Wer ist der Trainer der Saison?

Das Duell Reichenbach gegen Heli war eins der Highlights für beide Mannschaften in der Spielzeit 2024/2025. Heli steigt nun auf, der TVR geht in die Entscheidungsspiele – und die Trainer beider Teams sind bei der Wahl nominiert. Fotos: Rudel, Kehle (1)

Nach der Saison ist vor Mallorca – und für ein paar Teams auch noch vor den Entscheidungsspielen. Die gehen am Wochenende 23./24. Mai los. Es bietet sich doch an, die Zeit bis dahin mit der traditionellen Wahl zum Trainer der Saison im EZ-Land zu überbrücken.

Es läuft wie immer: Ich schlage vor und ihr wählt. Lest aber noch kurz die paar Zeilen durch, die ich zu zwei Kandidaten und den zwei Kandidaten-Paar geschrieben habe, die da (in alphabetischer Reihenfolge) sind: Simon Hablizel (TSV Wolfschlugen), Timo Bayer und Bastian Schneider (TSV Neuhausen), Daniel Roos und Jochen Masching (TV Reichenbach) und Veit Wager (SG Hegensberg/Liebersbronn).

Gewählt werden kann bis zum Montag, 19. Mai (23.59 Uhr) – und zwar hier:

Simon Hablizel (TSV Wolfschlugen)

Eigentlich muss man nur auf die Tabelle schauen: Die Frauen des TSV Wolfschlugen sind in der 3. Liga auf Platz zwei gelandet und damit das Team im EZ-Land, das am weitesten vorne ist. Umso erstaunlicher ist das, weil es Trainer Simon Hablizel gelungen ist, die Spielerinnen – und freilich taten diese das auch selbst – immer wieder zu motivieren, obwohl früh klar war, dass das Team nicht an der Aufstiegsspielen zur 2. Bundesliga teilnehmen würde. Guten Offensivhandball haben die Wolfschlugenerinnen ihren Fans geboten – und vor allem erfolgreichen. Hablizel bleibt – und auch in der kommenden Runde dürften die Wolfschlugenerinnen zu den Spitzenteams gehören.  

Timo Bayer und Bastian Schneider (TSV Neuhausen)

Trainer Timo Bayer (links) und Trainer Bastian Schneider (TSV Neuhausen).

Der TSV Neuhausen war auf breiter Basis erfolgreich: Die Drittliga-Männer am Ende auf dem starken sechsten Platz, die zweite Männermannschaft in die Landesliga Meister und Aufsteiger – und die Frauen haben sich in dieser Klasse nur eine Saison lang aufgehalten und steigen als Aufsteigerinnen schon wieder gleich in die Verbandsliga auf. Durchmarsch nennt man das – und das ist auch ein Verdienst des prima funktionierenden Trainerduos Timo Bayer / Bastian Schneider (rechts). Die Anerkennung im Club und in der gesamten regionalen Handballszene ist den beiden dafür sicher.

Daniel Roos und Jochen Masching (TV Reichenbach)

Es war ein notgedrungen zustande gekommener Rollentauch – der sowas von hingehauen hat: Aus dem Co-Spielertrainer Daniel Roos (rechts) wurde verletzungsbedingt der Coach am Spielfeldrand und aus dem Cheftrainer Jochen Masching der Lenker und Torewerfer auf dem Spielfeld. Das hätten sich beide vor dem Saisonbeginn auch nicht träumen lassen. Das wiederum galt auch dafür, dass die Mannschaft mit dieser Konstellation am Ende noch auf Platz drei landete – und so in die Verlängerung und die Entscheidungsspiele um den Aufstieg in die Oberliga darf. Was gegen einen unbekannten Gegner aus dem Badischen rauskommt, ist ziemlich offen – aber die Saison ist jetzt schon ein fast schon sensationeller Erfolg.

Veit Wager (SG Hegensberg/Liebersbronn)

Die Berghandballer haben Veit Wager geholt, um mit einer guten Mannschaft noch erfolgreicher zu sein – und Wager hat geliefert. Die Spieler und er haben sich auch vom – erwarteten – etwas holprigen Saisonstart nicht aus der Ruhe bringen lassen, haben weitergearbeitet, sind zusammengewachsen – und feiern nun hoch verdient als Zweiter hinter dem ebenso verdienten Meister SKV Unterensingen (Wagers Heimatverein) den Aufstieg in die Oberliga. Die SG Heli in der Oberliga, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Geschafft hat es die Mannschaft mit Wager und seiner Mischung aus Fachkenntnis und Motivationskünsten.


Abschiede und Abstürze

Ein historischer Moment: Manuel Späth erzielt sein letztes Tor in einem Pflichtspiel. Fotos: Paesler (3), Rudel

Das für die meisten Teams letzte Handball-Wochenende der Saison hatte es in sich. Jetzt stehen noch die Entscheidungsspiele an – wir haben heute in der Redaktion gelernt, dass es offiziell nicht Relegationsspiele heißt. Dazu steht noch nicht alles fest. Sobald es so weit ist, lest ihr es in der EZ.

Fest steht, dass die Männer des TSV Deizisau innerhalb eines Jahres von der damaligen Baden-Württemberg Oberliga in die Verbandsliga absteigen. Und, das ist schon ein bisschen länger klar, dass der ehemalige Bundesligist TV Nellingen kein Frauenteam mehr haben wird. Die beiden Themen und damit auch die Texte dazu in der EZ haben die Menschen in der Szene in den vergangenen Tagen am meisten beschäftigt.

Der bittere Moment: Deizisau ist abgestiegen.

Beide Fälle sind bitter, aber sehr unterschiedlich gelagert. Ich habe dazu einiges geschrieben und zu Deizisau kommt in dieser Woche auch noch was. Deshalb hier am Kreis dazu zunächst nichts mehr.

Bevor ich zu freundlicheren Themen komme, noch ein Hinweis: Ende der Woche starte ich hier wieder die Wahl zum Trainer der Saison. Stay tuned und macht wieder alle kräftig mit!

Steffen Rost war bei seinem Heimatverein Feuerwehrmann, Retter war er am Ende bei allem Einsatz am Ende nicht.

Richtig Spaß macht zurzeit die A-Jugend der JANO Filder, die sich tatsächlich gegen die Füchse Berlin durchgesetzt hat und im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft steht. Auch die Texte dazu wurden sehr, sehr gut gelesen – und die Tribünen bei den beiden Spielen in Neuhausen und Berlin waren ja auch voll. An dem Thema bleiben wir natürlich dran. Zunächst geht es für die JANO-Jungs nach Leipzig, das Halbfinal-Rückspiel ist dann am übernächsten Wochenende in einer Halle auf den Fildern – in welcher steht noch nicht fest.

