Schade, Reichenbach

Volle Ränge in der Brühlhalle – und Peter Scheffold kämpft mit der gut besetzten Altenstädter Abwehr. Fotos: Rudel/Paesler


Es hätte das Wochenende des TV Reichenbach werden sollen. Es hätte das Wochenende des TV Reichenbach werden können. Aber es wurde nicht das Wochenende des TV Reichenbach. Wahrscheinlich haben sowohl die Männer als auch die Frauen den Aufstieg verspielt. So deutlich muss man es sagen und so sehen sie es wohl auch im Filstal.

Ein Ausschnitt aus der heutigen EZ. Reichenbach ist zwei Mal Zweiter.

Der Blick auf die Tabellen: Männer-Landesliga: 1. Altenstadt, 2. Reichenbach. Frauen-Württembergliga: 1. Nellingen II, 2. Reichenbach. Aber bereinigt stehen die TVR-Frauen nicht auf dem Relegationsrang – den es bei den Männern gar nicht gibt. Aber dazu später mehr.

Die TVR-Frauen müssen nach der Niederlage bei Burlafingen/Ulm, der vierten im siebten Spiel 2019 – und alle mit einem Tor – nun auf Patzer der Konkurrenz hoffen. Die Tabelle ist allerdings aufgrund der ungleichen Anzahl an Spielen so schrägt, wie sie in dieser Phase der Saison nicht sein sollte. Friedingen/Mühlheim, gegen das Nellingen am Mittwoch zum Nachholspiel antritt, hat zum Beispiel zwei Spiele weniger als Reichenbach absolviert. Aber auch zwei Minuspunkte weniger. Da braucht man ganz schön Hirnschmalz und Vorstellungsvermögen, um den möglichen Verlauf der Restrunde und den Stand der Dinge nachzuvollziehen.

Ein packendes Spitzenspiel. Alexander Stammhammer (Mitte) bekommt es zu spüren.

Das ändert aber nichts daran: Die Aussichten der Reichenbacher Frauen auf den Aufstieg waren schon deutlich besser. Ohne die besagten vier Niederlagen im laufenden Jahr hätte ich hier ein ganz anderes Thema. Schade, denn das ist ein richtig gutes Team.

Das gilt auch für die Reichenbacher Männer. Die haben allerdings, so wie es aussieht, im TV Altenstadt ihren Meister gefunden. Hier ist an der Tabelle nichts schräg. Alle Mannschaften 23 Spiele, Altenstadt und Reichenbach beide 38:8 Punkte, Altenstadt hat nach dem 26:22-Sieg in der Brühlhalle den direkten Vergleich gewonnen. Und zum großen Pech für die Reichenbacher steigt diesmal nur der Meister auf. Relegation fällt aus.

Die Szene, in der Max Liegat sein Feldtor erzielt. Es kamen noch zwei erfolgreiche Siebenmeter dazu.

Mein junger Kollege Max Bruns war beim Spitzenspiel in der Halle und hat das schön beschrieben. Es waren viele Nicht-Reichenbacher da, einige Deizisauer etwa hat er auf der Tribüne gesehen. Das Spiel hat die Szene bewegt. Ich habe gerade nochmal mit Max gesprochen, nachdem er das (Fußball !)-Nachspiel für die morgige EZ-Ausgabe geschrieben hat. „Sie haben das im Angriff nicht hinbekommen, die Abwehr aber stand gut“, sagt er über die Reichenbacher. Er kann es beurteilen, er spielt selbst Handball. Auch ein „Ticken Dynamik“ hat ihm beim TVR gefehlt, Altenstadt war seiner Beobachtung nach „abgezockter“. Der verdiente Aufsteiger also?

Auch Timo Häußermann hat es schwer.

In Reichenbach sind sie enttäuscht. Klar, wenn man so nah dran ist. Aber sie werden versuchen, in den verbleibenden drei Spielen ihre Aufgaben zu lösen, um sich nichts vorwerfen zu müssen, falls die Altenstädter patzen. Denn der TVR ist ja erst in die gute Ausgangsposition vor dem Spitzenspiel gekommen, weil der Konkurrent in der Woche davor gegen Steinheim verloren hat. Die Reichenbacher Frauen haben noch zwei Spiele und damit die wenigsten des Spitzenquartetts.

Wenn es nicht klappt mit dem (Doppel-) Aufstieg, dann wird in Reichenbach auch in der kommenden Runde Handball gespielt. Und das vermutlich nicht vor weniger Zuschauern als eins drüber. Hier lebt man den Handball ligaunabhängig. Gegönnt hätte ich es ihnen aber schon, und wäre damit wahrscheinlich auch nicht allein. Oder ist die Vergangenheitsform noch zu früh? Also: Ich tät’s ihnen ja schon gönnen!