Pfiffe gegen Pfiffe

Nellingens Szimonetta Gera, dahinter wacht Schiedsrichter Peter Behrens. Fotos: Rudel (3), Paesler.

Ich war in den vergangenen Wochen dreimal in einer Handballhalle. In Nellingen Bundesliga der Frauen, in Scharnhausen Württembergliga der Männer und jetzt am Samstag in Neuhausen 3. Liga. Es waren spannende Spiele, es war teilweise hohes Handball-Niveau zu sehen. Was mir aber in allen drei Hallen aufgefallen ist: Es wurde ständig gegen die Schiedsrichter geschimpft. Ich muss ehrlich sagen: Irgendwann ging mir das echt auf den Keks.

In Nellingen beim Spiel gegen Blomberg war ein ausgezeichnetes Schiri-Duo im Einsatz. Ich habe während der 60 Minuten eine einzige echte Fehlentscheidung beobachtet, als die Beiden ein böses Foul an einer Nellingerin nicht gesehen haben. Hallo – wie viele Fehler machen Handballer oder auch Trainer während eines Spiels? Ansonsten war das sehr souverän. Trotzdem wurde von den Rängen und teilweise sogar von Ordnern permanent gegen die Unparteiischen angebrüllt. Echt schade. Und teilweise auch peinlich.

Ein packendes Spiel: Louis Möšnch und der TSV Neuhausen setzen sich nach hohem Rückstand gegen den TuS Fürstenfeldbruck durch.

Beim Spiel zwischen Ostfildern und Hegensberg/Liebersbronn entschied sich das Schiedsrichter-Duo aus Deizisau früh, eher kleinlich zu pfeifen. Bei einem Derby, finde ich, kann man auf die Idee kommen. Am Ende kamen die Beiden mit einer – berechtigten – Roten Karte und nur drei Zweiminutenstrafen aus. Eine gute Leistung war das. Und ein faires Spiel der Mannschaften. Trotzdem gab es aus dem Block der – angesichts der drohenden Niederlage – unzufriedenen HeLi-Fans (wo ich saß) permanent verbal auf die Ohren. Aus der anderen Ecke der Tribüne vielleicht auch, das war nur ein bisschen weg von mir. Mich wundert es nicht, wenn man als Schiri irgendwann keine Lust mehr hat, sich das Woche für Woche anzuhören.

Neuhausens Kapitän Hannes Grundler auf dem Weg zum Tor.

Jetzt in Neuhausen beim grandiosen Spiel gegen Fürstenfeldbruck waren die Schiris nicht so gut. Keine Ahnung, vielleicht hatten sie einfach keinen so guten Tag. Soll bei Spielern ja auch mal vorkommen. Es war nicht richtig grottig und vor allem nicht einseitig, aber nicht sehr souverän und bei manchen Entscheidungen knapp daneben. In der starken Fürstenfeldbrucker Phase in der ersten Hälfte hatten die Neuhausener ein paar Mal Pech mit den Pfiffen, während der Aufholjagd der MadDogs im zweiten Durchgang regten sich die Gäste in der einen oder anderen Situation zurecht auf. Aber es war nichts Spielentscheidendes dabei.

Manche Zuschauer aber, so war mein Eindruck, hatten irgendwann kein anderes Thema mehr als die Schiris. Dabei war auf dem Feld sportlich jede Menge los. Krass fand ich, dass nach der superspannenden Schlussphase, als die Neuhausener ein verloren geglaubtes Spiel durch großen Einsatz noch gewonnen hatten, die beiden Unparteiischen mit einem Pfeifkonzert in die Kabine begleitet wurden. Das Spiel hatte wahrlich andere Themen.

Neuhausener Überraschungssiegjubel.

Ich will jetzt hier nicht als moralischer Zeigefinger-Heber rüberkommen. Ich wollte einfach mal meine Eindrücke schildern. Wobei mir auch aufgefallen ist, dass die Vehemenz der Beschimpfungen nicht unbedingt abhängig von der Qualität der Leistung der Schiris ist. Das nächste Mal schreibe ich wieder über Handball.