In der EZ-Sportredaktion produzieren wir zurzeit eifrig Sonderseiten und Texte zum Start der Handball-Saison. Drittligist TSV Neuhausen, der ja schon zwei Spiele absolviert hat, sowie die Baden-Württemberg-Oberligisten und Männer-Württembergligisten kamen schon, in der morgigen Samstagausgabe folgt eine Seite zu den Nellinger Bundesliga-Frauen, der Rest kommt nächste Woche.
Ein guter Zeitpunkt also für meine alljährliche Saisonprognose. Wobei ich gleich mal feststellen muss, dass wir in der Saison 2017/2018 so viel Spitzenhandball im EZ-Land haben wie – zumindest so weit ich zurückdenken kann – noch nie. Die Bundesliga-Frauen kommen in der EZ ja im überregionalen Sportteil, ansonsten müssen wir in Zukunft 15 Teams in der Montagausgabe mit Spielberichten unterbringen. Zumindest, wenn alle spielen. Das wird ein schönes Puzzlespiel. Und auch in den „Tipps und Trends“ in der Samstagausgabe wird es eng.
Da kommen wir nicht drumherum, manches kurz zu machen. Aber ich habe dazu meine Meinung ja schon ein paar Mal kundgetan und ich bin froh, dass ich in einigen persönlichen Gesprächen mit Trainern mitbekommen haben, dass sie da meiner Meinung sind: Spielberichte lieber kompakt und dafür ausführlichere Texte, wenn etwas Spannendes passiert oder es interessante Geschichten gibt.
Glaubt mir, ich habe da für die kommende Saison schon einiges im Kopf und die Antennen auf Empfang.
So, jetzt zur Prognose. Mit der vom September 2016 lag ich eigentlich ganz gut. Etwa, was den Aufstieg der Neuhausener betrifft. Oder auch das Abschneiden der BWOL-Teams. Insgesamt war ich ein bisschen zu optimistisch – den Reichenbachern und Wernauern habe ich den Klassenverbleib zugetraut, was ja bekanntlich anders kam.
Fangen wir ganz oben und vielleicht gleich mit der schwierigsten Frage an: Schaffen die Frauen des TV Nellingen den Klassenverbleib in der Bundesliga? Vor einem Jahr, nach dem Aufstieg, habe ich es den Hornets „eher nicht“ zugetraut, dass sie drin bleiben. Und eigentlich habe ich ja Recht bekommen – sportlich ist das Team abgestiegen und durfte nur wegen eines frei gewordenen Platzes bleiben.
Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Ich gönne es den Nellingerinnen und freue mich auf eine weitere Saison Bundeliga-Handball im EZ-Land. Aber ganz grundsätzlich finde ich es schade, dass es gerade im Frauenhandball teilweise wenig Verlässlichkeit gibt. Wie oft ist Trier dringeblieben, obwohl das Team es sportlich nicht geschafft hatte? Es schadet dem Sport, wenn man nicht nur in die Hallen, sondern auch auf die wirtschaftliche Situation der Clubs schauen muss, wenn man wissen will, wer absteigt und wer nicht.
So hat Nellingen nach einer schwierigen Saison eine zweite Chance und will sie nutzen. Wie gesagt, vor allem für die Mädels freut es mich. Eine schwierige Saison wird es auf jeden Fall wieder. Und sie beginnt schon wieder mit Verletzungspech. Ich bin mir nicht sicher, ob der Kader wirklich besser ist als vor einem Jahr, aber eben dieses eine Jahr Bundesligaerfahrung ist nicht zu unterschätzen. Was sage ich jetzt? Ich kann nicht anders: Es wird ganz eng – von Abstieg als abgeschlagener Letzter bis einigermaßen sicherer Klassenverbleib ist alles drin.
Was Männer-Drittligist TSV Neuhausen betrifft, bin ich mutiger: Die MadDogs sind zwar Aufsteiger und haben den Ruf einer Fahrstuhlmannschaft, aber Trainer Ralf Bader hat so gute Aufbauarbeit geleistet und der Kader ist so sinnvoll zusammengestellt, dass es zum Klassenverbleib reichen wird. Es wird Rückschläge und bittere Momente während der Saison geben, aber am Ende wird gefeiert.
In der BWOL der Männer sind aus dem EZ-Land nur noch der TV Plochingen und der TSV Deizisau dabei. Beide werden meiner Meinung nach eine solide Saison spielen und wieder wird der TVP vor den Deizisauern liegen, die diesmal den Klassenverbleib sicherer schaffen werden als zuletzt. Wobei sich in dieser Liga ohnehin zwei Drittel der Teams in Richtung unten orientieren müssen.
Für die BWOL-Frauen des TSV Wolfschlugen gilt im zweiten Jahr nach dem Aufstieg das gleiche: Keine großen Ausschläge nach oben oder nach unten. Es könnte sogar sein, dass es ein bisschen besser wird als zuletzt Platz sieben.
In der Männer-Württembergliga behaupte ich jetzt mal, dass die SG Hegensberg/Liebersbronn nicht den dritten Aufstieg in Folge schaffen wird. Protest wird es vom Berg für diese Aussage nicht geben. Aber die Mannschaft wird auch nicht allzu heftig gegen den Abstieg kämpfen müssen. Der TSV Wolfschlugen orientiert sich nach oben, auch wenn der Wiederaufstieg in die BWOL nach zwei Jahren schwer wird. Wenn es richtig gut läuft, wird daraus was. Aber nur dann.
Gedränge, was EZ-Land-Teams betrifft, gibt es in der Württembergliga der Frauen. Soll ich wirklich behaupten, dass alle fünf Teams auch in einem Jahr noch dort spielen werden? Ich glaube es. Der TV Reichenbach, Zweiter der Vorsaison, und die SG Hegensberg/Liebersbronn werden wieder eine gute Rolle spielen, ebenso der wieder verjüngte TV Nellingen II. Ob es für die TVR-Frauen wieder reicht, um um die Meisterschaft mitzuspielen, hängt von vielen Faktoren ab. Freuen würde es mich. Den Aufsteigern HSG Deizisau/Denkendorf und TSV Köngen traue ich den Klassenverbleib zu, wobei sich die Köngenerinnen vermutlich schwerer tun werden als die DD-Frauen.
Von den vier EZ-Land-Landesligisten sind drei neu: Absteiger TV Reichenbach sowie die Aufsteiger Team Esslingen und TSV Köngen. Dazu kommt noch die HSG Ostfildern. Die Reichenbacher haben das Pech, dass sie in einer anderen Staffel eingeteilt sind und darum die drei Nachbarn nicht zum Derby empfangen dürfen. Und wie läuft‘s? Ich glaube, Reichenbach wird sich nach dem Frust-Abstieg erst einmal berappeln, eine ordentliche Saison spielen und das Thema Wiederaufstieg erst dann angehen. Ostfildern, zuletzt knapp in der Relegation gescheitert, hat zwar einen Umbruch hinter sich, dürfte aber wieder zumindest ein Wörtchen mitreden, wenn es um Platz eins und zwei geht. Das Team Esslingen bleibt auf jeden Fall drin und wird auch einen guten Platz erreichen. Köngen schafft es auch.
So, das ist meine Meinung. Vielleicht kommt es so oder so ähnlich. Vielleicht läuft es auch ganz anders. Das ist doch das Schöne am Sport!