Gestern flatterte eine Pressemitteilung des Deutschen Handball-Bundes ins Email-Postfach der Sportredaktion. „Grundsatzbeschluss pro Strukturreform“, war sie überschrieben. Es stand nicht viel Konkretes drin, aber dass der DHB nun offiziell beschlossen hat, seine Strukturreform voranzutreiben, Arbeitsgruppen zu bilden und das Ding bis 2021 durchzuhaben.
Für Diskussionen sorgt die angepeilte Reform dennoch schon. Dass sie nötig ist, bestreitet wohl niemand. Dennoch sind nicht alle mit allem glücklich, was da geplant ist. Wobei, das Zauberwort soll auch hier „Mitnehmen“ heißen. Die Vereine und Landesverbände sollen mitgenommen werden. Und für den HVW ist Hans Artschwager ja vorne mit dabei.
Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es vor allem um drei Elemente: Die Zahl der Landesverbände soll auf zehn reduziert werden, es soll im Leistungssport in Trainer investiert werden, damit Deutschland international wieder nach ganz oben kommt – und für die Finanzierung soll eine so genannte Lizenzgebühr eingeführt werden. Da vor allem regt sich Widerspruch. Wenn es ums Geld geht, ist der Protest nicht weit.
Auch ich bin noch in der Meinungsfindung. Deshalb das Einfache zuerst: Dass es – unter anderem – die historisch gewachsene Aufteilung in einen württembergischen, einen badischen und einen südbadischen Landesverband in Zukunft nicht mehr geben soll, macht einfach nur Sinn. Andere Sport-Verbände haben das schon lange durch und spielen unter einem baden-württembergischen Dach. Wobei es auch da teilweise heftige Diskussionen gab und es einige auch nicht geschafft haben, die Tischtennisspieler etwa. Da haben sich die Südbadener quer gestellt.
Das anzupacken, halte ich für richtig und überfällig. Allerdings werden sich einige, die das auch so sehen, in ihrer Meinung bestätigt fühlen, dass der HVW mit seiner Strukturreform auf den übergeordneten DHB hätte warten können. Im Südwesten ist die Reform beschlossen und greift ab der kommenden Saison, was auf die laufende bereits mächtige Auswirkungen hat. Wir haben es ausführlich diskutiert.
Erst DHB-Reform, dann eine Spielklassenreform im neuen BW-Verband – das hätte schon Sinn gemacht. Vor allem, was die Einteilung der Ligen betrifft, die dann regional sinnvoller hätten gestaltet werden können. Aber das ist ums Eck, vielleicht gibt es ja irgendwann ein Reförmle der Reform.
Für nicht so einfach halte ich die Sache mit der Lizenzgebühr. Gut ist, dass der Leistungssport gestärkt werden soll. Und zwar nicht im Sinne der finanziellen Unterstützung der A-Nationalmannschaften, sondern bei der Nachwuchsförderung. Das würden wohl fast alle unterschreiben. Aber dass die Basis dafür bezahlen soll, dass es die Nationalteams wieder in die absolute Weltspitze schaffen, wird heftigen Widerstand hervorrufen.
10 Euro pro aktivem Spieler und Jahr – Jugend ausgenommen – sind angedacht. Wohin das Geld genau fließen soll, ist noch nicht klar (zumindest mir nicht). Auch zurück in den Breiten-, aber wohl vor allem in den Leistungssport. Gerecht ist das nicht. Beide Bereiche sollten sich selbst finanzieren können und eher die Vereine für die Ausbildung der Top-Talente entschädigt werden. Gehobenen Amateursport zu finanzieren, ist schwer genug. Das können die Macher bei den vielen Clubs im EZ-Land bestätigen.
Auf der anderen Seite ist die Frage, wo das Geld sonst herkommen soll. Von zusätzlichen Sponsoren? Durch einen Aufschlag auf die Eintrittspreise in der Bundesliga und der 2. Bundesliga – auch das wird diskutiert. Oder durch höhere Preise bei allen Spielen? Oder… Wenn die Nationalteams Erfolg haben, kann das auch eine Sogwirkung auf die Basis haben – so eine andere Argumentation.
Im Fußball ist es eher anders herum. Da gibt es Transferleistungen von der Bundesliga und dem DFB zu den Amateuren – auch wenn das teilweise eine Milchmädchenrechnung ist. Aber das ist von der Einnahmenseite nicht vergleichbar.
Handball ist Handball – und zumindest auf struktureller Ebene wird sich da einiges verändern. Hören wir uns an, wie die Diskussion weitergeht. Das Thema wird uns noch eine Weile beschäftigen.