Zu gerne würde ich mehr Texte schreiben, in denen es nicht um Corona geht. Deshalb habe ich auch für die Samstagausgabe der EZ die Geschichte über Neuhausens Timo Durst und sein bevorstehendes Comeback nach langer Verletzung gemacht.
Aber auf dem Rest der Lokalsportseite gab es fast nur ein Thema – und das wird auch das beherrschende Thema der kommenden Wochen bleiben. Im Sport und in der gesamten Gesellschaft. Und damit auch in der Zeitung. Im Sport und (noch mehr) in allen anderen Ressorts.
An diesem Montag sind in Baden-Württemberg neue Bestimmungen in Kraft getreten. Inwieweit sie den Sport und damit auch den Handball betreffen, ist (zumindest mir) nicht ganz klar. Aber das war schon in den vergangenen Wochen so. Und das ist auch mit das Problem. Darf man jetzt mit Zuschauern spielen? Darf man nicht? Wie lange darf man überhaupt noch spielen?
100 Menschen sind ab jetzt „bei der Durchführung von Veranstaltungen“ erlaubt. Also auch bei Handballspielen? „Beschäftigte und sonstige Mitwirkende“ bleiben „außer Betracht“. Also Mannschaften, Betreuer, für den Spielbetrieb nötige Personen? Ausnahmen soll es geben. Es gibt eine Menge Klärungsbedarf.
Was bei der ganzen Sache komplett neu ist: Im Frühjahr waren es die Sportverbände, die den Spielbetrieb eingestellt haben. Ich werde diesen Donnerstag in der Redaktion wohl nie vergessen, an dem eine Sportart nach der anderen abgebrochen hat. Jetzt kommt die Absage von unten.
Die Verbände, also auch der HVW, hängen sich an die Politik und empfehlen, ohne Zuschauer zu spielen. Das hat auch dazu geführt, dass die Vereine, die in ihr zuvor ja überprüftes und abgesegnetes Hygienekonzept vertraut haben und vor (ein paar) Fans aufgelaufen sind, zum Teil mächtig Kritik abbekommen haben. Das ist keine gute Situation für alle. Die Vereine wünschen sich auch diesmal eine klare Vorgabe von den Verbänden. Die erklären wiederum, dass sie das ohne entsprechende Beschlüsse der Politik nicht tun können. Also sagen viele Vereine die Spiele von sich aus ab. Davon war am vergangenen Wochenende vor allem die Staffel 2 der Männer-Verbandsliga betroffen. Mit Köngen, Denkendorf, Reichenbach und Team. Auch in der Jugend fand viel nicht statt.
Dass es schwierig ist, die Vorgaben der Politik für den Sport zu übersetzen, ist unbefriedigend. Es zeigt aber, dass der Sport in der momentanen Situation nicht die Hauptrolle spielt. Und das ist angemessen. Trotzdem muss auch der Sport, in den so viele Menschen so viel Herzblut – und Freizeit – stecken, planen können.
Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass es sehr, sehr schwer ist, den weiteren Verlauf vorherzusagen. Aber ich kann mir vorstellen, dass die Entscheidungen aus dem Sport heraus einen vorzeitigen – also sehr vorzeitigen – Saisonabbruch oder eine Unterbrechung zumindest beschleunigen. Warten wir es ab, etwas anderes bleibt uns nicht übrig.
Naja, nicht ganz: Wir können und sollten uns dringend an die Regeln halten. Das Problem ist allerdings, dass Maßnahmen mit einer Verzögerung von ungefähr zwei Wochen greifen. Bis dahin werden noch viele Spiele abgesetzt sein. Mindestens.
Wir Sportjournalisten werden also weiter viel über Corona schreiben müssen. Und flexibel sein. Noch flexibler jedenfalls, als wir es in diesem Beruf ohnehin sind – was grundsätzlich ein Bereich ist, den ich daran mag.
Wir mussten etwa auch die Montagausgabe umplanen. Zwei Mal TSV Denkendorf gegen TV Reichenbach, in der Württembergliga der Frauen und in der Verbandsliga der Männer. Wir hatten uns schon was überlegt, wie wir das aufbereiten mit einem interessanten Layout. Alles ausgefallen. Stattdessen haben wir unseren Mitarbeiter Max Bruns an die Römerstraße zur SG Hegensberg/Liebersbronn geschickt.
Am kommenden Samstag tritt HeLi zum Derby in Ostfildern an. Das ist wieder ein interessanter Termin, den wir eingeplant haben. Ob gespielt wird? Zurzeit kann man das ein paar Tage vorher nicht sagen. Alles dazu erfahrt ihr wie immer in der EZ.