Das EZ-Land ist schon ein ganz besonderes Handball-Land. Hier gibt es nicht nur besonders viele gute Handballer auf wenigen Quadratmetern. Hier gibt es auch außergewöhnlich viele Vereine, die sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern gut sind. Der TSV Wolfschlugen etwa. Oder der TSV Deizisau, bei den Frauen gemeinsam mit dem TSV Denkendorf. Oder – aufstrebend – die SG Hegensberg/Liebersbronn, bei der die Männer mit Macht in die Landesliga streben, die Frauen dort aber schon längst sind.
Einer dieser zu lobenden Vereine ist auch der TV Reichenbach. Besonders gut gefällt mir immer, wenn ein Verein durch gute Arbeit und viel Engagement viel erreicht. Der TVR ist so ein Verein. Und er schafft es auch noch bei den Frauen und den Männern.
Die Männer sind mit Daniel Mayr – dem Trainer der Saison im EZ-Land 2014 – in die Württembergliga aufgestiegen und haben sich dort gehalten. Die Frauen sind im vergangenen Frühsommer ebenfalls in die WL hochgekommen. In dieser Runde schweben beide Teams in Abstiegsgefahr. Die Frauen, weil Aufsteiger in die WL – trotz oft guter Leistung – eh meistens wieder runterrasseln. Und die Männer, weil es nach jedem Halten eben nicht leichter wird und die mittlerweile vom alten zweitligaerfahrenen Neuhausen-und-Deizisau-Recken Daniel Hebisch trainierte Mannschaft in dieser Runde viel Verletzungspech hat.
Aber, jetzt kommt’s: 2016 ist bislang ein richtig gutes Jahr für den TVR. Eins, das zum Klassenverbleibsjahr werden könnte. Die Frauen sind mit einer satten 29:36-Schlappe gestartet. Aber dann: 24:24 gegen Spitzenreiter TSV Wolfschlugen und die Woche drauf gleich ein 25:25 gegen das Spitzenteam HC Wernau. Damit ja keiner denkt, das war ein Ausrutscher. Und das alles, ohne Unterstützung eines eigenen Zweitliga-Teams, wie es der TVN II gegen Wolfschlugen (siegreich) gemacht hat. Nee, das Fass mach ich jetzt nicht auf. Ich schreibe gerade über Reichenbach.
Die Reichenbacher Frauen sind dabei, das Motto umzusetzen: Sie haben keine Chance, aber sie nutzen sie. Momentan Platz zehn mit Tuchfühlung zu Platz neun – der Achte ist allerdings schon weiter weg.
Und die Reichenbacher Männer? Ich habe beim EZ-Pokal länger mit dem von mir sehr geschätzten Daniel Hebisch gesprochen. Er war, das darf ich bestimmt berichten, nicht sehr glücklich. Zeitweise hatte er durch Verletzungen und andere Missgeschicke so wenig Leute im Training, dass er gar keine Chance hatte, an einem Spielsystem zu arbeiten. Er war ein bissle frustriert.
Und jetzt? Es sind wieder ein paar Leute mehr da, der eine oder andere Spieler ist neu dazu gekommen und die Jungs haben kapiert, worum es geht. 31:28 in Steinheim, dann 28:24 gegen Laupheim – und der TVR ist wieder dabei bei der Musik. Immer noch Drittletzter, aber wie die Frauen auf Tuchfühlung zu der Mannschaft davor und weiter weg von der noch eins drüber.
Daniel Hebisch war – ich hab vor dem Spiel gegen Laupheim mit ihm gesprochen – so wichtig, dass die Mannschaft nach dem Sieg in Steinheim nachlegt. Nachdem das geklappt hat, sagte er dann meinem Kollegen den entscheidenden Satz: „Mit dieser Einstellung geht die Geschichte gut aus.“ Heutige EZ, Seite 21.
Von den TVR-Frauen hören wir immer die Stimme von Spielerin Meike Kienzlen. Und die sagte nach dem zweiten unerwarteten Remis in Folge (und vier von ihr erzielten Toren gegen Wernau) den vom wiedergewonnenen Selbstvertrauen getränkten Satz (Seite 20): „Wir haben bewiesen, dass wir gegen Wolfschlugen nicht nur Glück hatten und das wir uns nicht verstecken müssen.“
Wir wissen nicht, ob die Geschichte bei den Reichenbachern wirklich gut ausgeht. Ich wünsche es ihnen. Es sieht auf jeden Fall viel besser aus als vor dem Jahreswechsel. Und nachdem schon feststeht, dass bei den Frauen das Trainerduo Haug/Lenz am Ende der Saison aufhört, könnte ich mir vorstellen, dass Hebisch bei den Männern noch einiges weiterentwickeln will.
Es sind schon starke Handball-Geschichten, die da im EZ-Land geschrieben werden. In Reichenbach. Und anderswo.