Top Technik in der Sporthalle 1. Über den Hinweis auf die EZ-Aktion habe ich mich gefreut.

Am Samstagabend, ich hatte zuvor noch mit JANO-Trainer Magnus Gründig über das Spiel in Berlin telefoniert und den Text dazu online gestellt, habe ich einen historischen Moment miterlebt. Und ich habe ihn eher zufällig mit dem Handy festgehalten – die Bildqualität bitte ich entsprechend zu entschuldigen 😉. Manuel Späth, der prominenteste und wahrscheinlich auch beliebteste Handballspieler aus der Region der vergangenen Jahre, hat sein letztes Tor geworfen. Zumindest sein letztes in einem offiziellen Match, denn sein Abschiedsspiel am 5. Juli folgt ja noch.

Es war ein schöner Rahmen in der schicken Sporthalle 1 beim letzten Saisonspiel seiner HSG Ostfildern gegen den VfL Waiblingen und alles bis zum Ergebnis von 29:21 hat gepasst. Und wie „Urmel“ so ist, stand er natürlich im Mittelpunkt, hat sich aber nicht in diesen gedrängt und auch den anderen Abgängen Sebastian Pollich, Roman Fleisch, Moritz Schlemmer, Co-Trainer Timo Flechenhar und einigen aus der zweiten Mannschaft ihren Rahmen gelassen.

Die HSG-Handballer sagen Tschüss. Aber: Man sieht sich.

Aber dieses letzte Tor (für Statistiker: Es war das zum 28:20, Endstand war 29:21) wollte er einfach haben, ich habe das ja in meinem Text beschrieben. Manuel Späth wird auf den Spielfeldern früher der Welt und in den vergangenen drei Jahren der Region fehlen. Aber auch das ist schön: Er wird weiter präsent sein. Ich freu mich drauf, ihn immer mal wieder zu sehen. Sicher am 5. Juli.    


Blick nach Deizisau

Bei den Deizisauern herrscht Frust. Nicht nur bei Torhüter Fabian Bauer. Fotos: Rudel, Kehle (1)

Seit vielen Jahren schreibe ich diesen Handball-Blog. Aber natürlich beschäftige ich mich in meinem journalistischen Leben mit vielen Sportarten. Das ist auch das Schöne an der Arbeit bei der EZ: Es gibt hier eine unfassbare Fülle. Und so fallen mir auch immer wieder Verbindungen ein. Dazu später.

Es war einiges Los an diesem Handball-Wochenende. Ich war am Freitag beim Viertelfinal-Hinspiel der A-Jugend um die deutsche Meisterschaft zwischen der JANO Filder und den Füchsen Berlin und am Samstag beim Verbandsliga-Spitzenspiel zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem SKV Unterensingen. Am Sonntag hatte ich Dienst in der Redaktion und habe die Seiten produziert.

Ein Jugendspiel vor 1000 Zuschauer, das ist eine coole Sache.

Es waren zwei Spiele mit einem sehr unterschiedlichen Fokus, die ich gesehen habe. Die A-Jugendlichen haben in Anbetracht der Bedeutung des Spiels und wohl auch angesichts der noch nicht ganz so großen Erfahrung viele Fehler gemacht. Aber das Niveau war schon unglaublich. Das hat richtig Spaß gemacht. Einige der Jungs auf dem Spielfeld werden noch öfter vor 1000 Zuschauen spielen und mehr.

Mit 31:30 hat die JANO gewonnen. Damit sind die Füchse im Rückspiel in Berlin der Favorit. Aber hey, selbst wenn es nicht zum Einzug ins Halbfinale reichen sollte: Die JANO spielt im Konzert der bekannten Namen im deutschen Handball mit, das ist echt großes Handball-Kino. Dazu kommt: Die für mich beiden besten Spieler waren JANOs Max Heydecke und Berlins Julian Kusche, der mal von den Fildern in die Hauptstadt gezogen ist. Noch Fragen? Coole Kerls sind das jedenfalls beide.

Heli gegen SKV – man sah, warum die eine Mannschaft Erster und die andere Zweiter der Verbandsliga ist.

Zu Heli: Es war das Spitzenspiel, aber es stand schon fest, dass der SKV (was für eine starke Abwehr…) die Saison als Erster und die SG Heli als Zweiter abschließen werden. Deshalb war die Begegnung, die Unterensingen verdient mit 26:23 gewann, ein Beispiel dafür, dass es zurzeit manchmal mehr darauf ankommt, was in anderen Hallen passiert als in der eigenen. Ob Heli direkt aufsteigt oder in die Relegation geht und/oder ob Nachbar und Ligakonkurrent TV Reichenbach in die Relegation geht oder leer ausgeht, hängt von vielen Faktoren ab. Das betrifft natürlich nicht nur diese Liga. Aber offensichtlich ist es vor allem angesichts der Strukturreform nicht zu ändern.

Ich hoffe, dass nächste Saison diesbezüglich wieder mehr Klarheit herrscht. Ganz klar wird man es nicht hinbekommen, aber vielleicht klarer.

Und damit nach Deizisau. Ist euch schon aufgefallen, dass sie da irgendwie Knoten in den Beine haben? Und das nicht nur bei den Handballern, sondern auch bei den Fußballern des TSV. Die einen in der Ober-, die anderen in der Bezirksliga. Beide haben am Wochenende ein wichtiges Spiel im Kampf um den Klassenverbleib verloren (die Handballer gegen Weilstetten, die Fußballer gegen Plochingen) und beide haben eigentlich eine zu gute Mannschaft, um runterzugehen. Aber der Gedanke daran bringt ja nichts, wenn man trotzdem in großer Abstiegsgefahr schwebt.

Wie war das mit dem Frust bei Deizisau? Hier jubeln die Plochinger Fußballer.

Eine weitere interessante Parallele gibt es: Beide waren mal das Aushängeschild ihres Sports in der Region, die Handballer eindeutig, die Fußballer eher in wechselnden Konstellationen. Schade wäre es in beiden Fällen, wenn es zum Abstieg kommt – und in beiden Fällen wäre der Blick in die Zukunft spannend. Noch ist es nicht so weit, aber man muss sich mit dem Gedanken befassen. Ich tu das aus professionellen Gründen in den kommenden Wochen intensiv. Wobei bei den Handballern ja schon am kommenden Sonntag die Entscheidung fällt.

