Forrest Gump und die MadDogs

Ein Blick vom Arbeitsplatz des EZ-Redakteurs in der Sprecherkabine der Pfullinger Kurt-App-Halle. Neuhausen im Angriff. Die Scheibe könnte ein bisschen sauberer sein.

Beim Handball ist es ein bisschen wie bei Forrest Gump und den Pralinen: Man weiß nie, was man bekommt. Als ich kürzlich beim Spiel des Drittligisten TSV Neuhausen/Filder beim TV Neuhausen/Erms war, haben die meisten Zuschauer wohl eher an einen Sieg des Erms-Teams geglaubt – es gewannen nach einer ganz starken Vorstellung die Neuhausener von den Fildern. Gestern Abend haben die MadDogs in Pfullingen gespielt und waren diesmal die Favoriten. Aber sie haben mit 24:31 verloren.

Beides waren interessante Spiele und beide Spiele hatten am Ende den verdienten Sieger – jeweils der Außenseiter. Das zeigt auch: Man kann das Leistungsniveau einer Mannschaft nicht konservieren. Und: Ein Team kann über dem erwarteten Niveau spielen. Neuhausens – also Filder-Neuhausens – Trainer Ralf Bader hat gestern auch schnell und anerkennend erklärt, dass Pfullingen besser war, als er es erwartet hatte.

Ich habe aktuell aus der Kurt-App-Halle berichtet. Das heißt, ich saß in der Sprecherkabine und habe schon während des Spiels (Beginn war 20 Uhr) mit dem Schreiben begonnen. Nach der Schlusssirene hatte ich noch etwa eine halbe Stunde Zeit (so viel hat man nicht immer), habe noch ein paar Stimmen geholt, habe fertig geschrieben und anschließend noch den Text online gestellt und auf Facebook gepostet.

Blick in die andere Richtung: Pfullingen im Angriff.

Das Spiel der Neuhausener war nicht gut, ich habe die Leistung kritisch betrachtet. Direkt danach habe ich mit Bader und MadDogs-Kapitän Hannes Grundler gesprochen. Natürlich mache ich mir objektiv mein eigenes Bild, das ist mein Job, und ich muss auch nicht einer Meinung mit den Protagonisten sein. War ich auch nicht, in meinem Text steht, dass das 13:13 zur Halbzeit aus Neuhausener Sicht „etwas schmeichelhaft“ war. Bader fand es leistungsgerecht. Zum ganzen Bild, das sich ein Journalist macht, gehört auch der Eindruck von den Aussagen der Beteiligten. Bader und Grundler haben erklärt, dass die Leistung zwar nicht gut war, dass 10:10 Punkte als Zwischenbilanz für einen Aufsteiger aber okay sind. Und dass Pfullingen stark war. Der Gegner spielt eben auch mit.

Auszeit Neuhausen. In diesem Fall bringt sie nicht viel.

Stimmt. Rückschläge sind gerade bei einem Aufsteiger einzuplanen. Das gestern war einer. Aber es kommt darauf an, was man daraus macht. Bader hat Fehler aufgezeigt und angekündigt, sie mit der Mannschaft aufzuarbeiten. Und Grundler hat diesen interessanten Satz gesagt, den ich in meinem Text in der EZ auch zitiert habe: „Wir haben in Pforzheim ein grottenschlechtes Spiel abgeliefert und anschließend Horkheim geschlagen. So müssen wir es wieder machen.“ Mit dieser Einstellung kann man was anfangen.

Ich habe mich entschieden, das Spiel der MadDogs nicht schön zu schreiben und die Schwachpunkte zu benennen, aber die Leistung einzuordnen. Ich bin mir sicher: Der Auftritt in Pfullingen wird am Ende der Saison als einer der schwächeren eingeordnet werden. Am Ende einer insgesamt zufriedenstellenden Saison. Daran glaube ich auch nach gestern.

Mein lieber Kollege Michael Grimm hatte im Reutlinger General-Anzeiger natürlich einen ganz anderen Tenor in seinem Text. Er musste auch nicht lange überlegen. Seine Leser interessieren sich vor allem für die Pfullinger. Und da konnte er einfach drauflosloben.

Die Pfullinger Trommler. So saßen sie vor 20 Jahren schon da.

Für einige Neuhausener war es gestern übrigens trotzdem ein schöner Abend: Einige von ihnen haben eine Pfullinger Vergangenheit und es gab ein freudiges Wiedersehen. Mir ging es auch ein kleines bisschen so, denn zu meiner Zeit beim Radio habe ich viele Male zum Beispiel Rolf Brack oder Holger Breitenbacher zu Pfullinger Zweitligazeiten das Mikro unter die Nase gehalten. Ist das lange her… Fast so lange, wie die Zeit, als Forrest Gump im Kino lief.

P.S Ich mach jetzt hier zwei Wochen Urlaubs-Pause.