Im Sport geht es schon lange nicht mehr nur um den Spaß, sondern immer mehr ums Geld. Davon können auch viele Handballer ein Lied singen. Es macht schon Sinn, dass hinter den meisten ambitionierten Teams mittlerweile eine GmbH steht. Trotzdem sollte man als Spieler(in) in den oberen Ligen das Geld, das man bei der Vertragsunterschrift zugesichert bekommt, nicht unbedingt fest einplanen. Das Erstaunliche daran: Bei vielen scheint das schon angekommen sein.
Als ich mich gestern mit Silvia Solic vom Bundesliga-Kellerteam DJK/MJC Trier nach der Pokalniederlage bei ihrem Ex-Verein TV Nellingen unterhalten habe, habe ich von ihr ein paar erstaunliche Antworten zu dem Thema bekommen. Die Frau ist cool. Angeblich haben die Spielerinnen und Trainer in Trier seit September kein Geld bekommen, angeblich haben sie mittlerweile doch etwas bekommen. Man weiß es nicht. Zu diesem Thema durfte sich Solic nicht so genau äußern – Maulkorb. Coach Thomas Happe jedenfalls hat kürzlich gekündigt, weil lange nichts auf seinem Konto angekommen ist. Aber Solic hat für die Situation des Vereins durchaus Verständnis. Sie hat darauf hingewiesen, dass es zu Saisonbeginn eben lange kein Heimspiel (gleich Einnahmen) gab und außerdem würde kaum ein Bundesligist pünktlich bezahlen. Wenn das stimmt, wäre das bedenklich.
Drohende oder tatsächliche Insolvenz ist in der Szene immer wieder ein Thema. Sindelfingen hat den Spielbetrieb eingestellt, Trier hat Probleme, Bad Wildungen angeblich auch (mal wieder). Die Liste der Vereine in der Vergangenheit, auch bei den Männern, ist lang. Das Problem daran: Die Clubs, die solide wirtschaften, scheinen im Nachteil zu sein. Weil sie keine Kohle für teure Spieler raushauen und dadurch sportlich schlechter dastehen. Andererseits: Wenn die Nellinger Horners aufsteigen sollten, stehen sie genau vor dem Problem: Mit dem jetzigen Kader können sie sich in der Bundesliga kaum halten, dazu muss man sich nur mal die Aufsteiger der vergangenen Jahre anschauen – Celle, gegen das Nellingen zuletzt im Playoff-Finale gescheitert ist, hat noch keinen Punkt. Rosengarten, Aufsteiger im Jahr davor, ist auch wieder in der 2. Bundesliga. Usw. Sie müssen sich also mit erfahrenen Spielerinnen verstärken, wenn sie eine realistische Chance haben wollen. Aber die Einnahmen steigen im Oberhaus nicht automatisch, zumal wenn das Team mehr Niederlagen einstecken wird als in der 2. Bundesliga. Eine Zwickmühle. Ich bin mal gespannt, wie sie das in Nellingen im Fall der Fälle lösen, dazu wird es in den kommenden Wochen bestimmt einige Gespräche geben. Vor dem Rückrundenauftakt gegen Ketsch am 21. Januar plane ich ein Interview mit dem Sportlichen Leiter (und Ex-Trainer) Stefan Haigis auch dazu.
Darauf, dass jedes Jahr wegen wirtschaftlicher Probleme schon ein Absteiger feststeht, sollte man sich jedenfalls nicht verlassen.
Zum Schluss noch was Erfreulicheres: Als ich gestern vom Pokallos der Hornets gehört habe, musste ich echt schmunzeln. 16 Team sind noch im Topf. Und wer wird’s im Achtelfinale? Metzingen, der härteste Konkurrent im Aufstiegsrennen und große Lokalkonkurrent. So treten die Nellingerinnen im Februar (4. oder 5. und 18.) innerhalb von zwei Wochen zwei Mal in der Öschhalle an. Schade, dass ich am 4. mit dem VfB nach Leverkusen muss oder darf. Aber vielleicht wird das Spiel ja auf den Sonntag terminiert.
Silvia Solic (rechts) gestern neben Daniela Stratmann