Gregor Schäfer wird’s. Die TVR-Männer haben ihre sehr gute Ausgangssituation an der Tabellenspitze durch eine Schwächephase verspielt. Zwei Spieltage vor dem Saisonschluss lautet die Ausgangslage: Bei einem Aufsteiger und keiner Relegation liegt die MTG Wangen vier Punkte vor den Reichenbachern. Am kommenden Sonntag kommt es in der Brühlhalle zum direkten Aufeinandertreffen, danach erwartet Wangen noch den starken Dritten TV Steinheim, für den es allerdings um nichts mehr geht, und die Reichenbacher treten beim Achten Wiwido an. Zielerreichbarkeitswahrscheinlichkeit:  10 Prozent.

Coach Steffen Braun und der TV Altbach müssen noch zittern – und sollten noch ein Mal gewinnen.

Noch ein Blick auf die Ligen von der Landesliga abwärts. Dazu habe ich mir eine Meinung unseres Untere-Klassen-Experten Uli Schmid geholt. In der Frauen-Landesliga ist alles klar: Heli ist zwar auf Platz drei geklettert und Reichenbach II steht auf Platz sechs auch ordentlich da. Aber die Runde ist für sie durch. In der Bezirksliga geht es für die hiesigen Teams an den letzten beiden Spieltagen noch um alles. Wahrscheinlich wird es nur einen Absteiger geben, drei Teams kommen dafür infrage, darunter der momentane Drittletzte TV Altbach und der Letzte SG Hegensberg/Liebersbronn II. Dazwischen steckt punktgleich mit Heli tus Stuttgart – und das ist der Heli-Gegner am nächsten und der Altbach-Gegner am letzten Spieltag. Der TVA hat drei Punkte Vorsprung, aber im Gegensatz zu den Konkurrenten nur noch dieses letzte Spiel gegen den tus. Spannung pur also. Zielerreichbarkeitswahrscheinlichkeit: Altbach 80 Prozent, Heli II 35 Prozent.

In der Bezirksklasse dagegen geht es oben heiß her. Spitzenreiter HSG Ostfildern II hat den Sprung in die Bezirksliga sicher, dahinter streiten sich der TSV Neuhausen II und das Team Esslingen II um den zweiten Aufstiegsplatz. Neuhausen hat zwei Spieltage vor Schluss zwei Punkte mehr und auch den direkten Vergleich mit dem Team gewonnen. Ganz hinten steht der TV Reichenbach II, abgestiegen ist die Mannschaft noch nicht, aber es wird sehr, sehr schwer. Zielerreichbarkeitswahrscheinlichkeit: Neuhausen II 90 Prozent, Heli II 10 Prozent, Reichenbach II 20 Prozent.

In der Kreisliga A schließlich stehen der TSV Köngen II und der TSV Deizisau II als Aufsteiger und das Team Esslingen III als Absteiger fest. Geklärt werden muss an den letzten beiden Spieltagen nur noch, wer Meister und wer Zweiter wird – wobei der momentane Zweite Deizisau mit noch einem Spiel mehr die besseren Karten hat. Feiern werden aber beide Spitzenteams.


Jubel-Bilder im EZ-Land

So sehen Drittliga-Drinnbleiber aus: TSV Neuhausen. Fotos: Herbert Rudel, Robin Rudel, Leni Heinzelmann (1).

Ein Drinnbleiber, ein Aufsteiger, ein Meister – das vergangene Handball-Wochenende hatte es in Sachen Emotionen in sich. Das habe ich noch mal gemerkt, als ich eben die Fotos von unseren Fotografen Herbert und Robin Rudel durchgeschaut habe. Sie machen ja ohnehin klasse Bilder, vor allem beim Handball. Aber was da am Wochenende in unserem Server einlief, war schon besonders.

Deshalb sage ich heute: wenig Worte, viele Bilder. Dazwischen eins vom Aufstieg des TSV Deizisau in die BWOL, das ich am Sonntagabend noch ganz schnell von Dennis Prinz zugeschickt bekommen habe und das Leni Heinzelmann gemacht hat – vielen Dank dafür.

