Weiter so

So seh'n Aufsteiger aus - das Deizisauer Team verliert nach der Schlusssirene die Bodenhaftung.
So seh’n Aufsteiger aus – das Deizisauer Team verliert nach der Schlusssirene die Bodenhaftung.

Trainer Mike Wolz (links) und Kapitän Dennis Prinz - das nächste Gläschen wurde auf herkömmliche Weise geleert. Fotos: Rudel
Trainer Mike Wolz (links) und Kapitän Dennis Prinz – das nächste Gläschen wurde auf herkömmliche Weise geleert. Fotos: Rudel

Das hatte ich, glaube ich, auch noch nicht: Zwei Kommentare in einer EZ-Ausgabe. Und ich denke, mindestens den Nerv von Robert Seifried habe ich damit getroffen. „Erst schafft der VfB den Klassenverbleib und dann wir den Aufstieg, was will man mehr“, hat mir der Handball-Abteilungsleiter des TSV Deizisau gestern gesagt – und so habe ich ihn in meinem Text über Meisterschaft und Aufstieg der Deizisauer auf Seite 22 auch zitiert. Daneben steht mein Kommentar zu den Deizisauern. Und auf Seite 1 eben der zum VfB.

Mit dem Kommentar zum Deizisauer Aufstieg in die BWOL habe ich mich leichter getan, weil ich da im Gegensatz zu dem über den VfB und seinen mit Ach und Krach geschafften Klassenverbleib nur Positives schreiben konnte. „Kein ‚weiter so‘“ steht auf Seite 1, auf Seite 22 hätte ich statt „Solide“ auch „Weiter so“ schreiben können.

Es war gestern Abend in Wolfschlugen jedenfalls einer der Termine, die man auch als langgedienter Sportjournalist eine Weile in Erinnerung behält. Emotionen sind das, was den Sport so schön machen, und eben auch meinen Beruf. Was gestern auch klasse war: Die Deizisauer mussten richtig was tun, um den direkten Aufstieg zu schaffen. Sie mussten am letzten Spieltag in Wolfschlugen gewinnen – und die Wolfschlugener haben genau das getan, was man erwarten durfte: Sie haben Vollgas gegeben und den Deizisauern nichts geschenkt. Das wollten die auch gar nicht, denn so schmeckte der Triumph noch ein bisschen süßer. Kapitän Dennis Prinz etwa war auch gar nicht böse. „Respekt an die Wolfschlugener“, sagte er mit glasigen Augen und das Trikot mehr mit Bier als mit Schweiß getränkt. War ‘ne ganz schöne Sauerei in der Halle. Die 800 Zuschauer trugen ihren Teil zu einem echten Handballfest bei. Klasse.

Eine Gegebenheit muss ich hier noch kurz schildern: Ich saß direkt hinter Wolfschlugens Wolfgang Kroll, der das (vorrübergehend?) letzte Spiel seiner Handball-Karriere auf der Tribüne verfolgte. Als Mitte der zweiten Hälfte ein paar Wolfschlugener Zuschauer auf die Schiedsrichter und einen mit Schmerzen am Boden liegenden Deizisauer Spieler einschimpften, rief er sie zur Raison. Kein Vorwurf an die Fans, Emotionen gehören auch in diesem Fall dazu, aber das war schon fair im Hexenkessel von Wolfgang Kroll. War überhaupt ein nettes Grüppchen mit viel Handballsachverstand, bei dem ich da gesessen bin.

Zurück zu den Deizisauern. Ich hab’s in meinem Kommentar geschrieben (habt ihr doch alle gelesen oder?): Der Aufstieg ist absolut verdient. In der BWOL wird es aber nicht leicht. Wenn sie jedoch ihren Weg weitergehen, die Mannschaft sinnvoll aber nicht zu sehr verstärken (ist schon im Gange; siehe EZ Seite 22) und im Hintergrund weiter solide arbeiten, dann wird das was. Deshalb „Weiter so“ oder eben „Solide“.

Für den Handball im EZ-Land ist der Deizisauer Aufstieg jedenfalls klasse – und es können ja noch mehr werden. Denn in einigen anderen Hallen, in denen noch gespielt wurde, gab es vielversprechende Ergebnisse: Die Wolfschlugener Frauen haben mit ihrem Sieg gegen Nordheim einen ersten, großen Schritt ebenfalls in Richtung BWOL gemacht. Die Männer der HSG Ostfildern haben das erste Relegationsspiel in Bad Saulgau auch gewonnen. So kommt es am kommenden Samstag gleich zwei Mal zum Showdown: Die HSG erwartet zu Spiel zwei und zum Derby das Team Esslingen. Und in der BWOL hat der TSV Neuhausen die Voraussetzung geschaffen, mit einem Sieg gegen Söflingen den Aufstieg in die 3. Liga klarzumachen. Tolle Spiele. Und viel Arbeit für die EZ-Sportredaktion. Aber Arbeit, die Spaß macht.

Ich bin am kommenden Samstag übrigens auch beruflich unterwegs. In München. Beim Fußball. Kann auch guter Sport sein.


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