Diejenigen, die sich zuletzt schon Sorgen um die Drittliga-Handballer des TSV Neuhausen gemacht und am Samstagabend den 32:30-Derbysieg gegen den TV Neuhausen/Erms live miterlebt haben, dürften beruhigt sein. Nach fünf Spielen ohne Sieg nun zwei Erfolge hintereinander – alles wieder im Lot.
Es war ein begeisterndes Drittligaspiel vor vollen Rängen und mit zwei starken Mannschaften, die sich nur wenig Schwächen geleistet haben. Es hat richtig Spaß gemacht, das Spiel anzuschauen – und auch, darüber zu schreiben.
Die Neuhausener sind auf einem guten Weg. Die Neuhausener? Selbst TV-Spielertrainer Daniel Reusch kam dabei etwas durcheinander, als ich mich mit ihm nach dem Spiel unterhalten habe. Er sprach von Neuhausen, hat mich dann kurz angegrinst und ergänzt: „Also, euer Neuhausen.“
Wobei das schon richtig ist: Die Neuhausener sind auf einem guten Weg. Denn das kann man über beide Mannschaften sagen. Das Filder-Team hat, nachdem der Abgang von Trainer Ralf Bader zum Saisonende feststand, die Kurve wieder bekommen. Und die Erms-Handballer hätten die Punkte zwar nötig gebraucht und schweben als Zweitliga-Absteiger auch in der 3. Liga weiterhin in Abstiegsgefahr. Aber die vielen Zuschauer, die am Samstag aus dem Ermstal angereist sind, haben auch viel Gutes und Mutmachendes gesehen. Der Meinung war auch mein Kollege Manfred Kretschmer vom Reutlinger General-Anzeiger, der auf der engen Tribüne neben mit saß und für seine Leser geschrieben hat.
Rund um das Spiel war auch Eckard Nothdurft ein Thema. „Taugt der was?“, hat mich jemand zum MadDogs-Trainer ab der kommenden Saison gefragt. Auch mit Co-Trainer Markus Locher und Kapitän Hannes Grundler habe ich kurz über den Neuen gesprochen. Natürlich sind sie von ihm überzeugt und sein Ruf ist ja auch sehr gut. Ich kenne ihn nur ein bisschen aus meiner journalistischen Zeit im Raum Tübingen/Reutlingen und habe ihn, seit ich bei der EZ bin, als Gästetrainer erlebt. Er wird sich die Tage in Neuhausen vorstellen, dann wissen wir etwas mehr. Alles andere werden wir dann ab dem Sommer beobachten.
Ralf Bader hinterlässt Eckard Nothdurft jedenfalls eine gute Mannschaft, dazu hat der Verein schon zwei Talente für die kommende Saison geholt. Und, so viel weiß man auf jeden Fall schon, deren Ausbildung gilt als einer der Vorzüge von Nothdurft.
Es war ein eingeschränktes Handball-Programm am Wochenende. Aber das hatte es in sich. Der TV Plochingen hat das BWOL-Derby beim nun noch mehr abstiegsbedrohten TSV Deizisau mit 31:28 gewonnen. Ich selbst war noch bei einem weiteren Derby Augenzeuge: Weniger Zuschauer als in Neuhausen, etwas weniger Athletik – aber guten Handball-Sport habe ich beim Frauen-Württembergliga-Spiel TV Nellingen II gegen SG Hegensberg/Liebersbronn erlebt.
Ich bin natürlich sowas von neutral. Aber die SG-Frauen haben mir am Ende schon etwas leidgetan. Auch Nellingens Trainerin Veronika Goldammer hätte ein Unentschieden gerecht gefunden. HeLi hat als Außenseiter, der auch noch ein paar Punkte für den Klassenverbleib braucht, eine richtig starke Leistung gezeigt und lange geführt. Am Ende gab es eine 28:29-Niederlage. Kopf hoch, weitermachen.
Bei den Nellingerinnen, die jetzt schon das nächste Derby gegen die HSG Deizisau/Denkendorf vor sich haben, fand ich zwei Dinge interessant: Agne Zukauskaite, früher für den TVN in der 2. Bundesliga und auch schon in der Bundesliga und für das litauische Nationalteam im Einsatz, hat am Ende den Unterschied gemacht. Agne unterstützt das Team seit dem Saisonbeginn, hat aber erst vier Spiele mitgemacht, weil sie oft verletzt war. Auch am Samstag war sie nur wenige Minuten im Einsatz und hat sich lange einen Eisbeutel an den Oberschenkel gehalten. Aber als sie auf dem Feld war, hat sie die jungen Mitspielerinnen geführt und am Ende auch die entscheidenden Tore erzielt.
Das andere Thema: Ich habe mich nach dem Spiel mit Vroni Goldammer darüber unterhalten, welche Perspektive die Spielerinnen ihres Team denn haben. Der Sprung ins Bundesliga-Team ist aus der Württembergliga (zu) groß. Sie hat aber noch einen anderen Aspekt genannt, warum das Team, das auch schon in der 3. Liga gespielt hat, in der kommenden Saison den Aufstieg zumindest wieder in die BWOL angehen will: Um den Spielerinnen aus der eigenen Jugend eine bessere Perspektive zu bieten. Kein Wunder, dass Goldammer beim TVN sowohl beim zweiten Team als auch beim Nachwuchs engagiert ist. Das ist ihr handballerisches Lebensthema.
Zum Thema Nachwuchs und Nellingen gibt es in dieser Woche übrigens noch einen Text in der EZ, darauf will ich schonmal hinweisen.