Aber doch noch ein paar Worte zu den anderen Bilder: Die Aufholjagd und der geschaffte Klassenverbleib des TSV Neuhausen am Samstag Abend war nichts Alltägliches. Es war ein packendes Spiel und eine starke Leistung. Der Text, den ich kurz nach Spielschluss online gestellt habe, schrieb sich jedenfalls leicht. Absolut verdient ist der Verbleib der Maddogs in der 3. Liga und gut für das EZ-Land.

Gleiches gilt für die BWOL-Meisterschaft der JANO. Das haben wir in der Montagausgabe kurz vermeldet, morgen kommt dann mehr (und ist jetzt natürlich schon online). Gratulation an die JANO, aber auch an den Nachwuchs des TSV Denkendorf, für den Platz drei auch ein großer Erfolg ist. Der Schluss des EZ-Textes, in dem Denkendorfs Trainer Klaus Riehs zitiert wird, bringt es auf den Punkt: Allein die Tatsache, dass zwei der drei besten Teams des Südwestens aus dem Kreis Esslingen kommen, gerade einmal fünf Kilometer entfernt trainieren, ist für ihn ein starkes Signal: „Im Kreis kommt eine starke Generation nach.“

So, jetzt aber die versprochenen Bilder:

BWOL, wir kommen: TSV Deizisau.
Der Klassenverbleib ist geschafft und die Neuhausener feiern mit ihren jungen Fans.
Dann jubeln sie im Kreis…
Dann in der Hocke…
Dann zu zweit…
Während des Spiels gibt es auch schon Grund zur Freude.
Am Tag danach halten die JANO-Handballer zuerst zusammen…
…und jubeln dann auch.
…und jubeln dann weiter.
…und bekommen von HBW-Präsident Hans Artschwager einen Händedruck.
…stellen sich zum Mannschafts-Jubelfoto zusammen.
…und nehmen die erfolgreiche B-Jugend dazu, die ihren Saison-Höhepunkt bei den deutschen Meisterschaften noch vor sich hat.

Ein menschlicher Handball-Guru

Rolf Brack in seinem Element – beim Handball. Fotos: Rudel

Die Nachricht kam am frühen Morgen und sie hat mich getroffen, wie alle anderen, die ihn kannten: Rolf Brack ist gestorben, mit 69 Jahren viel zu früh. Seither geht mir viel durch den Kopf. Viele kannten Rolf Brack besser als ich. Ich kannte ihn so gut, wie ein Sportjournalist einen Handball-Trainer kennen kann, den er lange kennt und auf den er immer wieder trifft. Und der sich ihm öffnet. Noch öfter, als ich ihn getroffen habe, habe ich mit anderen aus der Szene über ihn gesprochen, auch mit einem Freund und Nachbarn, der unter ihm in Pfullingen in der 2. Bundesliga gespielt hat. Und mir sind immer wieder Dinge eingefallen, die ich mit ihm erlebt oder die ich von ihm erfahren habe. All das fehlt. Meine Gedanken sind bei seiner Eva, seinen Söhnen Daniel und Benjamin und seinen Enkelkindern.

Wie viele von euch, habe ich einige Erinnerungen an Rolf Brack. Und ich kann sagen: ausschließlich positive Erinnerungen, einige prägende. Ich erlaube mir, hier ein paar aufzuschreiben. Viele von euch haben ihre eigenen Erlebnisse und Erinnerungen mit ihm oder etwas, was sie mit ihm verbinden. Lasst es mich ruhig in den Kommentaren wissen.

Ich finde, die Beschreibung seines Freundes Bob Hanning, die er nach der Nachricht von Rolf Bracks Tod gegeben hat, trifft es perfekt: „Rolf war einer der größten Innovatoren unseres Sports. Er konnte wie kein anderer in der Sache streiten, ohne persönlich zu werden. Er hatte einen unglaublich weichen Kern.“ So habe ich ihn erlebt. Superengagiert und supernett. Ein menschlicher Handball-Guru. Ob er den Begriff Guru, der häufig für ihn verwendet wurde, mochte, weiß ich übrigens nicht. Aber ihn zu beschreiben war ohnehin nicht so einfach – menschlich angenehm war er aber auf jeden Fall.

