In dieser Woche sind mir zwei sehr ähnliche Dinge passiert. Ich hatte zwei Mal mit einem Trainer zu tun, der mit viel, viel Herzblut einen neuen Job antritt und sehr positiv über seinen Vorgänger spricht. Die Sportart, die Liga und das Alter sind allerdings unterschiedlich. Der eine heißt Huub Stevens, ist 60 und der Neue bei den Fußballern des VfB Stuttgart. Der andere heißt Daniel Hebisch, ist noch ein paar Tage 34 und wird Coach bei den Württembergliga-Handballern des TV Reichenbach. Und noch ein Unterschied: Stevens sitzt morgen in Bremen schon auf der VfB-Bank (weshalb ich um 7.51 Uhr in den Zug steigen muss), Hebisch übernimmt beim TVR erst im Sommer.
Ich finde beide Entscheidungen gut. Normalerweise bin ich kein Freund von Trainerwechseln, aber beim VfB ging es meiner Meinung nach einfach nicht anders. sonst heißt es 2. Bundesliga. In Reichenbach verhält sich die Sache ein bisschen anders. Daniel Mayr geht dort am Ende der Saison freiwillig und nach einer erfolgreichen Zeit. Sie haben beim TVR ziemlich lange gebraucht, um einen Nachfolger zu finden. Viele Namen waren im Gespräch, und mit einigen ihrer Träger haben sie auch gesprochen. Hebisch war also nicht die erste Wahl. Was nicht heißt, dass er eine schlechte Wahl ist. Im Gegenteil. Abteilungsleiter Marcus Masching hat es schön ausgedrückt: Er war nicht „die erste Idee“. Und zwar, weil sie in Reichenbach lange nicht wussten, dass Hebisch überhaupt aus Neuhausen weg will. Er hat dort lange gespielt und nach seinem verletzungsbedingten Karriereende am Anfang der Saison Traineraufgaben als Co bei der ersten und als Chef bei der zweiten Mannschaft übernommen.
Natürlich birgt die Sache auch ein Risiko. Als Neuling, der keine Trainerlizenz hat, gleich in der Württembergliga anzufangen, ist anspruchsvoll. Da hilft einem die Erfahrung als Spieler bis rauf zur 2. Bundesliga unter Trainern wie Rolf Brack viel – ist aber nicht alles. Hebisch weiß das, die Reichenbacher wissen das. Aber der Verein ist in Bewegung, er ist in der zweiten Spielzeit in der Liga und irgendwie passt die Aussage, dass sich Trainer und Team gemeinsam entwickeln wollen. So lautet übrigens auch meine Überschrift über den Text in der morgigen EZ (Seite 20).
Dazu kommt, dass Hebisch auch als Spieler schon ein Typ war, dem man Trainer zutraut. Seine Umgänglichkeit kommt dazu. Die Messlatte von momentan Platz sieben, der so ungefähr auch am Saisonende rausspringen könnte, liegt hoch. Rückschläge wird es für Hebisch und den TVR geben, die hätte es in Runde drei nach dem Aufstieg aber auch unter jedem anderer Coach geben können. „Ich kann mir die Schlagzeilen schon vorstellen, wenn wir in Deizisau verlieren sollten“, hat mir Daniel Hebisch heute erzählt. Nicht, weil er dort selbst mal gespielt hat. Sondern weil die Reichenbacher da unter Daniel Mayr überraschend gewonnen haben.
Also, ich hatte mir das mit Hebisch und Reichenbach schon eine ganze Weile gedacht, auch wenn andere Varianten vielleicht auch gepasst hätten. Ich kann mir das jedenfalls gut vorstellen. Und wünsche sowohl Huub Stevens alles Gute. Nach dem Motto: Hup Nederland Hup (Der Mann legt Wert auf die Feststellung, dass er kein Holländer ist!). Und auch Daniel Hebisch.
So, Freitagabend, aber noch lange nicht am Ende meiner Arbeitswoche (uff, hab erst nächsten Mittwoch wieder frei) bleibt mir dann natürlich noch, auf der Knallerspiel im EZ-Land am Wochenende hinzuweisen. Auch Daniel Hebisch wird sich wohl nicht entscheiden müssen, weil das Spiel der Reichenbacher ausfällt, Neuhausen I am Samstagabend nach Oppenweiler reist und Neuhausen II spielfrei hat. Also ab am Sonntag (17 Uhr) nach Deizisau zum Spitzenspiel Erster gegen Zweiter gegen den TSV Heiningen. Es kann nämlich gut sein, dass Hebisch nächste Saison gar nicht in die Verlegenheit kommt, bei den Deizisauern verlieren zu können – wenn die nämlich jetzt Heiningen wegputzen und sich dann den Aufstieg in die BWOL nicht mehr nehmen lassen.