Ich habe mal wieder einen Gastbeitrag für euch. Bevor ich dazu komme, der Hinweis, dass wir unser Videoteam am morgigen Samstag zum Frauen-Bundesliga-Derby zwischen dem TV Nellingen und der SG BBM Bietigheim schicken (19 Uhr Spielbeginn). Das Video ist dann im Laufe des Sonntags unter www.esslinger-zeitung.de/Video zu sehen. Angekündigt wird es natürlich auch auf den Facebook-Seiten der Eßlinger Zeitung und vom Blog.
Das Video vom BWOL-Derby TSV Neuhausen gegen TSV Deizisau vergangene Woche lief sehr gut – also schaut auch bei Nellingen gegen Bietigheim rein.
Beim Frauen-Derby wird nicht nur unser Filmteam sein, sondern auch meine liebe Kollegin Karla Schairer. Und auch Daniela Hansen. Die ist Torwarttrainerin der Hornets und bevor sie das war, ist sie ganz schön rumgekommen in der Handball-Welt. Also ist sie die perfekte Gesprächspartnerin, um mit ihr die Lage bei den Nellingerinnen nach dem Null-Punkte-Saisonstart zu analysieren. Die Geschichte gibt es in der morgigen Samstag-Ausgabe der EZ.
Und weil Dani Hansen noch viel mehr erzählt hat, als in die gut 120 Druckzeilen passt, hier exklusiv für die Am-Kreis-Leser von Karla die Geschichte hinter der Geschichte. Viel Spaß beim Lesen:
Daniela und der Anruf von Pascal
Von Karla Schairer
Daniela Hansen lässt sich auf die Bank in der Umkleidekabine fallen. Es ist fast 20 Uhr und sie seit früh morgens auf den Beinen. Aber der Tag ist noch nicht rum. Dienstage und Donnerstage sind immer volle Tage für Hansen, auf deren Trainingsanzug „Dani“ steht. Denn nach ihrer Arbeit bei der Sparkasse Böblingen und ihrer Krankengymnastik trainiert sie beim TV Nellingen noch die Torhüterinnen des Bundesliga-Teams. „Es müsste öfter sein als zwei Mal die Woche, aber das schaffe ich nicht“, sagt die 44-Jährige, die seit Ende der vergangenen Saison zum Trainerteam von Pascal Morgant gehört. Hansen soll helfen, die TVN-Frauen in der Bundesliga zu etablieren. Keine leichte Aufgabe, denn die erfahrene Torhüterin weiß, wovon sie spricht. Sie ist viel rumgekommen.
In ihrer Jugendzeit stand Hansen vor der Entscheidung: Tor oder Feld. „Es war die richtige Entscheidung, im Feld wäre ich nicht so weit gekommen“, sagt sie rückblickend. „Torhüterinnen gibt es nicht so viele. Gute erst recht nicht.“ Und sie war eine Gute. Mit 18 kam sie aus dem Allgäu zum VfL Sindelfingen, der damals in der Bundesliga spielte, dann folgten ein Jahr in Würzburg und – nachdem das Team aufgelöst wurde – ein Intermezzo in Fellbach in der Regionalliga. Und dann die Metzinger Zeit: Von 1996 bis 2004 stand sie im Tor der TuS Metzingen. Hansen spricht heute noch von ihrem „Heimatverein“.
Doch Handball zeichnet den Körper. Irgendwann wollten Hansens Knie nicht mehr, es gab eine Operation an der Halswirbelsäule („Teils Handball, teils Bürojob“, nennt sie die Gründe), weshalb sie immer noch regelmäßig zur Krankengymnastik muss. Also wechselte Hansen die Seiten, trainierte Schorndorferinnen, Waiblingerinnen und Sindelfingerinnen, schließlich wieder Metzingerinnen. Aber der Nacken zwang Hansen wieder zu einer sportlichen Pause – bis „der Anruf von Pascal“ kam. „Ich kannte ihn als Spieler in Göppingen“, sagt Hansen. „Er war schon immer ein kleiner Paradiesvogel von seinen Frisuren her, aber abgesehen vom Äußerlichen war er normal und immer ein sehr Netter – was man nicht von allen männlichen Handballkollegen behaupten kann.“
„Das Erste waren Schnelligkeit und Beweglichkeit“, die Hansen ihren Schützlingen Anne Bocka und Evelien Grob beibrachte. Grob ersetzte nach dem Aufstieg Stefanie Brandl. „Die Bewegungen müssen automatisch ablaufen.“ Das fehle Bocka noch. Gut sind beide im Eins-gegen-eins bei freien Würfen und Tempogegenstößen. Schwächen sieht sie bei beiden jeweils im unteren Torbereich und vor allem bei dem, was Hansen „das sehende Auge“ nennt: der Blick für die Abwehr und das Zusammenspiel, was passieren könnte.
Eine halbe bis dreiviertel Stunde hat Hansen pro Training Zeit, sich um die Torhüterinnen zu kümmern. „Pascal lässt mir freie Hand, aber wir stimmen uns immer ab.“ Donnerstags nimmt sie Bocka und Grob nicht ganz so hart ran, macht nicht so viel für die Beine.
„Torhüterinnen können super viel ausmachen“, sagt Hansen. „Es ist eine der wichtigsten Positionen im Handball, die letzte Station vor dem Tor“, sagt sie. „Die Torhüterin kann dem Team viel Mut und Kraft geben. Wenn die Feldspielerinnen wissen, dass hinter ihnen eine Mauer seht, gibt das Zuversicht.“ Dahin müssen die beiden Torhüterinnen Grob und Bocka noch kommen. „Sie müssen so gut werden, dass die anderen Angst vor ihnen haben.“
Hansen hat noch eine letzte Bitte, bevor sie zum Training geht: „Kommt in die Halle, feuert uns an. Auch wenn es ein schlechter Start war und wir nicht schön spielen, wir brauchen unsere Fans. Wir kommen nur alle zusammen da raus.“ In diesem Sinne: bis Samstagabend.