Ich wäre vor einer Woche gerne in Lauterstein gewesen. Mit 46:31 hat der TSV Deizisau da in der BWOL im ersten Spiel unter Trainer Veit Wager die dortige SG aus der Halle gefegt. War das wirklich die gleiche Mannschaft, die gestern in der Ertinger-Halle gegen Blaustein gespielt hat? 32:35 verloren und das hoch verdient. Einfach schwach.
Jetzt haben sie es ja wirklich nicht leicht in Deizisau. Dennis Prinz, der Kapitän, meinte gar sinngemäß, der hohe Sieg bei den ebenfalls kriselnden Lautersteinern habe einige in der Mannschaft geblendet. Den Blausteinern jedenfalls reichte eine unaufgeregte, solide Leistung, um die Deizisauer zu schlagen.
Mittlerweile weiß man auch, dass Wager nur Interimstrainer ist. Ich glaube nicht, dass dieser Umstand ansich das Problem war. Das habe ich versucht, in meinem Text in der EZ heute herauszuarbeiten. Die Mannschaft habe gut trainiert, haben alle gesagt. Wager hat es gut gemacht. Er konnte einem gestern fast leidtun. Er war engagiert an der Seitenlinie, hat in den Auszeiten versucht, auf die Mannschaft einzuwirken, hat immer wieder etwas ausprobiert. Und war am Ende genauso konsterniert wie Capitano Prinz.
Was will Wager auch machen? Er ist kurzfristig eingesprungen und betreut die Mannschaft nur für vier Spiele. Drei davon auswärts übrigens. Da kann man nicht viel einstudieren, sondern eher schauen und stärken, was die Mannschaft kann. Und man muss auch deshalb von Spiel zu Spiel denken, weil danach ein Kollege die Arbeit übernimmt. Das ist das Problem.
Wenn der Neue nur schon gefunden wäre. Denn das ist gar nicht so einfach: Der Kandidat muss die vierthöchste Liga coachen können, muss zu haben und zu bezahlen sein. Die Zeit drängt.
Wie gesagt, ich war in Lauterstein nicht dabei. Aber gestern konnte man schon sehen, dass in der Deizisauer Mannschaft einiges nicht stimmt. Die Spieler scheinen nicht so richtig zu wissen, was sie tun sollen. Im Angriff fehlen die Ideen und das Zutrauen, in der Abwehr war auffällig, wie leicht die Blausteiner Lücken auftun konnten. Jeder der Deizisauer Spieler schien mit sich selbst beschäftigt zu sein. Auch die erfahrenen. Wie sollen sie da die Jungen führen? Dass von denen dann auch nicht viel kam, kann man ihnen nicht vorwerfen. Am besten haben mir noch Maxi Schmid-Ungerer und phasenweise Silvan Kenner gefallen, die eine gewisse Unbekümmertheit beim Abschluss gezeigt haben.
Ich weiß, das klingt jetzt alles ziemlich hart. Aber es ist mein frischer Eindruck von gestern. Dennis Prinz hat Recht, wenn er sagt, dass die Mannschaft seiner Meinung nach genug Potenzial hat, um in der Liga zu bleiben. Kürzlich hat er aber auch gesagt, dass die Stärke in den vergangenen Jahren eben gewesen sei, dass die Deizisauer gerade in den Spielen gegen direkte Konkurrenten da waren und die nötigen Punkte geholt haben. Blaustein hätten sie gestern zu einem direkteren Konkurrenten machen können. Jetzt liegen drei Punkte zwischen den Mannschaften.
Das heißt aber auch: Blaustein ist Neunter, Deizisau Vorletzter, dazwischen liegen nur diese drei Punkte. Der Elfte Viernheim hat nur einen Pluspunkt (und einen Minuspunkt, da ein Spiel mehr absolviert) mehr auf dem Konto als Deizisau, und das ist der nächste Gegner. „Ein Sieg dort ist ein Muss“, sagt Wager.
Es wäre gut, wenn der Dauerlösungstrainer bald gefunden ist. Denn es ist einiges zu tun in Deizisau. Aber auch noch nichts verloren.
Kurzer Exkurs: Es gab auch richtig positive Erlebnisse am Wochenende im EZ-Land: Drittligist TSV Neuhausen macht sich nichts aus der Nachricht, dass Trainer Ralf Bader am Ende der Saison nach Bietigheim wechselt, schlägt Balingen-Weilstetten II und ist als Aufsteiger jetzt schon Dritter. Der TV Plochingen holt in der BWOL gegen Viernheim einen Sieben-Tore-Rückstand auf und gewinnt mit einem Tor. Und die BWOL-Frauen des TSV Wolfschlugen sind nach dem 30:26 gegen Muggensturm/Kuppenheim Tabellenführerinnen. Chapeau!