Daniel und Rolf Brack in Plochingen.

Das habe ich schon erlebt, als ich ihn zum ersten Mal getroffen habe. Es war im Jahr 1998. Ich war Student in Tübingen und freier Mitarbeiter bei Zeitung und Radio. Nachdem ich für den Sender, ich war damals bei Antenne 1, schon einige Livereportagen vom SSV Reutlingen gemacht hatte, bekam ich meinen ersten Auftrag für einen produzierten Beitrag. Rolf Brack wurde als neuer Handball-Trainer des VfL Pfullingen vorgestellt. Dass er die Mannschaft in die Bundesliga führen würde, wusste da noch niemand. Ich war gleich beeindruckt: was für eine Persönlichkeit. Und nach den ersten persönlichen Gesprächen: was für ein netter Mensch. Und gleichzeitig: was für ein Profi. Ein leidenschaftlicher Profi.

Ob damals als freier Mitarbeiter und Berufseinsteiger oder später als Sportchef der EZ: Rolf Brack begegnete mir gleich freundlich und offen. Das habe ich bei anderen auch anders erlebt, aber für ihn zählte der Mensch. Am liebsten sprach er natürlich über Handball. Was ich mit professionell meine: Man konnte mit ihm über Hintergründe sprechen. Hob man ihm einfach das Mikrofon unter die Nase, konnte er fünf Minuten am Stück reden, was zum Schneiden der O-Töne gar nicht so einfach war. Sagte man ihm aber vorher, dass man einen zwölfsekündigen Ton für eine Vorschau brauche, bekam man zwölf Sekunden, in denen alles gesagt wurde. Das spielte sich meistens vor dem Training in der Kurt-App-Halle ab. In der Regel kam er ziemlich knapp, denn seine Tage zwischen Uni und Handball waren voll. Viel Zeit verbrachte er im Auto – und nahm sich dann noch welche für den jungen Sportjournalisten.

Zwei Mal durfte ich eine längere Interview-Sendung im Antenne-Studio produzieren, ein Mal mit Rolf Brack (und ein Mal mit dem damaligen SSV-Trainer Martin Hägele, den ich später ebenfalls in Esslingen wieder getroffen habe). Ich weiß noch, da ich das nicht so oft gemacht habe, war ich ein bisschen aufgeregt. Rolf Brack hat mir mit seiner zugewandten Art geholfen. Es wurde ein Erfolg.

Damals in Pfullingen: Rolf Brack an der Seitenlinie des VfL.

Für Erfolg steht Rolf Brack ohnehin. Das und welche Spuren er in der Region Esslingen damals schon hinterlassen hatte, habe ich erfahren, als ich zur EZ gewechselt war. Auch da haben wir uns immer wieder getroffen, er war einfach präsent in der Region, auch wenn er zwar dort gewohnt, aber nach seiner Zeit in Scharnhausen immer außerhalb gearbeitet hat.

Ein Mal hat er eine externe Blattkritik in der Redaktion übernommen. Wie er damals die Arbeit der Sportredaktion gelobt hat, tat gut und kam gut an. Er hat sehr genau verfolgt, was wir über ihn geschrieben haben. Und später auch, was wir über seine Söhne geschrieben habe. Als ich Daniel Brack anrief, um ihm mitzuteilen, dass die Leser des Blogs ihn zum Trainer der Saison gewählt hatten, war er gerade bei seinen Eltern zu Besuch. Ich habe gehört, wie sich Rolf und Eva Brack im Hintergrund gefreut haben. Ein Familienmensch war er auch, was er wiederum auf seine Kinder übertragen hat.

Zuletzt habe ich Rolf Brack bei einem Spiel gesehen, bei dem sein Sohn Daniel auf der Trainerbank saß. Als DER Handball-Trainer der Region und einer der größten Deutschlands aber wird Rolf Brack in Erinnerung bleiben. Und als ein besonderer Mensch.   


