Diesen Satzanfang hört man in diesen Tagen häufiger: „Endlich können wir wieder . . .“ Genau: Endlich können wir wieder den Handball-Trainer der Saison wählen. Theoretisch hätten wir das im Jahr 2021 auch machen können, die Handball-Saison gab dazu aber einfach zu wenig her.
Jetzt haben wir – endlich – wieder eine halbwegs normale Runde gespielt. Mit vielen Einschränkungen, mit viel Mehrarbeit für die Vereinsverantwortlichen, mit mehr Stress für Trainer und Spieler und mit jeder Menge Nachholspielen an vielen Abenden. Es sind alle froh, dass wir die Saison zu Ende spielen durften. Dass es Aufsteiger gab, dass es Absteiger gab – okay, die Absteiger selbst sind wohl weniger glücklich. Viele sind nun aber wohl auch froh, dass die Runde rum ist. Ich gestehe, dass da auch der eine oder andere Sportredakteur dazu gehört, der Abend für Abend bis halb elf am Rechner gesessen, Spielberichte ins System getippt und Seiten belichtet hat.
Aber: Wir wählen wieder. Es gilt, den Nachfolger zu suchen für – erinnert ihr euch noch? Es gilt, den Nachfolger zu suchen für Steffen Irmer-Giffoni, der im Jahr 2020 Trainer der Saison war. Damals hat er sich bei den Frauen des TSV Denkendorf verabschiedet, die nun leider zu den Absteigern gehören. Zu den wenigen im EZ-Land. Und so sind bei den Kandidaten, die ihr hier zur Wahl habt, nicht nur Meister, sondern auch Klassenverbleibsschaffer dabei.
Die Wahl funktioniert wie seit Jahren – und zwar so: Der Schreiber des Blogs stellt Kandidaten vor, ihr entscheidet. Ihr könnt über die Kommentarfunktion hier „am Kreis“ und in den Kommentaren bei Facebook abstimmen. Gerne mit einer kurzen Begründung. Aber bitte nur einmal, entweder im Blog oder auf Facebook, bitte fair bleiben. Gewählt werden kann bis zum kommenden Montag, 30. Mai, um 23.59 Uhr. Das Ergebnis gebe ich dann am kommenden Tag bekannt, verbunden mit einem Text über den Sieger.
Hier ein paar Zeilen über die Kandidaten Marco Gaßmann, Steffen Klett, Markus Locher/Alexander Trost, Johannes Martin und Sinisa Mitranic in alphabetischer Reihenfolge. Es sind vier Trainer und ein Trainerduo – und gleich zwei davon vom TSV Köngen. Darüber habe ich ein bisschen nachgedacht. Aber es ist keine Vereinswahl, sondern eine Trainerwahl, und wenn in einem Club zwei Coaches einen guten Job machen, sollen auch beide die Chance bekommen, dafür die entsprechende Anerkennung zu bekommen.
Marco Gaßmann (HSG Ostfildern)
Der Mann wird in dieser Woche 27 Jahre alt und ist damit jünger als manch einer seiner Spieler. In seine erste komplette Saison als Cheftrainer ging er mit den Worten: „Wir treten an, um aufzusteigen.“ Und gemeinsam mit der Mannschaft lieferte er. Die HSG spielte nicht jedes Spiel supersouverän, aber war mit Abstand die beste der Liga und ist damit verdienter Meister der Verbandsliga. Was sie auszeichnete: Enge Spiele entschied sie für sich. Lange in Erinnerung bleiben wird der grandiose 36:14-Sieg gegen den damaligen Tabellenführer TV Steinheim Anfang März, den die Ostfilderner damit praktisch aus dem Aufstiegsrennen kegelten. Gaßmann hat offensichtlich die richtigen Worte gegenüber den Spielern gefunden, ein akribischer Handballarbeiter ist er ohnehin.
Steffen Klett (TSV Wolfschlugen)
Die Wolfschlugener zählten in der Württembergliga zum Kreis der Aufstiegskandidaten. Und dann erwischte es die Mannschaft dicke, was Verletzungen betraf. Auf jeden Fall dicker als manchen, auch von Corona gebeutelten Konkurrenten. Dass die Wolfschlugener hinter dem verdienten Meister VfL Waiblingen trotzdem den zweiten Aufstiegsplatz belegen, ist auch das Verdienst von Steffen Klett. Er war vor der Saison etwas überraschend als Nachfolger von Veit Wager präsentiert worden und formte aus einem starken ein Aufstiegs-Team. Mit viel Engagement, Leidenschaft, Wissen – und als es ganz eng wurde, setzte er sich selbst mit Trikot auf die Bank. Immerhin ein Saisontor trug er zum Aufstieg bei, der in der Halle des Nachbarn TSV Deizisau gefeiert wurde.
Markus Locher/Alexander Trost (TSV Neuhausen)
Zwischen Markus Locher und Alexander Trost funktioniert es einfach. Und zwischen Markus Locher, Alexander Trost und der Neuhausener Mannschaft funktioniert es. Den Aufstieg am grünen Tisch nahmen die MadDogs als Geschenk an und machten das beste draus. Der Gang in die Abstiegsrunde überraschte nicht. Doch dann waren die Neuhausener da und schafften sicher den Klassenverbleib. Im x-ten Jahr in Neuhausen erreicht Locher die Mannschaft immer noch mit seiner emphatischen und leidenschaftlichen Art und seinem großen Wissen in Sachen Handball. Trost wurde vom Spieler über den Co- zum gleichberechtigten Trainer-Partner. Die beiden können Teamarbeit und haben so einen entscheidenden Anteil daran, dass Neuhausen die Nummer eins im EZ-Land bleibt.
Johannes Martin (TSV Köngen)
Im vorletzten Spiel gegen den härtesten Konkurrenten hat es das Team erwischt: Es gab den ersten Punktverlust der Saison. Am Ende 39:1 Zähler – souveräner als die Köngener Verbandsliga-Frauen kann man nicht aufsteigen. Trainer Johannes Martin wusste, dass er starke Einzelspielerinnen hat. Aber daraus muss man erst einmal ein erfolgreiches Team formen. Das hat er ebenso geschafft, wie dafür zu sorgen, dass die Spielerinnen nach jeden Sieg wieder motiviert und konzentriert in die nächste Begegnung gestartet sind. Johannes Martin und die Köngener Frauen – das ist eine Erfolgsgeschichte.
Sinisa Mitranic (TSV Köngen)
Unter Alen Dimitrijevic hatten die Köngener Verbandsliga-Männer meistens gut gespielt – und meistens verloren. Dann kam Trainerroutinier Sinisa Mitranic, änderte nicht viel, aber genug, um das Pendel umschlagen zu lassen. Neun von elf Spielen hat die Mannschaft unter ihm gewonnen und damit den Klassenverbleib geschafft. Und dafür gesorgt, dass sich der Mann, der eigentlich endgültig mit dem Trainerdasein aufhören wollte, zum Weitermachen überreden ließ. „Ich habe in Köngen den Spaß am Handball wiedergefunden“, sagt er nach den aus seiner Sicht weniger erfreulichen beiden Stationen davor. Und die Handball-Szene, allen voran die in Köngen, darf Spaß daran haben, dass ein Typ wie Mitranic weiterhin in den Hallen anzutreffen ist.