Das Sport-Wochenende hat noch viel mehr Themen geboten, aber diese habe ich mal rausgepickt. Wie ist eure Meinung?


Von Ären

Sagen servus: Ralf Wagner (rechts) und Klaus Riehs. Letzterer bleibt dem TSV Denkendorf aber erhalten. Danke Thomas Riehs für die Fotos.

Ich musste erst einmal recherchieren, ob es von dem Wort „Ära“ einen Plural gibt. Denn Ären, so lautet er, sind in diesen Tagen ein bisschen das Thema im hiesigen Handball. Eine endet, eine könnte enden, eine könnte beginnen und eine technische hat begonnen. Und dann gibt es, das ist ein anderes Thema, noch das eine oder andere Fragezeichen, was den Saisonendspurt betrifft. Doch der Reihe nach.

Zehn Jahre bei einem Verein, das muss man erst einmal schaffen. Trainer Ralf Wagner hat es beim TSV Denkendorf (sehr bald) geschafft. Aber ein elftes kommt nicht dazu. Deshalb wurde er im Rahmen des letzten Saison-Heimspiels der Denkendorfer gebührend verabschiedet. Es geht mit der Mannschaft noch zum Derby nach Reichenbach und dann nach Unterhausen – und dann für Wagner zum TSV Zizishausen.

Sein „Co-“ Klaus Riehs sagt auch servus. Aber lediglich zur Verbandsliga-Mannschaft. Im Verein wird er bleiben. Er hat auch einen großen Anteil an der Entwicklung. Riehs und Wagner haben einstmals das Projekt „Männer 1“ gestartet.

Die Denkendorfer Handballfamilie feiert den Abschied gebührend.

Wagner hat in Denkendorf viel bewegt. Für uns bei der EZ war er immer ein sehr, sehr angenehmer Gesprächspartner. Die Handballer in Zizishausen dürfen sich freuen, und die Kollegen von der Nürtinger Zeitung, mit denen er ab der kommenden Saison mehr zu tun haben wird, auch. Aber man sieht sich – mit Zizis beim EZ-Pokal zum Beispiel?

Jetzt zum weniger angenehmen Teil. Ich war gestern beim TSV Deizisau. Wir haben am Sonntagabend ausnahmsweise das Heimspiel des Drittligisten TSV Neuhausen sausen lassen, zumindest was einen Reporter und einen Fotografen in der Halle betrifft. Die Neuhausener haben brav und unaufgeregt ihre Aufgabe gegen das Schlusslicht TG Landshut gelöst. Für die Deizisauer ging es einfach um mehr. Der Zustand des einstigen Aushängeschildes des EZ-Handball-Landes ist kein guter. Mit 27:34 hat die Mannschaft gegen die SG Schozach/Bottwartal verloren. Und sich damit dem Durchgereichtwerden in die Verbandsliga genähert.

Noch zwei Spiele bleiben: Die Deizisauer Spieler und Trainer-Feuerwehrmann Steffen Rost müssen sich zusammenraufen.

Wenn es so weit kommt, käme es auch dem Ende einer Ära gleich. Von der Nummer eins sind die Deizisauer schon zur Nummer vier oder fünf in der Region geworden. Ein weiterer Abstieg wäre echt ein Einschnitt.

Noch besteht Hoffnung, aber ehrlich gesagt, und das habe ich in meinem Text über das Spiel so geschrieben, weniger, weil die Mannschaft doch so gut ist, sondern weil es die Konstellation hergeben könnte und der Drittletzte drinbleibt. Zumindest ist das meinen Eindruck vom Auftritt gegen Schobott. Drittletzter ist im Moment Deizisau, am 26. April kommt der TV Weilstetten. Der steht mit einem Punkt weniger noch einen Platz schlechter da – hat aber auch noch ein Spiel mehr. Das wird also ganz wichtig.

Auf der anderen Seite steht die SG Hegensberg/Liebersbronn vor dem Sprung in die Oberliga. Darauf haben sie bei den Berghandballern lange hingearbeitet. Man stelle sich vor: Heli in der Oberliga, Deizisau in der Verbandsliga. Dann doch lieber Derbys oben. Übrigens auch mit dem SKV Unterensingen. Auf diesem Wege Gratulation an Trainer Michael Schwöbel und den SKV!

Erschienen ist mein Text über Deizisau auf einer Premierenseite: Zum allerersten Mal haben wir in der Montagausgabe der EZ im E-Paper eine exklusive Seite mehr produziert. Da sind ab jetzt während der Saison die Sonntagabendspiele der Handballer drauf, die es nicht mehr in die gedruckte Zeitung schaffen. Zudem stellen wir die Spiele der Woche im Fußball drauf. Diesmal war es gleich ganz schön eng, weil inklusive Deizisau sieben Handballteams aus dem EZ-Verbreitungsgebiet am Sonntagabend gespielt haben. Das kommt nicht oft vor. Im Print erscheint die Seite in der Dienstagausgabe.

So sieht die E-Paper-Sonderseite aus – zumindest der obere Teil.

Für uns in der Redaktion bedeutet das am Sonntagabend, wenn eh die Hütte brennt, mehr Aufwand. Aber wir machen es gerne. Also nutzt den Service und erzählt es rum. Die Printabonnenten können das E-Paper ja kostenlos dazu bekommen.

Wie immer in der Dienstagausgabe – Print und E-Paper – kommt ja auch die Zusammenfassung der unteren Handballligen. Auffällig diesmal ist, dass das Was-wäre-wenn kurz vor dem Saisonende die erstaunlichsten Sachen mit sich bringt. Oder hättet ihr gewusst, dass Männer-Landesligist TSV Köngen Stand heute doch noch in die Aufstiegsrelegation darf? Und Frauen-Landesligist TV Reichenbach auch? Es bleibt ein bisschen unübersichtlich. Und spannend.   


Drinbleiben plus Aufsteigen gleich ein spannendes Derby

Ob sie eine gemeinsame Taktik aushecken? Veit Wager (links) und Ralf Wagner vor dem Derby. Fotos: Rudel, Paesler

Puh, ich hab hier echt schon eine ganze Weile nicht mehr geschrieben. Ich hoffe, ihr findet mich überhaupt noch. Es ist halt immer viel und auf jeden Fall nicht weniger im Redaktionsalltag zu tun und der muss abgearbeitet werden, bevor ich im Blog in die Tasten greifen kann.

