Es war ein aufregendes Handball-Wochenende im EZ-Land. Besonders heiß ging es in der Deizisauer Ertingerhalle zu – und heiß könnte es auch bei den Frauen des TV Nellingen werden. Sowohl das Zweitliga- als auch das Drittliga-Team steht auf einem Abstiegsplatz. Wie übrigens auch die Württembergliga-Männer des HC Wernau, die am Wochenende gleich zwei Mal gespielt und zwei Mal verloren haben.
Bleiben wir in der Württembergliga. Unsere Mitarbeiterin Steffi Dörre berichtet heute in der EZ vom erwartet spannenden Derby zwischen Deizisau und Wolfschlugen. Ich hab zwischendurch mal in den Liveticker reingeschaut, auf den „Eippy“ hier hingewiesen hat. Da hat man schon gesehen, wie eng es war. Ein echtes Spitzenspiel eben, obwohl Wolfschlugen vorher zwar Erster und Deizisau trotz höherer Ambitionen nur Sechster war. Das ist die Mannschaft von Trainer Michael Gengenbach nach dem 31:27-Sieg immer noch, Lars Schwends Wolfschlugener sind jetzt Zweiter. In diesem Spiel also waren die Deizisauer etwas stärker, die in der Tabelle überraschend besser dastehenden Wolfschlugener wird die Niederlage nicht umwerfen. Und für den Handballsport war das Spiel eine klasse Werbung. 600 Zuschauer, heiße Stimmung, knapper Spielverlauf – und für die Schiris eine Herausforderung. Es ging derbymäßig ruppig und emotional zu. „Mit zunehmender Dauer wurde die Partie hitziger und Spieler, Trainer sowie Zuschauer stellten beinahe jede Schiedsrichter-Entscheidung lautstark in Frage“, hat Steffi Dörre anschaulich geschrieben.
Was soll ich zu den Nellingerinnen sagen? Die Zweite ist schnell abgehakt. Das Team ist gerade in die 3. Liga aufgestiegen, hat 5:13 Punkte, aber die Leistungen stimmen Trainerin Veronika Goldammer optimistisch, dass es mit dem Klassenverbleib klappt. Nach dem 30:34 in Waiblingen war sie jedenfalls gut drauf und hatte nur Lob für die Spielerinnen übrig. Das Team ist jung und lernt von Spiel zu Spiel dazu. Das könnte reichen.
Beim Zweitligateam ist es etwas komplizierter. Die Hornets sind drei Mal knapp am Aufstieg gescheitert. Es sind sich alle einig, dass unter dem neuen Trainer Arne Kühr eine Übergangssaison mit einem Platz im Mittelfeld okay ist. Aber nicht der Abstieg. So weit ist es noch lange nicht. Aber die Situation ist gefährlich, wie auch Geschäftsführer Stefan Wiech über seine Pressemitteilung geschrieben hat. Fünf von acht Saisonspielen hat das Team verloren. Der Sieg gegen Bietigheim war ein dickes Ausrufezeichen, die Niederlagen gegen Halle Neustadt, gegen Dortmund und jetzt in Berlin waren Nackenschläge. Viel ist mit Verletzungssorgen zu erklären. Christine Gall, Tina Habiger, Martina Heimgärtner, die beiden Neuen Lucyna Wilamowska und Zofia Fialekova und ganz frisch Daniela Stratmann waren oder sind in dieser Runde schon verletzt. Hab ich eine vergessen? Da ist keine Kontinuität möglich, gerade die Neuen sind noch nicht wirklich ein Teil vom Team. Und das Risiko, das in dem dünnen Kader lag, holt die Nellingerinnen nun gnadenlos ein.
Lamentieren hilft aber nicht. Die Liga ist so ausgeglichen, dass man so eben gegen Teams verliert, gegen die man sonst gewonnen hätte. So einfach ist das. So einfach? Dazu kommt sicher, dass in schwierigen Situationen einige TVN-Spielerinnen zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Beim 25:26 gegen Dortmund hat mir 45 Minuten lang der Mut gefallen, mit dem die Hornets gespielt haben, und zwar von fast allen. In Berlin war ich nicht dabei, aber ich habe gestern lange mit Trainer Arne Kühr gesprochen. Und ich kann die Statistik lesen: Tamara Heinzelmann acht Tore. Ariane Geissmann sechs. Stark. Christine Maric null, Louisa Wolf null, Zofia Fialekova null, Lucyna Wilamowska eins, Agne Zukauskaite eins, Maren Weigel drei aus dem Feld. Das ist zu wenig, auch wenn nicht der Hauptjob von diesen allen das Torewerfen ist.
Ich will auch niemanden anprangern, das steht mir schon gar nicht zu, wenn ich nicht in der Halle war. Ich hab die Hornets aber oft genug gesehen, um mir folgende Einschätzung zu erlauben: Es wird sehr viel davon abhängen, ob sich das Team jetzt als solches zusammenrauft und die Spielerinnen, die fit sind, ihre Chance nutzen und Verantwortung übernehmen. Diejenigen, von denen man das wegen ihrer Erfahrung und ihrer Position erwartet. Und die anderen auch. Am Samstag geht es nach Buchholz – da kommen Erinnerungen an die Playoffs vor zweieinhalb Jahren auf. Damals waren die Hornets noch ganz oben. Jetzt müssen sie unten rauskommen.
Ich hab jetzt direkt mal Stefan Wiech angerufen, um nach Daniela Stratmann und nach seiner Einschätzung der Lage zu fragen. „Nö“, hat er auf die Frage geantwortet, ob er sich schon große (Abstiegs-) Sorgen macht. Stimmt schon, der Abstand nach oben ist nicht groß. „Jeder schlägt jeden“, sagt er zu Recht, und meint damit, dass alles eng beieinander bleiben wird. Aber er nimmt die Situation trotzdem ernst und will sich heute noch mit Arne Kühr zusammensetzen.
Daniela Stratmann ist gerade beim Arzt, um ihren kaputten Daumen untersuchen zu lassen. Die Diagnose liefere ich nach und vermelde sie auch morgen in der EZ.