Von Nellingen nach Scharnhausen

Was war denn das für ein Sport-Wochenende? Handballerisch zunächst am Freitag das BWOL-Derby zwischen dem TV Plochingen und dem TSV Wolfschlugen, am Samstag gewannen die Drittliga-Frauen des TSV Wolfschlugen das Spitzenspiel in Gröbenzell und die Nellingerinnen traten zu ihrem allerletzten Spiel in der alten Sporthalle 1 vor dem Umzug in die neue Halle an. War das alles? Nein. Bei der HSG Ostfildern „drohte“ der vorzeitige Aufstieg in die BWOL. Sechs Spieltage vor dem Saisonende wohlgemerkt. Und das, obwohl die HSG gerade erst in die Württembergliga aufgestiegen war.

So sehen Durchmarschierer aus – die HSG Osfildern feiert den Sprung in die BWOL. Fotos: Rudel, Riehs (1)

Das würde doch nicht passieren, oder? Immerhin musste Verfolger Schmiden in Langenau verlieren. „Da verlieren manche, pass mal lieber auf“, sagte mir am Freitag noch mein Kollege Andreas Pflüger – als alter Handballer aus eigener Erfahrung. Ich habe aufgepasst. Es ist passiert. Ich bin nach Nellingen gefahren – und in der Halbzeit die paar Kilometer nach Scharnhausen. Schmiden lag zurück. Kam wieder ran. Und hat verloren. Und Ostfildern hat natürlich gewonnen. Und anschließend gefeiert.

Plochingens Manuel Haas ist kaum zu halten.

Um es nicht zu vergessen: Spektakulär war dann ja auch noch der Sieg der Denkendorfer Verbandsliga-Handballer beim Tabellenführer Wangen.

Noch mal die Frage: War das alles? Nein. Es gibt ja nicht nur Handball. Wir hatten auch noch den ersten kompletten Spieltag im Amateurfußball mit den Derbys zwischen dem TSV Deizisau und dem TSV Köngen sowie dem ASV Aichwald und dem TSV Baltmannsweiler. Und dazu – der Raum Esslingen ist ja nicht nur Handball-, sondern auch Randsportarten-Land – das entscheidende Spiel um den Klassenverbleib der SSVE-Bundesliga-Wasserballer gegen Neukölln und in Denkendorf den ersten Spieltag der Radball-Bundesliga seit acht Jahren und das Spitzenduell der 2. Kegel-Bundesliga.

Die Nellinger Fans müssen sich bald an eine neue Halle gewöhnen.

Und was macht der diensthabende EZ-Sportredakteur an so einem Wochenende? Er geht am Freitag nach Plochingen zum Handball (und schreibt aktuell für die Online-Ausgabe), am Samstag zum Radball nach Denkendorf, anschließend zum Handball nach Nellingen und fluchtartig zum Handball nach Scharnhausen (und schreibt aktuell für die Online-Ausgabe). Am Sonntag geht es dann, nachdem die Print-Ausgabe umgeplant sind, zum Wasserball nach Stuttgart – und dann natürlich in die Redaktion, denn die Seiten wollen ja auch noch produziert werden. So viele Termine mache ich an einem Wochenende normalerweise nicht selbst. Zum Glück hatte ich klasse Mitarbeiter am Start, sonst hätte das alles nicht hingehauen. Es war ganz schön eng in der gedruckten Montagausgabe. Der Text zum Radball kommt am Dienstag (und ist jetzt schon online), der zum Kegeln am Mittwoch in der EZ.

Ich könnte jetzt noch ein bisschen mehr über die einzelnen Spiele schreiben, aber zum einen habe ich das ja schon für Netz und Zeitung gemacht – und zum anderen würde das in diesem Fall den Rahmen sprengen. So belasse ich es mal bei diesen Schilderungen. Ihr hattet vermutlich eure eigenen Sport-Erlebnisse am Wochenende.

Und so feiern die Denkendorfer in Wangen. Danke für das Foto, Thomas Riehs!

Ach ja: Es war ganz schön stressig. Aber es hat Spaß gemacht, für so ein Wochenende macht man den Job. Obwohl es in dieser Intensität nicht immer sein muss. Eine gute Woche allen!