HVW goes DHB

EZ Handball Pokal 2003WHV PrŠsident Bernhard Bauer6.1.2003 Foto Herbert Rudel

Am Samstagabend wird der Deutsche Handball-Bund, der größte nationale Handball-Verband der Welt, einen neuen Präsidenten haben. Und es wird ein Württemberger sein. Bernhard Bauer, der von 2002 bis 2008 Präsident des HVW war, wird Ulrich Strombach beerben. Zumindest ist er der einzige Kandidat, hat eine breite Rückendeckung und fast alle seine Forderungen im Vorfeld beim erweiterten DHB-Präsidium durchgebracht.

Ob Bauers Wahl nun speziell für die Handballer im HVW-Bereich gut ist, ist schwer zu beurteilen. Aber gut für den Handball in Deutschland wird sie sein. Der Mann hat als ehemaliger Bundesliga-Torhüter den Blick des Athleten, als ehemaliger HVW-Chef Erfahrung in der Verbandsführung und als ehemaliger Ministerialdirektor weiß er, wie man Strippen zieht. Bundesverdienstkreuz-Träger ist er übrigens auch. Vor allem aber hat er eben bei den Vereinen und den Spielern ein hohe Ansehen, die teilweise mit Strombach so ihre Probleme hatten. Das lässt darauf hoffen, dass Bauer ein Handball-Präsident der Handballer sein wird und dass die Zusammenarbeit mit der Bundesliga funktioniert. Denn ohne das ist alles nichts.

Neue Strukturen und ein neuer Geist sind beim DHB auch angesichts der jüngsten Misserfolge der Nationalmannschaft nötig. Dass Bauer kompetente Leute wie Bob Hanning (als Vizepräsident Leistungssport) und Helmut Digel (Vorsitz im wissenschaftlichen Bereit) mit einbeziehen will, wird helfen. Wobei man ein bisschen aufpassen muss, sich nicht mit Pöstchen und Kommissionen zu verzetteln und damit Entscheidungen zu erschweren.

Dass Bauer Bundestrainer Martin Heuberger keinen Freifahrschein gibt, ist okay. Dass er ihn jetzt erst einmal stärkt, ist auch vernünftig. Man tat ihm jedenfalls unrecht, als kürzlich nach der verpassten EM-Quali eine Aussage von ihm so interpretiert wurde, dass er Heuberger in Frage stellt. Der Mann schaut sich nun alles an, wird Gespräche führen und dann mit seinen Kollegen entscheiden, wie es weitergeht. Denn eines ist klar: Bauers Amtszeit wird nicht nur, aber auch daran gemessen, wie erfolgreich das Nationalteam ist. So werden bei Strombach nicht nur die jüngsten Ergebnisse hängen bleiben, sondern auch der WM-Triumph 2007, der in seine Amtszeit fiel.

Als ich vor einigen Monaten erfuhr, dass Bauer antritt (auch, weil Heiner Brand nicht will), dachte ich: Hey, gut. Als im Juli dann das Theater mit der verunglückten Bewerbung für die WM 2019 über die Bühne ging, dachte ich aber kurz: Das war’s jetzt. Und auch jetzt wird es noch so sein, dass zwar Strombach mit seinem Zurückpfeifen keine gute Figur gemacht hat, dass Bauer die Sache aber zumindest international bei seinem Start anhaften wird. Dass eine Gruppe, die es in eine Funktion drängt, eine Absichtserklärung bezüglich einer WM-Bewerbung an den entsprechenden Verband schickt, noch bevor sie in dieser Funktion ist, geht nicht. Das weiß Bauer auch und er hat versucht, den Schaden zu begrenzen.

Dabei war sein Ansinnen (und das von Hanning) ja verständlich: Die Bewerbungsfrist lief vor der Wahl ab und die beiden wollten die WM 2019 unbedingt haben. Mittlerweile hat die IHF die Frist verlängert – was sie wohl für keinen anderen Verband der Welt gemacht hätte – und heute wurde bekannt, dass es bei der deutschen Bewerbung bleiben wird. Aber das G’schmäckle wird bleiben.

Ich glaube, in der EZ haben wir gut über die bevorstehende Wahl informiert. Morgen haben wir einen Text über die Ära Strombach im Blatt, heute hatten wir ein Interview mit Bauer. Geführt hat das meine sehr geschätzte Kollegin Gabriela Thoma vom Reutlinger General-Anzeiger, mit dem wir in einer Kooperation mit insgesamt 15 Sportredaktionen in ganz Deutschland zusammenarbeiten. Gute Frau, gutes Interview. Ob Bauer ein guter DHB-Präsident sein wird, muss man später beurteilen. Den Text zu seiner Wahl werden wir am Montag in der EZ haben. Und in der Region wird sich der neue Präsi dann bestimmt auch mal wieder blicken lassen. Vielleicht beim EZ-Pokal? Das Bild oben zeigt den heute 62-Jährigen übrigens im Jahr 2003 in der Neckarsporthalle. Arg verändert hat er sich nicht.

Was sind eure Erwartungen an Bernhard Bauer?


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5 Antworten auf „HVW goes DHB“

  1. Da waren die Kollegen in Luzern etwas vorschnell. Ich habe heute mit Rolf Brack gesprochen, es ist noch nicht ganz durch. Morgen in der EZ nachzulesen…

  2. Bei Brack und der Schweiz ist „noch nichts unterschrieben“, wie es so schön heißt. Wird aber wohl darauf hinauslaufen. Über den Nachfolger in Balingen wird auch schon spekuliert. Markus Gaugisch? Würde jedenfalls Sinn machen.

  3. Die neue DHB-Spitze muss nach dem stetigen Absturz v.a.der A-Nationalmannschaften in Zusammenarbeit mit den Bundesligavereinen das Hauptaugenmerk wieder auf die Unterstützung/Förderung des Nachwuchses richten. Eine der grössten Aufgaben von Bauer und Co. muss aber in erster Linie das Aufbrechen verkrusteter Stukturen sein: dabei würde ich mir mehr Mut zu Innovationen wünschen.
    Der Schweizer Handballverband machts vor: nach jahrelangem Stillstand wurde mit dem
    Scharnhäuser Rolf Brack ein Nationaltrainer mit

    Visionen und dem Mut zum Neuen verpflichtet. So ein Schritt würde auch beim DHB neue Impulse freisetzen.

    P.S. Ich wünsche Rolf viel Glück und viel Spass für sein neues sportliches Großprojekt!