Ich weiß nicht, wer beim TV Plochingen am Ende am meisten geschafft war. Vielleicht war es Michael Schwöbel. Mental war das Spiel des Handball-Drittligisten gegen die TSG Haßloch anstrengend. Aber wie Schwöbel da an der Seitenlinie auf- und abgetigert ist und gestenreich Anweisungen gab – da hat er schon ein paar Meter gemacht. Zumal sich die Spieler zwischendurch ja mal ausruhen durften. Der Trainer nicht.
Nun ist Schwöbel keiner, der stets ruhig auf seinem Bänkle sitzt, aber so wie am Samstag hab ich ihn noch nie erlebt. Es zeigt, wie wichtig dieses Spiel für die Plochinger war. Wie wichtig der Sieg am Ende war. Wie wichtig es war, die erste Krise in der dritthöchsten Spielklasse zu bewältigen. Nach drei Siegen aus den ersten fünf Spielen hatte der Aufsteiger sieben Niederlagen in Serie kassiert – jetzt sieht die Bilanz mit 8:18 Punkten schon besser aus. 8:18 Punkte haben in der Tabelle gleich vier Mannschaften. Zehn Teams sind besser, nur zwei schlechter. Da sieht man, wie eng es in der Liga zugeht. Und dass die Plochinger wieder dabei sind. Unten dabei, aber dabei.
Es war kein hochklassiges Spiel. Aber es war eine überzeugende Leistung. Bei der vor allem in der Anfangsphase einiges zugunsten der Plochinger lief. Das könnt ihr aber ausführlich in meinem EZ-Text nachlesen. Ich habe übrigens auch für die Kollegen der Rheinpfalz in Neustadt ein paar Zeilen geschrieben. Ähnlicher Text, ganz anderer Einstieg. Woran man sieht, wie nahe Jubel und Frust beieinanderliegen.
Plochingens Christos Erifopoulos jedenfalls konnte mit den Haßlochern, die nach der nun dritten Niederlage in Folge vom TVP den vorletzten Tabellenplatz übernommen haben, nachfühlen: „So ist es uns in der Woche davor in Oppenweiler gegangen. Wenn man schlecht ins Spiel findet, wird es ganz schwer.“ Vor allem, wenn das Gewicht eines Negativlaufes auf einem lastet.
Den haben die Plochinger nun erst einmal gestoppt. Sie haben es endlich wieder geschafft, die Leidenschaft an den Tag zu legen, ohne die es nicht geht, und gleichzeitig einen kühlen Kopf zu bewahren und taktisch die Linie zu halten. Dazu hat Erifopoulos seinen Beitrag geleistet. Der junge Deutsch-Grieche hat wieder ein gutes Spiel gemacht und damit gezeigt, wie wichtig er für die Mannschaft ist. Henrik Bischof war zudem vor allem in der Anfangsphase stark. Bei ihm war da im Gegensatz zu seinen Kameraden keine Unsicherheit zu spüren. Neuzugang David Spiler braucht noch ein bisschen, zumal er noch angeschlagen war und Schwöbel seine Pause, nachdem er ihn nach der Anfangsphase vom Spielfeld genommen hatte, verlängerte. Denn es lief auch ohne den Slowenen gut.
Die Plochinger werden bis zum Saisonende kämpfen müssen. Die nächsten Rückschläge werden kommen. Man darf nicht vergessen, dass Haßloch ein Gegner war, der ebenfalls hinten drin steckt. Aber den muss man erst einmal schlagen und im Gegensatz zum TVP ist es eine gestandene und körperlich großgewachsene Drittligamannschaft, die vor zwei Jahren in der Liga noch oben mitgespielt hat. Und es hat ja jeder damit gerechnet – naja, nach dem super Start haben vielleicht ein paar geträumt -, dass der TVP gegen den Abstieg kämpfen wird.
3. Liga in Plochingen macht jedenfalls Spaß. Gut gefallen hat mir auch, dass die Halle trotz der Niederlagenserie gut gefüllt war. Am Ende waren nur die nicht gerade wenigen Gästefans nicht happy.
Am Samstag geht es für den TVP gleich mit dem nächsten Heimspiel weiter. Gegen Dansenberg. Das ist der Vierte. Aber mit der Außenseiterrolle haben die Plochinger in der laufenden Saison ja auch gute Erfahrungen gemacht. Gerne erinnern sie sich an den Auftaktsieg gegen Pfullingen mit Ex-Trainer Daniel Brack. Der VfL steht nach dem Sieg im Spitzenspiel gegen Balingen auf Platz zwei.
Michael Schwöbel wird am Samstag wieder seine Meter machen.