Heute auf Seite 17 der EZ steht meine Geschichte über Marco Neusser vom TSV Deizisau. Wir machen das ja generell gerne, etwas weg von der 1:0-Berichterstattung, Personal-Geschichten interessieren immer. Und es macht auch Spaß, sie zu schreiben.
Am vergangenen Sonntag konnte Neusser die Niederlage des BWOL-Aufsteigers in Schwetzingen nicht verhindern. Er hat kein Tor erzielt, wobei das auch nicht zu seinen Hauptaufgaben zählt. Trotzdem habe ich das Hinspiel gegen die HG Oftersheim/Schwetzingen als Einstieg für die Geschichte gewählt. Denn damals hat Neusser, obwohl es nach über einem Jahr Pause erst wieder sein zweites Spiel war, den Unterschied gemacht.
„XY macht den Unterschied“. Das ist eine Überschrift, die auch in der EZ immer mal wieder zu lesen ist. Bei verschiedenen Sportarten. Aber geht das heute überhaupt noch so? In einer Zeit, in der das Kollektiv immer wichtiger wird, in der Taktiktreue immer entscheidender wird, in der Fitness genauso wichtig ist wie Talent und Können. Oder anders ausgedrückt: In der Talent und Können die Grundvoraussetzungen sind, ein Spieler ohne Fitness aber durchs Raster fällt.
Im Handball ist es vielleicht nicht ganz so extrem wie im Fußball, aber auch hier haben Tempo und Athletik in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Man muss sich nur mal Spiele von früher anschauen. Oder die Statur der Spieler. Am deutlichsten ist es bei den Kreisläufern: Früher waren das die Wendigen, heute sind es die Brecher. Auch Marco Neusser, der ja nicht gerade ein Hüne ist, hat in dem spielfreien Jahr viel Zeit im Kraftraum verbracht hat. Das kommt ihm heute zugute.
Wie ist das nun mit dem Kollektiv und den Individualisten? Sagen wir mal so: Ein nicht funktionierendes Kollektiv kann nicht gewinnen, aber am Ende ist es immer noch so, dass ein guter Einzelspieler für die entscheidende Aktion sorgen kann. Dass muss nicht immer ein Leistungsträger sein, sondern auch mal einer, der an diesem Tag über sich hinaus wächst. Aber die Wahrscheinlichkeit ist natürlich größer, dass es ein starker Typ ist. Bei Neussers Deizisauern etwa Dennis Prinz oder Frieder Gänzle, bei den Neuhausenern Timo Flechsenhar, bei den Plochingern natürlich Daniel Brack oder bei den Wolfschlugenern Florian Falk.
Marco Neusser ist da eher der Typ, der vielleicht nicht für das entscheidende Tor sorgt, sondern der dem Spiel in einer entscheidenden Phase eine andere Richtung geben kann. Auch die sind wichtig. Die Idealvorstellung ist natürlich ein funktionierendes Kollektiv mit überragenden Einzelkönnern – der Traum jedes Trainers.
Auch wenn das mit SP’s Kommentar nichts zu tun hat: so manchem Zuschauer, Trainer, Spieler…sollte das zu Denken geben.
http://www.nrwz.de/aktuelles/sport/schiedsrichter-ich-habe-die-schnauze-voll/20131020-2206-51246