Aber es gibt schon genug Sachen, die mir in der Handballszene auffallen. Zwei, beziehungsweise zwei Mannschaften, will ich heute herausgreifen. Es sind zwei, bei denen es nicht ausgeschlossen ist, dass sie im Sommer die Liga tauschen. Wobei ich eher glaube, und das seit dem Wochenende noch mehr, dass die eine zur anderen aufsteigen wird.

Bekommen Trainer Steffen Rost und die Deizisauer die Klssenverbleib-Kurve?

Um wen es geht: TSV Deizisau und SG Hegensberg/Liebersbronn. Die einen haben eine schwere Zeit, bei den anderen läufts.

Die Entwicklung der Deizisauer ist schon krass. Die Murkssaison zuvor in der BWOL und jetzt schwebt die Mannschaft in der Oberliga schon wieder in Abstiegsgefahr. Die ist akut, aber es gibt Hoffnung. Weil es zuletzt einen Sieg gab, weil Interimstrainer Steffen Rost etwas bewirken kann und auch schon bewirkt hat. Und weil in der Tabelle alles so unfassbar nah beieinander ist, dass ein oder zwei Siege schon viel ausmachen.

Ein Vorteil der Deizisauer ist zurzeit, so hab ich das Gefühl, ein bisschen ein Nachteil. Es gab in den vergangenen Jahren wenig Fluktuation im Kader. Das ist ansich ein Trumpf, den nicht viele Teams vorweisen können. Andererseits geht so auch manchmal nicht (mehr) allzu viel nach vorne. Aber Deizisau hat ein Umfeld, hat Potenzial und immer noch gute Spieler. Deshalb glaube ich, dass da (wieder) was gehen kann – vorausgesetzt, es klappt mit dem Klassenverbleib, und vorausgesetzt, es kommt ein Trainer, der ein bisschen was wachkitzeln kann. Klar ist, dass Rost nach seinen Feuerwehreinsatz aufhört, und klar ist auch, dass die Suche nach einem Nachfolger angesichts der Unsicherheit nicht so leicht ist. Aber das wird schon.

Hart, aber fair geht es zwischen Denkendorf und Heli zu.

Deizisau aber gehört auf jeden Fall mindestens in die Oberliga. Dort, da bin ich mir einigermaßen sicher, wird in der kommenden Saison auch die SG Heli auflaufen. Wenn ich das „Was wäre wenn“ richtig gelesen habe, und das ist nicht so einfach, würde Heli Stand heute jedenfalls sogar ohne Relegation aufsteigen (und Deizisau absteigen).

Da, also bei Heli, ist wirklich was gewachsen. Nicht schnell, aber kontinuierlich. Und damit vermutlich nachhaltig. Vor der Saison wurden mit der Verpflichtung von Alexander Stammhammer und Yannik Heetel aus Reichenbach zwei Mosaiksteine hinzugefügt und in Veit Wager ein Trainer geholt, der passt. Ich habe am Sonntag das Spiel in Denkendorf gesehen. Vierter gegen Zweiter, aber gefühlt Achter gehen Zweiter. Das lag weniger an den Denkendorfern. Das ist eine – wenn auch zurzeit personell besonders doll gebeutelte – tolle Mannschaft, ebenfalls mit einem tollen, aber bald scheidenden Trainer (Ralf Wagner). Aber Heli ist einfach gut. Spielerisch stark, robust, eingespielt, dazu zurzeit natürlich super selbstbewusst.

Auszeit. Die Herren haben mir beim Derby auch gefallen. Erinnert ihr euch an die Aktion „Keine Pfiffe gegen Pfiffe“? In der Denkendorfer Halle ist sie noch präsent.

Vor allem aber, und das stimmt für einen möglichen Aufstieg und die Oberliga zuversichtlich: Ich kenne wenig Mannschaften, die auf hohem Niveau so ausgeglichen besetzt ist. Das macht das Füllen der EZ-Rubrik „beste Spieler“ bei den Texten immer schwer. Ich hab beim Sieg gegen Denkendorf trotzdem jemanden gefunden.

Also: Deizisau bleibt drin, Heli steigt auf – das gibt ein spannendes, neues Derby in der kommenden Saison. Wenn alles so kommt, wie ich es vermute. Was meint ihr?


Ungewöhnliche Vorgänge

Viele inklusive Veronika Goldammer (vorne) wird man nicht mehr in Hornissen-Farben sehen. Romuald Guervilly (links) will helfen. Fotos: Rudel

Es ist handballerisch gerade ein ziemliches Wechselbad der Gefühle. Negativer Höhepunkt war der Tiefpunkt, an dem der TV Nellingen angekommen ist. Positiver, wenn auch von längst nicht so großer Tragweite, der Sieg des TSV Deizisau gegen Spitzenreiter TV Neuhausen/Erms. Das andere Neuhausen, „unser“ TSV in der 3. Liga, macht gerade auch Spaß, was angesichts der vielfältigen Personalien für manche durchaus etwas überraschend sein könnte.

Was soll ich zu Nellingen schreiben? Ich verfolge die Hornets ja schon viel länger, als sie sich überhaupt Hornets nennen. Daher ist mir der Verein natürlich bei aller journalistischen Objektivität nicht egal. Alleine schon, weil der TVN einfach eine Nummer ist in der hiesigen Szene. Oder bald war?

Dass ein Viertligist – und ehemaliger Bundesligist – sein Team aus dem laufenden Spielbetrieb abmeldet, ist jedenfalls kein gewöhnlicher Vorgang. Es werden in der Sporthalle 1 auch in der kommenden Saison Tore geworfen. Auf jeden Fall in der Jugend, aber sicher nicht auf dem bisherigen Niveau. Ob es ein Frauenteam geben wird, steht tatsächlich in den Sternen. Wer hätte sich das vorstellen können? Als Problem stellt sich nun auch heraus, dass es kein zweites Team mehr gibt – um aufzufüllen oder um im Zweifel dessen Startplatz einzunehmen.

Romuald Guervilly hat in Nellingen gerade erst richtig angefangen – und jetzt ist Schluss.

Mir tut das alles leid für die, die bleiben, die, die für sich keine Perspektive mehr in Nellingen sehen, und die, die sich einbringen – zum Teil erst seit ein paar Wochen. Der neue Trainer Romuald Guervilly etwa, der sich fragen muss, wo er da hineingeraten ist – und trotzdem helfen will, den Karren wieder einigermaßen flott zu bekommen.

