Die Handballerinnen des TV Nellingen sind immer noch Zweiter. Sie haben immer noch die Chance auf den Aufstieg – auch wenn das keinerlei Vorgabe des Vereins war. Aber jetzt das: Nach zuvor sage und schreibe 13 Spielen ohne Niederlage – davon elf Siege – gab es nun zwei Pleiten in Folge. Erst beim TV Beyeröhde, dann bei der HSG Bensheim/Auerbach.
Geht den Nellingerinnen die Puste aus? Ich denke, es wäre viel zu früh, das zu behaupten. Und dagegen spricht auch die Höhe der Ergebnisse in Zusammenhang mit Aussagen von Trainer Pascal Morgant: Beide Niederlagen waren sehr knapp und die Siege davor waren ebenfalls keine Selbstläufer, sondern entsprangen oft harter Arbeit. Darauf hat der Coach mehrfach hingewiesen uns ist auf dem Teppich geblieben.
Alles im grünen Bereich also bei den Hornets.
Mir fällt in diesen Tagen aber auch die Entwicklung bei einem anderen Frauenhandball-Team der Region auf, etwas außerhalb des EZ-Landes – und vor noch nicht allzu langer Zeit auf Augenhöhe mit den Nellingerinnen: Die TuS Metzingen hat sich mittlerweile als eines der stärksten deutschen Frauenteams in der Bundesliga etabliert. Und am Wochenende einen Erfolg eingefahren, den mein Kollege Frank Pleyer vom Reutlinger Generalanzeiger so kommentiert: „Die Metzinger Bundesliga-Spielerinnen sind die Mannschaft der Stunde im deutschen Frauenhandball. Wettbewerbsübergreifend ist das Team seit zehn Spielen unbesiegt. Zudem steht es in seinem Debüt-Jahr im EHF-Cup bereits im Halbfinale. Es scheint inzwischen keine Grenze mehr für den Club aus dem Ermstal zu geben. Die bravouröse Leistung gegen den HC Leipzig kann nicht hoch genug bewertet werden. Wer den Rekordmeister und Erstliga-Tabellenführer, der international seit Jahren eine feste Größe ist, aus dem Wettbewerb wirft, der hat eindrücklich seine Klasse nachgewiesen.“
Wollt ihr ein bisschen teilhaben? Dann hier der komplette Bericht des Kollegen vom 27:25-Sieg der Tussies im EHF-Cup-Halbfinale in Dessau gegen Leipzig. Stark. Und nicht neidisch werden, liebe Nellingerinnen.
Gala in der Höhle des Löwen
VON FRANK PLEYER
DESSAU. Leipzigs Shenia Minewskaja fasste sich an den Kopf, als könne sie das Ganze nicht glauben, während die Metzinger Bundesliga-Handballerinnen nach der Schluss-Sirene ihrem Jubel freien Lauf ließen, hüpften und tanzten. Die mitgereisten Fans skandierten »Auswärtssieg! Auswärtssieg!« und feierten die »TusSies« begeistert. Die TuS war am Sonntag über sich hinausgewachsen und hatte mit dem souveränen 27:25 (12:10)-Triumph beim Liga-Rivalen HC Leipzig den Einzug ins EHF-Cup-Halbfinale perfekt gemacht. Dort trifft das Team am 2./3. und 9./10. April auf den rumänischen Spitzenclub Corona Brasov. Für die TuS war es wettbewerbsübergreifend der zehnte Sieg in Folge seit Anfang Januar.
Nicht nur Anna Loerper war »wahnsinnig happy«. Man habe gewusst, dass Leipzig den Druck haben würde, wenn man lange die Partie eng halte. »Genauso ist es gekommen. Und Bine hat überragend gehalten«, lobte die Handballerin des Jahres TuS-Torhüterin Sabine Stockhorst, die mit 17 Paraden in der Höhle des Löwen brillierte. »Das Zusammenspiel Abwehr und Torhüterin hat sehr gut geklappt. Nur ein paar Minuten lang in der zweiten Halbzeit, als Leipzig aufholte, war es ein bisschen stressig«, meinte lächelnd die torgefährliche Tonje Löseth.
