Als Florian Beck vor ein paar Wochen gemeinsam mit seinem Sohn Niklas als Zuschauer beim Vesalius-Cup in Köngen war, stellte der Fünfjährige eine Frage: „Papa, warum kennst du hier so viele Leute?“ Immerhin waren sie ein paar Kilometer weg vom heimischen Reutlingen. Beck erzählt die Geschichte lachend. Dem Sohn erklärte er damals, dass er bei dem Vorbereitungsturnier viele Leute getroffen hat, mit denen er früher in seiner Zeit als Handballtrainer zu tun hatte.
Mit Handball kennt sich Niklas aus. Immerhin spielt er selbst schon bei den Minis des VfL Pfullingen. Seine Trainerin ist Heike Locher, die Frau von Markus Locher. Und der war früher Becks Co-Trainer beim Drittligisten TSV Neuhausen. Seit er 17 Jahre alt war, stand der heute 40-jährige Beck als Trainer an der Seitenlinie, zunächst bei der Jugend der HSG Ostfildern, später fünf Jahre lang beim TSV Wolfschlugen und von 2010 bis 2013 in Neuhausen. Seit er bei den MadDogs aufgehört hat, hat man in der Szene nicht mehr viel von Beck gehört. Langweilig wurde ihm trotzdem nicht. Und der Handball spielt in seinem Leben immer noch eine Rolle. Nicht nur wegen Niklas.
Der Hauptgrund, warum Beck damals aufgehört und bei jedem Anruf eines interessierten Vereins abgelehnt hat, waren die Familie und der Beruf. Er ist Sport- und Deutschlehrer an der Riegelhof-Realschule in Nellingen. Seit zwei Jahren hat er zudem einen Lehrauftrag an der PH in Ludwigsburg und bringt dort angehenden Sportlehrern das Thema Handball näher. Aber er hat das Leben ohne Wochenend-Verpflichtungen in den Hallen verschmeckt. „Das erste halbe Jahr war noch hart“, erzählt er, „aber zum ersten Mal habe ich die freie Zeit so richtig schätzen gelernt, als wir Urlaub gemacht haben, wie es eine ganz normale Familie macht.“
Im Winter konnte Beck seiner zweiten großen Sport-Leidenschaft Skifahren nachgehen, im Sommer ging es drei Wochen in die Ferne. „Das war der größte Gewinn für die Familie Beck. Früher mussten wir alles um die Vorbereitung und den Spielplan organisieren.“ Deshalb soll sich das auch nicht ändern. Über Anfragen hat er sich gefreut und sie als Wertschätzung betrachtet, aber „der Deal mit der Familie“ – neben Niklas gibt es noch das zweieinhalbjährige Töchterchen Ida – ist ein anderer. Und Beck ist höchst zufrieden damit.
Beck hat noch Kontakt zu ehemaligen Weggefährten, etwa zur Familie Stoll in Wolfschlugen oder eben zu Markus Locher in Neuhausen. Ansonsten lebt er seine Leidenschaft für den Sport als Schulbeauftragter des Handball-Bezirks Esslingen-Teck und als Regierungsbezirksbeauftragter aus. Dabei organisiert er vor allem Turniere im Rahmen von „Jugend trainiert für Olympia“.
Wie viel Spaß ihm der Handball noch bereitet, spürt man, wenn Beck von einem Erlebnis aus dem Jahr 2015 erzählt: Da qualifizierte sich die Mannschaft der Riegelhof-Realschule für das Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“: „Auch wenn wir in Berlin nur Vorletzter geworden sind, weil sich unser bester Spieler Marvin Thumm früh verletzt hat, war es ein riesen Erlebnis.“
Beck pflegt seine Kontakte, so gut es geht. Zum letzten Mal bei einem Spiel in der Halle war er bei einer Begegnung der A-Jugend-Bundesliga des TV Bittenfeld. Denn da spielt sein ehemaliger Schüler Thumm.
Beck weiß auch schon, wann er wieder zu einem Spiel gehen wird. Natürlich in seiner neuen Rolle als Zuschauer: Am Samstag, 30. September, kommt es in der 3. Liga zum Duell Neuhausen gegen Neuhausen: Zweitliga-Absteiger TV Neuhausen/Erms gegen BWOL-Aufsteiger TSV Neuhausen/Fildern, Becks früherer Club.
Vielleicht nimmt er ja seinen Sohn mit. Es ist nicht weit von Reutlingen. Und immerhin werfen Niklas‘ Pfullinger Tore in einer Jugendspielgemeinschaft mit Neuhausen/Erms.