Stand heute, so hat es mir Abteilungsleiter Tobias Danner erklärt, gibt es sicher zwei und vielleicht vier Spielerinnen im Kader für die (Oberliga-) Saison 2025/2026. Die Abteilungsführung um Danner, die auch erst seit einem Jahr im Amt ist, will durch eine Rückholaktion ein Team zusammenbekommen. Ob das angesichts des angeschlagenen Rufes gelingt? Von unten kommt nicht ausreichend viel nach, selbst Danner spricht von einer „massiven Abwanderungswelle“ zur HSG Stuttgart/Metzingen. Manche gehen auch anderswo hin.

Zur HSG wechselt die langjährige Trainerin und sportliche Leiterin Veronika Goldammer und folgt damit ihrer Tochter Katharina. Das war die Schlagzeile vor der zum Rückzug. Ich habe viele und sehr unterschiedliche Rückmeldungen zu meinem Text und meinem Kommentar zu dem Thema und auch zum jüngsten Text über Nellingen bekommen. Es ist auf jeden Fall komplex.

Läuft: Steffen Rost ist zurück an der Deizisauer Bank.

Ich drücke den Machern in Nellingen jedenfalls die Daumen, dass es zumindest irgendwie weitergeht. Mit fehlt im Moment die Phantasie, wie das bei den Frauen gelingen soll. Aber wer weiß, was – oder besser wen – sie aus dem Hut zaubern. In der Jugend kann man kleinere Brötchen backen, wie andere Vereine vorgemacht haben und wodurch sie wieder auf die Füße gekommen sind.

Zu Deiziaus und Neuhausen nur noch ein paar Sätze: Der Rost-Effekt bei den Deizisauern scheint einzusetzen: Viertes Spiel unter dem Trainer-Rückkehrer und -Einspringer, zweiter Sieg und dazu einer gegen den Spitzenreiter TV Neuhausen/Erms. Chapeau. Das tat Mannschaft und Umfeld gut. Jetzt muss die Trainerfrage für die kommende Saison entschieden werden. Für mögliche Interessenten bietet es sich an, am Samstag um 19.30 Uhr in die Hermann-Ertinger-Halle zu reisen. Denn da steht das Derby gegen den TSV Wolfschlugen an, der sich im Gegensatz zu den Deizisauern in der Abwärtsspirale befindet – aber trotzdem eine gute Mannschaft hat.

Die Neuhausener um Fabian Gross (links) haben alles im Griff.

Das findet übrigens auch Deizisaus Ex-Spieler Arne Staiger, der sich, wie er mir heute sagte, auch auf ein Wiedersehen mit seinem ehemaligen Mitspieler und heutigem Wolfschlugener Funktionärskollegen Michael Handte freut. Nicht ganz unerwarteter O-Ton von Staiger: „Die Wolfschlugener werden die Kurve kriegen, damit sollen sie aber nach dem Samstag anfangen.“

Nochmal Chapeau, für Neuhausen: Trainer Tobias Klisch auf dem Absprung inklusive nicht ungetrübtem Verhältnis zu einigen Funktionären, viele Ausfälle in der Mannschaft. Aber der Rest rauft sich sowas von zusammen. Der starke 37:26-Sieg gegen den HC Erlangen II war ein Beweis dafür. Auch das ist irgendwie ein ungewöhnlicher Vorgang. Eines scheint mir jedenfalls sicher: Klisch wird die Mannschaft sehr ordentlich an seinen Freund Daniel Brack übergeben. Freut mich!

Gute Woche allen, man sieht sich irgendwo in einer Halle     


Quo vadis Nellingen und Plochingen?

Hat sich die Sache in Plochingen anders vorgestellt: Michael Stettner, dahinter auf der Bank Volker Haiser. Fotos: Rudel

Ich weiß, ich komme in dieser Saison hier am Kreis nicht so oft zum Schreiben. Aber zurzeit ist im hiesigen Handball so viel los, dass ich einerseits eigentlich noch weniger Zeit dafür – aber eben auch eine Menge zu sagen habe.

Steffen Rost sitzt wieder beim TSV Deizisau auf der Bank – wobei Trainer ja mehr stehen als sitzen. Aber das ist eine andere Geschichte. Als das raus war, waren die nächsten zwei mindestens so spektakulären Themen schon in der Pipeline: Veronika Goldammer verlässt den TV Nellingen in Richtung HSG Stuttgart/Metzingen und Michael Stettner verlässt den TV Plochingen in Richtung unbekannt.

Beide Personalien aus der Regionalliga – einmal Frauen, einmal Männer – bringen ihren jeweiligen Verein in große Schwierigkeiten – beziehungsweise es wäre gar nicht dazu gekommen, wenn es nicht schon vorher Probleme gegeben hätte. Ansonsten sind die beiden Fälle kaum zu vergleichen. Unter anderem, weil Goldammer bald 19 Jahre beim TVN ist und Stettner noch nicht mal eines beim TVP. Was die beiden Vereine wiederum gemeinsam haben: Sie wollen kämpfen und ihr Niveau halten.

Der Reihe nach. Was meine Meinung zu Nellingen betrifft, so konntet ihr sie ja schon in der EZ in meinem Kommentar nachlesen. Aber noch das dazu: Schon lange geht es beim TVN bergab und schon lange gibt es Stimmen, die etwas sagen wie: „Wenn die Vroni geht, bricht der Laden vollends zusammen.“ Das kann jetzt passieren. Ich bin mir nicht sicher, ob mit einem Beitritt in die Spielgemeinschaft mit Stuttgart (Kickers) und Metzingen alles gut geworden wäre, wie Goldammer sich das erhofft hat. Und man muss sich so einen Schritt gut überlegen. Sie geht, weil die Mehrheit in der Abteilungsführung diesen Schritt nicht gehen will. Andererseits fehlt mir die Fantasie, wie der Verein für die kommende Saison ein ordentliches Oberligateam zusammenbekommen will – dass der Abstieg noch vermieden wird, ist eher unwahrscheinlich.

Vroni Goldammer (rechts) und Steffi Urbisch waren sich einig: Sie wollten in die HSG Stuttgart/Metzingen. Eine Mehrheit in der Abteilungsführung wollte es nicht.

Der Kader ist sehr klein und die meisten Spielerinnen für andere Vereine interessant. Wenn eine oder zwei gehen, werden weitere folgen. Das Traurige daran: Selbst Oberliga wäre für den einstigen Bundesligisten – der seine beste Zeit in der 2. Bundesliga hatte – kaum ein ausreichender Oberbau für die nach wie vor gute Nachwuchsarbeit. Schade, was da in Nellingen passiert. Vielleicht lässt sich ja durch die Ideen, von denen Ex-Kapitänin Sandra Härtl mir gegenüber gesprochen hat, noch etwas abwenden. Ich würde mich freuen, bin aber ehrlich gesagt skeptisch.