Von Beginn an entwickelte sich ein temporeiches Spiel. Der HC Leipzig gab deutlich mehr Gas als in den beiden voran gegangenen Begegnungen, als die TuS in der Bundesliga (26:23) und im EHF-Cup-Hinspiel (25:24) jeweils die Oberhand behalten hatte. In der Dessauer Anhalt-Arena, wo der HCL international zuvor noch nie verloren hat, entwickelte sich die erwartete kampfbetonte Partie, in der beide Abwehrreihen erneut dominierten.
Holz-Treffer hüben wie drüben, ebenso Ballverluste in diesen Bereichen schenkten sich beide Mannschaften nichts. Der TuS unterliefen zunächst zwar mehr Fehler, doch glich dies Sabine Stockhorst mit sieben Paraden bis zur Pause aus. Die Torhüterin hatte sich im Aufwärmen an ihrem rechten Ringfinger leicht verletzt und spielte dann mit einem Tapeverband. Stockhorst stahl auch Kataj Kramarczyk im HCL-Tor die Schau.
Das größte Problem für die Gäste aus dem Schwabenland, die von knapp 40 mitgereisten Fans lautstark angefeuert wurden, war anfangs die Chancenverwertung. Bernadett Temes, die in den beiden vorangegangenen Partien insgesamt zwölf Siebenmeter verwandelt hatte, scheiterte mit ihrem ersten Versuch an Nele Kurzke. Danach war auch Anna Loerper gegen Kramarczyk zweite Siegerin. In der Folge »saßen« die Metzinger Strafwürfe aber wieder. Auf der Gegenseite fand Luisa Schulze immer wieder die Lücke in der Metzinger Abwehr.
Mehrfach legte das Team von TuS-Trainer Csaba Konkoly zwei Tore vor (6:4/10. und 12:10/30.), immer wieder kamen die Gastgeberinnen zurück. Nach 33 Minuten war alles offen (13:13). Die starke Norwegerin Tonje Löseth (insgesamt sieben Tore) und ein Konter von Katharina Beddies brachten die Konkoly-Schützlinge vor 1 581 Zuschauern wieder mit zwei Toren in Führung (16:14/38.). Die TuS blieb am Drücker, man merkte dem Team an, dass es unbedingt den Halbfinal-Einzug wollte. Linksaußen Beddies überwand Leipzigs Nationaltorhüterin zum 20:16 (44.). Leipzig wurde nervös, verlor wiederholt den Ball oder scheiterte an Stockhorst. Doch plötzlich hielt Kramarczyk stark. Die HCL-Torhüterin parierte nun ein ums andere Mal, ihr Team konterte. Saskia Lang lief heiß, warf in drei Minuten drei Treffer – 20:21 (48.). Die Partie wurde zum Krimi.
Die TuS blieb abgeklärt, nervenstark. Mit all ihrer Erfahrung hämmerte Loerper einen verdeckten Wurf zur 25:22-Führung (53.) in die Maschen ein Klasse-Tor. Julia Behnke legte mit dem 26:23 nach – das war die Vorentscheidung (54.). Die Leipzigerinnen waren bitter enttäuscht. »Wenn man so viele einfache Fehler macht, kann man einfach nicht gewinnen«, kritisierte die Ex-Metzingerin Minewskaja.
Das mit der Schreibweise ist so eine Sache. Da hat auch jede Redaktion ihre Regeln – wir hatten das Problem gerade mit Artem Krav(w)ets vom VfB, den etwa die Agentur nach ihren Regeln anders schreibt als es auf dem Trikot steht. Geld und Sport – das ist ein großes Thema…
Ohne das in irgendeiner Form kritisieren zu wollen, aber der Hauptgrund warum die TuSsies gerade so vorpreschen, ist auf jeden Fall der des Geldes. Ohne würden sicherlich Spielerinnen wie die Handballerin des Jahres, Anna „Lumpi“ Loerper, dort nicht unbedingt spielen, aber der Erfolg gibt der Mannschaft und dem Verein natürlich recht. Ob man bei einem 27:25-Erfolg eines durchweg engen Spiels von souverän sprechen kann, wage ich zu bezweifeln. Schade ist auch, dass der Kollege vom GEA nicht weiß, dass sich Shenia Minevskaja mit v schreibt. 😉