Aus Nellingen berichte ich ja seit einiger Zeit nicht mehr regelmäßig. Das tun meine Kollegen Karla Schairer oder Andreas Müller. Am Samstag aber war ich mal wieder in der Sporthalle 1, zum zweiten Mal in dieser Saison. Das hat zumindest den Vorteil, dass man eine Entwicklung erkennen kann. Es ist ein bisschen wie bei Kindern: Wenn man sie nicht so oft sieht, fällt auf, wie sie gewachsen sind.
Und die Hornets sind, um im Bild zu bleiben, mächtig gewachsen. Sie haben sich zu einem richtigen Bundesligateam entwickelt. Vielleicht etwas spät, aber vielleicht auch nicht zu spät. Das 27:27 im Derby gegen Göppingen war jedenfalls eine bundesligareife Leistung. Respekt. Die Abwehr war stark. Und was mich am meisten beeindruckt hat: Die Spielerinnen glauben (wieder) an sich.
Warum sonst hätten sie in einer Phase nach dem Wechsel, als Göppingen so gut verteidigte, dass bei den Nellingerinnen am Angriff fast gar nichts mehr ging, wieder die Kurve bekommen? Trainer Pascal Morgant hat die Spielerinnen in einer Auszeit daran erinnert, was ihre Aufgaben sind. Und die haben sie umgesetzt und gleichzeitig ihr Kämpferherz in die Hand genommen. Dazu gehört was.
Klar, wenn ein Siebenmeter des Gegners fünf Sekunden vor Schluss verworfen wird, ist auch viel Glück dabei. Aber das haben sich die Hornets erarbeitet.
An der Ausgangslage hat sich eigentlich nicht so viel verändert. Am vorletzten Spieltag, dem 13. Mai, kommt die Neckarsulerm SU in die Sporthalle 1. Die Rechnung ist, falls nicht noch richtig Überraschendes passiert, einfach: Wer gewinnt, bleibt drin. Aber plötzlich hat Nellingen den psychologischen Vorteil. Das Team hat seinen ersten Saisonsieg überhaupt im Hinspiel in Neckarsulm geholt und steht seit Samstag vor der NSU – und zwar auf einem Nicht-Abstiegsplatz.
Es sah ja während der Saison schon danach aus, als ob es wieder einen Null-Punkte-Abstieg für die Hornets geben könnte. Das passiert sicher nicht. Zehn sind es jetzt schon. Es ist nicht sicher, ob es mit dem Klassenverbleib klappt. Aber sicher ist, dass sich das Team während der Saison enorm entwickelt und sich damit viele Freunde gemacht hat.
Übrigens auch auf Göppinger Seite. Natürlich haben die FAG-Fans Morgant gratuliert, nach zwölf Jahren unter dem Hohenstaufen ist er irgendwie immer noch einer von ihnen. Aber auch die Spielerinnen waren voller Respekt vor den Nellingerinnen. Ich habe mit Iris Guberinic gesprochen. Die hat vor allem in der Abwehr ein super Spiel für Göppingen gemacht. Und hat hinteher Nellingen gelobt. Heute in der EZ nachzulesen.
Auf Nellinger Seite hat mir Tanja Padutsch am besten gefallen. Man hat gesehen, wie wichtig das Spiel über außen ist, und da war sie klasse.
Also mir hat es am Samstag Spaß gemacht in Nellingen. Beim kommenden Spiel gegen die Tussies aus Metzingen macht sich dann mein Kollege Hannes Kern ein Bild von der Weiterentwicklung der Hornets, auch wenn man da nicht unbedingt mit einem Sieg rechnen darf.
So, ein paar Worte muss ich aber auch noch über den TSV Neuhausen und den TSV Deizisau in der Männer-BWOL verlieren. Auch sie haben mich positiv überrascht. Die Deizisauer, weil sie am vorletzten Spieltag endgültig den Klassenverbleib klargemacht haben, danach sah es vor ein paar Wochen noch gar nicht aus. Und die Neuhausener, weil sie in einer Woche sehr, sehr wahrscheinlich den Aufstieg in die 3. Liga feiern werden.
Meine Kollegin Steffi Gauch-Dörre hat ja in der Samstag-Ausgabe der EZ ihr Comeback mit einem Text über die Entwicklung uns Aussichten bei den Maddogs gegeben und war dann auch in der Halle beim 33:24 (13:11) gegen die SG Heidelsheim/Helmsheim. Die Frage ist nun, ob die Mannschaft in der kommenden Saison aus dem Fahrstuhl aussteigt und sich in der 3. Liga halten kann. Es gibt Argumente die dafür, und welche, die dagegen sprechen. Das wird hier bestimmt nochmal Thema sein. Vielleicht in einer Woche.