Und Plochingen: Auch da wird es sehr schwer, eine in diesem Fall regionalligataugliche Mannschaft für die kommende Runde zusammenzubekommen. Der Klassenverbleib, da bin ich mir sicher, wird gelingen und ich glaube auch, dass das scheidende Trainerduo – Volker Haiser geht mit – und die Spieler alles tun werden, um sich sportlich ordentlich zu verabschieden.

In Plochingen haben die momentanen Schwierigkeiten keinen so langen Vorlauf, auch wenn der Aufstieg damals in die 3. Liga – und Corona – Auswirkungen hatten. Es ist halt nicht so leicht für einen ehrenamtlich geführten Verein, dieses sportliche Niveau zu stemmen. Eine Ausnahme zu der Sache mit dem Vorauf: In Plochingen haben in den vergangenen Jahren viele Handballer gespielt, die sich während ihrer Zeit dort voll eingebracht und sich mit dem Verein auch identifiziert haben. Aber es waren eben wenige, die schon lange da waren. Und damit tut man sich vielleicht ein bisschen leichter, sich zu verändern, wenn es die Lebensumstände auch tun. Das ist nun bei vielen Spielern auf einmal der Fall.

Es kam eins zum anderen, dass die Mannschaft nun auseinanderbröselt und dann auch die Trainer keine Perspektive mehr sahen. Dass Michael Stettner das jetzt geklärt haben will und offen sagt, dass er etwas Neues sucht, finde ich übrigens legitim.

Nachwuchs ist da, aber das wird für die Regionalliga nicht reichen. Die Plochinger haben es in der Vergangenheit einige Male geschafft, aus einer schwierigen Kadersituation herauszukommen, zuletzt vor einem Jahr. Sie wollen auch jetzt die Ärmel hochkrempeln, statt den Kopf in den Sand zu stecken. Überzeugt bin ich aber nicht, dass wir in der kommenden Runde eine gute Regionalligamannschaft in der Schafhausäckerhalle sehen. Wichtig wird sein, zunächst einen Trainer mit einer gewissen Sogwirkung zu finden.

Aber auch hier gilt, dass ich den Plochingern wünsche, dass sie es schaffen. Meine Vorstellung für die Region wäre eh: Nellingen irgendwann wieder als guter Zweitligist, Plochingen irgendwo zwischen dritt- und vierthöchster Spielklasse. Aber jetzt heißt es erst einmal, den freien Fall zu verhindern. Ich werde es beobachten und in der EZ sowie hier darüber schreiben.    


Im Dienst der Sache

Die Handballer, hier die der HSG Ostfildern, schwören sich auf eine gute Rest-Saison ein. Fotos: Rudel

So, die Handballsaison arbeitet wieder unter Volllast. Anlass genug, nach dem EZ-Pokal mal wieder genauer hinzuschauen. Es fällt auf, was eigentlich immer zu dieser Jahreszeit auffällt: Einige Teams kommen nach der in manchen Fällen verlängerten Weihnachtspause schwer in die Gänge, andere spielen gerade so weiter, als wäre gar keine Pause gewesen. Regionalligist HSG Ostfildern und die Verbandsligisten TSV Denkendorf – dazu später mehr – und TV Reichenbach etwa, die beide eine sehr ordentliche Saison spielen und daran auch in 2025 anknüpfen.

Aber es gab auch erstaunliche Ergebnisse und erstaunliche Spielverläufe. Das Phänomen habe ich selbst am Samstag schon beim Wasserball erlebt, wo ich in der Bundesliga-Partie des B-Gruppe-Tabellenführers SSV Esslingen gegen den Vorletzten SG München erlebt habe, wie der Favorit eine 8:1-Führung aus der Hand gab und noch verlor. Und zwar im Fünfmeterwerfen, denn im Gegensatz zum Handball gibt es im Wasserball kein Unentschieden mehr, es wird bei Remis nach der regulären Spielzeit immer ein Sieger ermittelt – von der (aus physikalischen Gründen imaginären) Linie.

Steffen Rost, auf diesem Foto passend in Feuerwehrrot.

Die Wolfschlugener Oberliga-Handballer werden vom Debakel im SSVE-Wasser vermutlich nichts mitbekommen haben. Aber hier lief es ähnlich. Die Tabellenführung waren die Wolfschlugener schon nach der Jahres-Auftakt-Schlappe bei der SG Schozach/Bottwartal los, diesmal lagen sie gegen den TV Flein kurz nach der Pause mit 20:11 vorne – und verloren noch mit 32:33. Solche Spiele vergisst man nicht so schnell. Und Wolfschlugens Trainer Steffen Klett dürfte sich bestätigt sehen, als er warnte, die Saison sei noch lang und die Tabelle eng. Heißt im Umkehrschluss aber auch, dass die Wolfschlugener wieder schnell von Platz vier nach weiter oben kommen können.

Aufreger der vergangenen Woche war aber der Trainerwechsel beim TSV Deizisau. Steffen Rost ist wieder da, so stand es auch über meinem Text in der EZ. Ob das Vereins-Urgestein nach der Trennung von Georgios Chatzigietim den Bock umstoßen kann? Beim 20:29 bei der SG Weinstadt hat es noch nicht geklappt, aber Rost hatte nicht viel Zeit, die Verunsicherung aus den Köpfen und die Frische in die Beine zu bekommen. Interessant ist die Personalie allemal. Und sie zeigt, dass man im Dienst der Sache auch mal über seinen Schatten springen kann. Als Rost im Jahr 2011 bei seinem Heimatverein gehen musste, war er darüber nicht glücklich.

Alte Kamellen, klar. Aber Rost sagte damals, er werde die Deizisauer Männer nicht mehr trainieren. Daran erinnerte er sich auch jetzt. Aber, und jetzt kommt die Sache mit dem Schatten, Deizisau ist eben sein Verein, er wurde gebraucht und er macht es. Und freut sich auch darauf. Die Herausforderung, so sagte er mir, liegt nicht nur darin, das Team aus dem sportlichen Tal zu holen, sondern auch, dass er zum ersten Mal eine Mannschaft während der Saison übernimmt. Nach der Runde soll aber wieder Schluss sein. Die Suche nach einem Nachfolger hat begonnen. Hilfreich dafür ist, dass der Kader schon so gut wie steht.

