Eines stellt Simon Wohlrabe gleich Mal klar: „Ich wohne nicht in Düsseldorf, ich wohne in Köln.“ Okay, Köln. Hat was. Dann schnell die Frage umformuliert: „Und, wie ist das Leben in Köln im Gegensatz zu Neuhausen?“ Gut sei es, erzählt er. Die größte Umstellung ist aber nicht der Wohnort, sondern die Tatsache, dass Wohlrabe dort seine berufliche Karriere als Wirtschaftsprüfer vorantreibt.
Und das hat eben auch zur Folge, dass Wohlrabe nach zehn Jahren im Rückraum des TSV Neuhausen nun für ART Düsseldorf Handball spielt. Ausgerechnet für ART Düsseldorf, dürften viele sagen. Den Düsseldorfern waren die Neuhausener nämlich vor eineinhalb Jahren im Kampf um den Aufstieg in die 3. Liga unterlegen. Und jetzt? Neuhausen spielt mittlerweile doch wieder in der 3. Liga, Düsseldorf ist nach einer Runde wieder zurück in der Oberliga Niederrhein. Mit Simon Wolhrabe, 28, als ältestem und erfahrenstem Spieler.
Von Januar bis zum Ende der Saison war Wohlrabe von Düsseldorf nach Neuhausen zu den Spielen gependelt. „Das war mir wichtig – und es gibt ja nichts Schöneres, als sich nach zehn Jahren mit dem dritten direkten Wiederaufstieg zu verabschieden“, sagt er irgendwo in Köln auf dem Weg nach Hause, wo ich ihn am Handy erwische.
Stimmt, das haben nicht viele Handballer geschafft: Drei direkte Wiederaufstiege. Und überhaupt haben die MadDogs einen ihrer prägendsten Spieler der vergangenen Jahre verloren. Wohlrabe war der Taktgeber im Spiel – und dass der fehlt, merkt man jede Woche. Seinen Stellenwert im ART-Team sieht er nun so: „Es gab dort nach dem Abstieg einen großen Umbruch, es ist eine sehr junge Mannschaft. Meine Rolle ist vielleicht nicht ganz die wie in Neuhausen, aber es geht in die Richtung.“ Richtung Rückkehr in die 3. Liga muss es nach dem Umbruch aber nicht unbedingt gehen.
Wie lange Wohlrabe für die Düsseldorfer, bei denen er ab Januar schon mittrainierte, spielen möchte, weiß er noch nicht. „Ich denke von Jahr zu Jahr.“ Denn das Verhältnis zwischen Beruf und Handball hat sich ganz klar Richtung Beruf verschoben. „3. Liga wäre ganz nett gewesen“, sagt er denn auch zum Umstand, dass ART wieder abgestiegen ist – eine Klasse tiefer lässt sich die Verschiebung der Präferenzen aber durchaus besser umsetzen.
Was bei den Neuhausenern passiert, verfolgt er natürlich. Über das Internet und durch Gespräche mit seinen Kumpels Timo Flechsenhar und Hannes Grundler, der bei den MadDogs so langsam die Lücke schließt, die Wohlrabe hinterlassen hat. „Sie hatten eine schwierigen Phase“, sagt er – hofft nun aber, dass sie die Bilanz von bislang 2:6 Punkten und dem vorletzten Platz verbessern. Am Samstag wird er sich mal wieder selbst einen Eindruck von seinen Ex-Kameraden verschaffen. Er verbindet einen Heimatbesuch in Wißgoldingen mit einem Besuch beim Spiel der Neuhausener in Kornwestheim.
Ist doch wahrlich kein schlechter Zeitpunkt, um nachzufragen, was Simon Wohlrabe seit seinem Weggang aus Neuhausen so treibt.