So, die Handballsaison arbeitet wieder unter Volllast. Anlass genug, nach dem EZ-Pokal mal wieder genauer hinzuschauen. Es fällt auf, was eigentlich immer zu dieser Jahreszeit auffällt: Einige Teams kommen nach der in manchen Fällen verlängerten Weihnachtspause schwer in die Gänge, andere spielen gerade so weiter, als wäre gar keine Pause gewesen. Regionalligist HSG Ostfildern und die Verbandsligisten TSV Denkendorf – dazu später mehr – und TV Reichenbach etwa, die beide eine sehr ordentliche Saison spielen und daran auch in 2025 anknüpfen.
Aber es gab auch erstaunliche Ergebnisse und erstaunliche Spielverläufe. Das Phänomen habe ich selbst am Samstag schon beim Wasserball erlebt, wo ich in der Bundesliga-Partie des B-Gruppe-Tabellenführers SSV Esslingen gegen den Vorletzten SG München erlebt habe, wie der Favorit eine 8:1-Führung aus der Hand gab und noch verlor. Und zwar im Fünfmeterwerfen, denn im Gegensatz zum Handball gibt es im Wasserball kein Unentschieden mehr, es wird bei Remis nach der regulären Spielzeit immer ein Sieger ermittelt – von der (aus physikalischen Gründen imaginären) Linie.
Die Wolfschlugener Oberliga-Handballer werden vom Debakel im SSVE-Wasser vermutlich nichts mitbekommen haben. Aber hier lief es ähnlich. Die Tabellenführung waren die Wolfschlugener schon nach der Jahres-Auftakt-Schlappe bei der SG Schozach/Bottwartal los, diesmal lagen sie gegen den TV Flein kurz nach der Pause mit 20:11 vorne – und verloren noch mit 32:33. Solche Spiele vergisst man nicht so schnell. Und Wolfschlugens Trainer Steffen Klett dürfte sich bestätigt sehen, als er warnte, die Saison sei noch lang und die Tabelle eng. Heißt im Umkehrschluss aber auch, dass die Wolfschlugener wieder schnell von Platz vier nach weiter oben kommen können.
Aufreger der vergangenen Woche war aber der Trainerwechsel beim TSV Deizisau. Steffen Rost ist wieder da, so stand es auch über meinem Text in der EZ. Ob das Vereins-Urgestein nach der Trennung von Georgios Chatzigietim den Bock umstoßen kann? Beim 20:29 bei der SG Weinstadt hat es noch nicht geklappt, aber Rost hatte nicht viel Zeit, die Verunsicherung aus den Köpfen und die Frische in die Beine zu bekommen. Interessant ist die Personalie allemal. Und sie zeigt, dass man im Dienst der Sache auch mal über seinen Schatten springen kann. Als Rost im Jahr 2011 bei seinem Heimatverein gehen musste, war er darüber nicht glücklich.
Alte Kamellen, klar. Aber Rost sagte damals, er werde die Deizisauer Männer nicht mehr trainieren. Daran erinnerte er sich auch jetzt. Aber, und jetzt kommt die Sache mit dem Schatten, Deizisau ist eben sein Verein, er wurde gebraucht und er macht es. Und freut sich auch darauf. Die Herausforderung, so sagte er mir, liegt nicht nur darin, das Team aus dem sportlichen Tal zu holen, sondern auch, dass er zum ersten Mal eine Mannschaft während der Saison übernimmt. Nach der Runde soll aber wieder Schluss sein. Die Suche nach einem Nachfolger hat begonnen. Hilfreich dafür ist, dass der Kader schon so gut wie steht.
Ich hätte mir als neuen Deizisauer Trainer gut Ralf Wagner vorstellen können. Ich denke auch, die Wogen nach der Auflösung der Spielgemeinschaft im Frauen- und Jugendbereich zwischen Deizisau und Wagners Noch-Club TSV Denkendorf sind so weit geglättet, dass das nicht mehr im Wege gestanden wäre. Aber Wagner geht im Sommer nach dann zehn Jahren in Denkendorf nicht nach Deizisau, sondern zum TSV Zizishausen in die Landesliga. Wiederaufbauarbeit muss er dort leisten. Und das kann er, wie er in Denkendorf gezeigt hat. „Zizishausen war schon immer ein kleiner Teil meiner Handballwelt und ich sehe da durchaus Parallelen zu Denkendorf“, sagte er meinem Kollegen Robin Kern unter anderem. Ich bin gespannt.
Nach sechs Absätzen komme ich erst zum Verbandsliga-Derby zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem Team Esslingen, bei dem ich nach dem Wasserball auch in der Halle war. Das zeigt, was sonst so los war. Und vielleicht auch, dass es schon deutlich spannendere Stadtduelle gab. Ein bisschen gespannt war ich übrigens, wie meine etwas gewagte Überschrift „The Därby“ ankommt. Ich hatte den Eindruck, der Spaß wurde verstanden, ich wurde ein paar mal positiv darauf angesprochen. Aber was soll ich sagen: Das Spiel hat gezeigt, dass Heli eine gute Mannschaft inklusive Bank hat, dazu Selbstvertrauen – und das Team Probleme, die auch von Derby-Emotionen nicht beiseite geschoben werden können. Drinbleiben, das Personal verstärken und dann ab dem Sommer den neuen Coach Timo Flechsenhar machen lassen, muss nun das Motto lauten.
Es ist viel los im Handball der Region. Und es tut sich derzeit einiges, was es für die Beobachter der Szene und auch für uns in der EZ-Sportredaktion interessant macht. Stay tuned.