Ralf Wagner: zehn Jahre Denkendorf und dann zu „Zizis“

Ich hätte mir als neuen Deizisauer Trainer gut Ralf Wagner vorstellen können. Ich denke auch, die Wogen nach der Auflösung der Spielgemeinschaft im Frauen- und Jugendbereich zwischen Deizisau und Wagners Noch-Club TSV Denkendorf sind so weit geglättet, dass das nicht mehr im Wege gestanden wäre. Aber Wagner geht im Sommer nach dann zehn Jahren in Denkendorf nicht nach Deizisau, sondern zum TSV Zizishausen in die Landesliga. Wiederaufbauarbeit muss er dort leisten. Und das kann er, wie er in Denkendorf gezeigt hat. „Zizishausen war schon immer ein kleiner Teil meiner Handballwelt und ich sehe da durchaus Parallelen zu Denkendorf“, sagte er meinem Kollegen Robin Kern unter anderem. Ich bin gespannt.

„The Därby“ wurde den Erwartungen diesmal nicht gerecht.

Nach sechs Absätzen komme ich erst zum Verbandsliga-Derby zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem Team Esslingen, bei dem ich nach dem Wasserball auch in der Halle war. Das zeigt, was sonst so los war. Und vielleicht auch, dass es schon deutlich spannendere Stadtduelle gab. Ein bisschen gespannt war ich übrigens, wie meine etwas gewagte Überschrift „The Därby“ ankommt. Ich hatte den Eindruck, der Spaß wurde verstanden, ich wurde ein paar mal positiv darauf angesprochen. Aber was soll ich sagen: Das Spiel hat gezeigt, dass Heli eine gute Mannschaft inklusive Bank hat, dazu Selbstvertrauen – und das Team Probleme, die auch von Derby-Emotionen nicht beiseite geschoben werden können. Drinbleiben, das Personal verstärken und dann ab dem Sommer den neuen Coach Timo Flechsenhar machen lassen, muss nun das Motto lauten.

Es ist viel los im Handball der Region. Und es tut sich derzeit einiges, was es für die Beobachter der Szene und auch für uns in der EZ-Sportredaktion interessant macht. Stay tuned.


Wer gewinnt den EZ-Pokal?

Finale 2024: Neuhausen gegen Ostfildern. Fotos: Rudel, Paesler (1), Swit Szaflary (1)

Was wäre der EZ-Handballpokal ohne die Teams, volle Ränge mit vielen Ehemaligen, gute Gespräche und Maultaschen? Und was wäre der EZ-Handballblog ohne die alljährliche Frage: „Wer gewinnt den EZ-Pokal?“ So fing hier vor schon 14 Jahren alles an. In diesem Jahr darf ich doppelt versuchen, sie zu beantworten, denn bei der 29. Ausgabe spielen zum allerersten Mal Frauen mit. Das mache ich gerne – und halte mich anschließend während der Turniertage hier wieder zurück, weil ihr ja im Liveblog auf www.esslinger-zeitung.de allerbestens versorgt werdet. Alleine drei Leute sind in der Halle permanent damit beschäftigt, den Ticker zu schreiben sowie aktuelle Fotos und Videos hochzuladen.

Januar 2025: Noch einen Tag bis zum Start des EZ-Pokals – die Schaffer des diesjährigen Ausrichters TSV Wolfschlugen sind gut gelaunt und mit den Vorbereitungen fast fertig.

Also, wer gewinnt diesmal? Ich könnte es mir leicht machen, denn sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern gibt es einen klaren Favoriten: die Drittligisten TSV Wolfschlugen und TSV Neuhausen. Aber ein bisschen mehr gibt es schon zu sagen.

Okay, es wäre tatsächlich eine Überraschung, wenn die Neuhausener nicht ihren elften Turniersieg holen und damit mit dem bisher alleinigen Rekordsieger TSV Deizisau gleichziehen würden. Aber: Bei der Ausgabe 2020 – und damit der vor-vorletzten, weil es anschließend zwei Jahre lang coronabedingt keinen EZ-Pokal gab – unterlagen die Neuhausener im Finale den Deizisauern und vor einem Jahr setzten sie sich im Endspiel gegen die HSG Ostfildern nur knapp mit 15:14 durch.

Neuhausens Kapitän Hannes Grundler gibt seinen Abschied vom EZ-Pokal – mit dem Pott in der Hand?

Bei so einem Turnier ist vieles möglich und alle Mannschaften, auch die Neuhausener, werden viel rotieren. Aber ich glaube trotzdem, dass sich der Favorit durchsetzt. Wie sagt Deizisaus Abteilungsleiter und als Spieler zehnmaliger Gewinner Daniel Fischer im Text für die Sonderbeilage zum Turnier: „Die Neuhausener machen eine super Arbeit und ernten die Früchte dafür. Wenn sie gewinnen, gehe ich hin und gratuliere.“

Dahinter wird es superspannend. Deizisau ist diesmal nicht mal der heißeste Kandidat für den Finaleinzug. Rein tabellenhierarchisch gesehen sind die Regionalligisten Ostfildern und TV Plochingen sowie Oberliga-Tabellenführer und Deizisau-Ligakonkurrent TSV Wolfschlugen noch davor. Klar, der Vorteil liegt bei der HSG, nicht erst seit dem klaren Derbysieg kürzlich gegen Plochingen. Aber ich halte das noch lange nicht für ausgemacht, zumal die Wolfschlugener nur so vor Selbstvertrauen strotzen und die Plochinger um das neue Trainergespann Stettner/Haiser nach einem Jahr Abstinenz Bock auf das Turnier haben.

Internationaler Gast: Swit Szaflary aus Polen.

Ich möchte mich nur darauf festlegen, dass eine dieser vier Mannschaften der Neuhausener Finalgegner wird. Moment, eine dieser fünf: Da ist ja noch Swit Szaflary. Der polnische Drittligist ist die große Unbekannte im Teilnehmerfeld. Klar ist: Die Mannschaft bringt zum ersten Mal internationales Flair zum EZ-Pokal. Ihr Niveau soll zwischen Regional- und Oberliga liegen und es ist wohl eine junge, aufstrebende Mannschaft. Ich bin auf jeden Fall sehr erfreut und gespannt – und damit nicht alleine.

Da ja alle Männermannschaft außer einer das Viertelfinale erreichen, wird es auch spannend, wen es in der Gruppe zwei erwischt. Die Entscheidung wird vermutlich zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem TV Reichenbach fallen.

