Die Bundesliga-Handballerinnen des TV Nellingen haben bei Frisch Auf Göppingen wie erwartet verloren. „Starker Derby-Auftritt des TVN“, steht aber über dem Text meiner Kollegin Karla Schairer zum 28:31. Bemerkenswert ist vielleicht das falsche Wort, um das zu beschreiben. Aber erwähnenswert ist es auf jeden Fall.
Denn seit der vergangenen Woche steht fest, dass die Nellingerinnen praktisch nicht mehr absteigen können. Die Vereine mussten bis zum 1. März die Lizenzunterlagen für die kommende Saison abgeben. Und was ist passiert? Aus der 2. Bundesliga hat der Erste keinen Antrag für die Bundesliga gestellt, der Zweite auch nicht, der Dritte auch nicht – nur der Vierte Union Halle-Neustadt. Den anderen ist das Risiko zu groß – auch begründet in Erfahrungen aus der Vergangenheit.
Das bedeutet: Aus dem Oberhaus gibt es nur einen Absteiger. Wenn überhaupt. Denn Halle-Neustadt muss mindestens Dritter werden, um nachrücken zu dürfen. Das ist bei momentaner Punktgleichheit zu schaffen, aber alles andere als sicher. Der punktlose Bundesliga-Letzte HC Rödertal ist übrigens sieben Punkte von den Nellingerinnen entfernt.
Es ist jedes Jahr das gleiche Theater und das nimmt einem wirklich ein bisschen den Spaß am Spitzen-Frauenhandball. Vor einem Jahr sind die Hornets nur dringeblieben, weil nach langem Hin- und Her ein Platz mehr frei war. Die Einzelheiten waren in der EZ nachzulesen. Sportlich waren sie abgestiegen. Ich habe das schon ein paar Mal geschrieben: Ich kann ihnen nicht verdenken, dass sie die Chance wahrgenommen haben. Sehr gut finde ich, dass sie sich jetzt fest vorgenommen haben, auf jeden Fall auf einem Platz zu landen, der auch unter normalen Umständen reichen würde.
Denn normal sind die Umstände im Frauenhandball schon lange nicht mehr. Das Hauptproblem ist: Der finanzielle Unterschied zwischen der 2. Bundesliga und der Bundesliga ist zu groß. Und innerhalb des Oberhauses zwischen der oberen und der unteren Hälfte auch.
Deshalb ist es wichtig für die Nellingerinnen, dass sie nun ziemlich sicher ein drittes Jahr oben vor sich haben. Denn zwei bis drei Jahre braucht es normalerweise, um sich finanziell einigermaßen zu etablieren – das heißt konkret: den Etat mindestens zu verdoppeln. Dazu braucht man finanzielles sowie sportliches Geschick und auch eine gute Portion Glück.
Wer wieder runterrasselt, hat es schwer. Dafür gibt es viele, viele Beispiele.
Die Hornets müssen jetzt ein paar Hausaufgaben machen, sie können aber deutlich früher als erwartet planen.
Eine Lösung für das Problem des Frauenhandballs zu finden, ist nicht einfach. Denn man müsste eine Entwicklung bremsen, die zu bremsen schwer ist. Vielleicht, das ist nur ein Ansatz, war es im Nachhinein doch keine so gute Idee, eine eingleisige 2. Bundesliga einzuführen. Es klang am Anfang attraktiv und es sollte sozusagen die Verhältnisse angleichen. Aber das Ergebnis für die Zweitligisten war, dass sie oft Gegner hatten, die kaum Zuschauer mitgebracht haben und dass sie die Hälfte – oder sogar mehr – ihres Etats für Reisen ausgeben. Ich erinnere mich an Teams wie Harrislee direkt an der dänischen Grenze oder Allensbach am Bodensee. Beide sind nicht mehr da, nachdem sie jahrelang Kilometer um Kilometer abgespult haben.
Hier anzusetzen reicht natürlich bei weitem nicht. Und mir fehlen auch Fakten und Einblicke, um Ratschläge zu geben. Eines aber sollte klar sein: Es muss sich etwas ändern. Schlaue Köpfe müssen sich was Schlaues einfallen lassen. Sonst fallen die Entscheidungen über Auf- und Abstieg weiter nicht am Saisonende, sondern am 1. März.