In der Liga gibt es das Duell zwischen Wolfschlugen und Nellingen nicht mehr. Beim EZ-Pokal könnte es wieder dazu kommen.

Und bei den Frauen? Das Finale müsste Wolfschlugen gegen TV Nellingen lauten. Wolfschlugens Coach Simon Hablizel hat sich jedenfalls klar zum Ziel bekannt, mit seinem Team erster EZ-Pokal-Sieger der Frauen zu werden. „Als Drittligist im oberen Drittel ist es unser Anspruch, das Turnier zu gewinnen, ohne überheblich zu sein“, sagt er. Aber in Denkendorf ist ein starker Oberligist dabei und ich bin auch auf die Landesliga-Spitzenteams TV Reichenbach und TB Neuffen gespannt. Und besonders auch darauf, wie die Premiere der Frauen wird. Die Reaktionen vorher waren ja ausnahmslos positiv. Ich hoffe, dass die Ränge voll sein werden und die Frauen die Unterstützung bekommen, die sie verdienen. Und dass es der Anfang einer Tradition wird, die das Männerturnier schon lange hat.

Weiß übrigens noch jemand, wer im Jahr 1995 der erste Sieger der Männer war? Steht ja in der Beilage (hier komplett zu lesen): Es war die TSG Esslingen durch einen 13:11-Endspielsieg gegen Deizisau.

Man sieht sich in der Halle – und am späten Montagnachmittag, wer den EZ-Pokal gewonnen hat.


Premiere der Frauen beim EZ-Pokal – kommt gleich um eins!

Die Frauen des TV Nellingen spielen in der Regionalliga – und bald beim EZ-Pokal. Fotos: Rudel

In fast jedem Gespräch mit jemandem aus der großen Handballszene der Region kam in letzter Zeit irgendwann das Thema Frauenhandball auf – wenn es nicht gleich darum ging. Der Grund ist ganz einfach: Der EZ-Handballpokal 2025 rückt immer näher. Es ist die 29. Ausgabe und die erste, bei der Frauen mitspielen.

Spricht man mit Handballerinnen oder ihren Trainern, hört man eine Formulierung häufig – interessanterweise tatsächlich in diesem Wortlaut: „Ich freue mich tierisch drauf.“ Spricht man mit Handballern, also männlichen, oder ihren Funktionären, fällt dieser Satz fast immer: „Ich find‘ es super.“ Klar, der Begriff „überfällig“ fällt auch oft.

Ich freue mich auch tierisch drauf. Und bin gespannt, wie das Ganze angenommen wird. Wir – also Ausrichter TSV Wolfschlugen, dem ich sehr dankbar bin, wie super er die Sache von Anfang an mitträgt, und EZ – haben beim Spielplan so gut wie möglich versucht, die Begegnungen der Frauen und Männer miteinander zu verzahnen, ohne dass die Pausen für die Spielerinnen und Spieler zu lang werden. Nicht gerade einfacher hat es gemacht, dass kurz vor und kurz nach der Auslosung ein Männer- und ein Frauenteam seine Anmeldung wieder zurückgezogen hat. Aber das ist ein anderes Thema.

Der TSV Wolfschlugen ist diesmal der Ausrichter des EZ-Pokals und mit seinen Frauen mittlerweile das Aushängeschild im EZ-Land.

Anfangen werden wir am 4. Januar mit zwei Frauenspielen: TB Neuffen gegen TV Nellingen und TV Reichenbach gegen Team Esslingen. Dann folgen die Männer mit der Begegnung TSV Deizisau gegen TSV Wolfschlugen. Ich hoffe und wünsche mir, dass die Halle von Beginn an voll sein wird. Sagt es weiter: Kommt alle gleich um eins!

Dass wir ein Frauenturnier beim EZ-Pokal machen, hat viele Gründe. Die Überlegung gab es schon seit vielen Jahren. Jetzt scheint der richtige Zeitpunkt. Auch, weil das Niveau in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Wolfschlugen, Nellingen, Denkendorf, Reichenbach, Köngen, Hegensberg/Liebersbronn und mittlerweile auch Neuhausen, Team Esslingen und auch wieder HC Wernau. Das sind – teilweise eben wieder – klangvolle Namen im Frauenhandball. Dass dann doch nicht alle von ihnen in Weil dabei sind, ist ein bisschen schade. Aber kann sich, wenn alles etabliert ist, ein Jahr später auch ändern.

Mal wieder ein starkes Handball-Foto von unserem Herbert Rudel. Entstanden am Samstag in der Sporthalle 1 in Nellingen.

Ich hab eben auch Nellingen aufgeführt. Lange war der TVN das Aushängeschild des Frauenhandballs im EZ-Land. Mittlerweile hat die Rolle der TSV Wolfschlugen übernommen. Als Sportjournalist habe ich mit die spannendsten Spiele in der (alten) Sporthalle 1 erlebt, vor allem damals in der 2. Bundesliga vor voller Hütte. Am Samstag war ich wieder da, in der neuen Sporthalle 1. Voll war die Hütte nicht beim Kellerduell mittlerweile der vierthöchsten Spielklasse. Keine Frage, der Nellinger Handball hat schon bessere Tage erlebt. Es gab schon mitreißendere Spiele des Teams. Aber: die vielen Talente, die da beim Sieg gegen den SV Hohenacker-Neustadt das quietschgelbe Trikot getragen haben, haben ja mit der Vergangenheit nichts zu tun. Sie sind die Zukunft. Und machen schon Spaß.

Wie die aussieht, ist offen. Der Klassenverbleib ist auch in der Runde nach dem Drittligaabstieg alles andere als sicher. Es sind einige neue Gesichter da, in der Führung (auch „alte“, sorry Steffi Urbisch) und auf der Bank. Auf dem Spielfeld eh. Der neue Trainer Romuald Guervilly ist ein interessanter Typ und was man mitbekommt, war auch der neue A-Jugend-Trainer Patrick Lippmann ein guter Griff. Talent ist da, wofür es reicht, ist die Frage. Vielleicht braucht es auch ein bisschen Geduld. Und natürlich einige gute Entscheidungen.

Ich freue mich jedenfalls tierisch auf den TV Nellingen beim EZ-Pokal. Und auf alle anderen Frauenteams. Und natürlich auch auf die Männer. Kommt alle vorbei, 4. bis 6. Januar, Sporthalle Weil. Am Samstag um eins, am Sonntag um halb elf (TSV Neuhausen gegen SG Hegensberg/Liebersbronn bei den Männern) und am Montag um zehn zum Viertelfinale.