Eigentlich hatte ich den Zusatz „oder auch nicht“ in der Überschrift nicht vorgesehen. Dann aber flatterte die Meldung in die Redaktion, dass Bernhard Bauer als Präsident des DHB zurückgetreten ist. Da hat es wohl ziemlich geknirscht im Verbandsgebälk. Wir machen das Thema morgen in der EZ auf. Für mich kam die Nachricht überraschend, für einige, die Bernhard Bauer öfter treffen, wohl nicht so sehr. Ich habe zum letzten Mal mit ihm beim Marktplatzturnier in die Esslingen gesprochen, da war vor allem Mimi Kraus das Thema. Ich denke, Bauer hat eine Menge richtig gemacht als DHB-Präsident, auch wenn mir persönlich seine etwas unkritische Haltung zum WM-Ausrichter Katar nicht so gut gefallen hat.
Wie manche wissen, ist die EZ ja Mitglied der Redaktionskooperation G14+. Meine sehr geschätzte Kollegin Gabriela Thoma vom Reutlinger General-Anzeiger hat auf diesem Wege schon einen Kommentar zu dem Thema verfasst – den ihr ganz am Ende lesen könnt.
Nun aber zum Handball im EZ-Land. Und da war am Wochenende eben wieder fast alles beim Alten. Ausnahmen waren eigentlich nur die Württembergliga-Frauen der HSG Deizisau/Denkendorf II und die Landesliga-Männer des HC Wernau, die jeweils beim Tabellenletzten verloren haben. Trainer Ralf Hönig wird die Schlappe des HCW mit Interesse verfolgt haben, während er in der Parallelstaffel mit dem bisherigen Zweiten SV Vaihingen überraschend in Schorndorf ebenfalls verloren hat. Hönig übernimmt in der kommenden Runde die Wernauer, für die die Niederlage in Wangen eher peinlich als schädlich war – sie befinden sich im sicheren Niemandsland der Tabelle.
In der Württembergliga hat Spitzenreiter TSV Wolfschlugen sein Zwischentief überwunden und gegen Langenau/Elchingen gewonnen. Und auch der Zweite TV Plochingen hat das Derby in Reichenbach für sich entschieden. Der Doppel-Aufstieg ist also immer noch möglich.
Ich hab gestern mit Deizisaus Co-Trainer Daniel Kraaz telefoniert. Die Deizisauer, die in der BWOL beim 34:20 gegen Heddesheim gezeigt haben, wie man mit einem Schlusslicht umgeht, würden sich freuen, wenn sie in der kommenden Runde auf die Wolfschlugener und die Plochinger treffen würden.
Wahrscheinlich kommt es dann in der BWOL auch wieder zum Superderby Deizisau gegen Neuhausen. Schade, schade, aber die MadDogs werden es in der 3. Liga wahrscheinlich nicht packen. 24:29 in Pforzheim, wieder verloren, jetzt schon mit fünf Punkten Rückstand auf den Drittletzten Vorletzter.
Beim Text über die Deizisauer bin ich übrigens auf ein Problem gestoßen, dass uns in der Sportredaktion immer mal wieder begegnet. Weil Routinier Fabian Kehle ausfiel, hat der A-Jugendliche Nico Groß das Tor gehütet. Und das auch sehr gut. „Nico Groß“ steht auch im Kader, den uns die Deiziauer vor Saisonbeginn haben zukommen lassen. Auf der Spielinformation, die man neuerdings auf hvw-online runterladen kann, steht aber „Nicolas Groß“. Aha, wusste ich nicht. Was also tun? Wenn er so heißt, dann ist er auch in der EZ Nicolas Groß. Denn so halten wir es immer.
Unser jeweiliger Blattmacher – diese Woche ich – kann ein Lied davon singen. Wir bekommen ständig Texte, in denen von Michi, Benny, Matze oder Alex die Rede ist, manchmal sogar ohne Nachnamen. Dann heißt es für uns: Nachrecherchieren oder Kontakt aufnehmen. Bei einigen Bennys wissen wir allerdings schon, dass da Benjamin im (Spieler-) Pass steht, auch wenn selbst Christine Gall schon als Tine ins Blatt gerutscht ist.
Vor ein paar Jahren, ich erinnere mich noch genau, gab es allerdings auch mal Ärger. Da blieben die Nachforschungen bis zum Andruck erfolglos und so haben wir aus einem Alex natürlich einen Alexander gemacht. Und was ist passiert? Die Protestmail kam am nächsten Tag – da hieß einer tatsächlich Alex. Künstlerpech.
Aber Hauptsache, Nicolas „Nico“ Groß hat seine Sache gegen Heddesheim gut gemacht. In der EZ wird der Name bestimmt noch häufiger vorkommen. Zum Beispiel in einem Derby-Bericht gegen Wolfschlugen, Plochingen oder Neuhausen.
So, jetzt aber der angekündigte Kommentare zum Rücktritt von DHB-Präsident Bernhard Bauer:
Ein Riesenverlust und Rückschlag
Von Gabriela Thoma
Mit einem Paukenschlag hat Bernhard Bauer am Montagmittag die Aufbruchstimmung nach dem siebten Platz bei der Weltmeisterschaft in Katar im deutschen Handball empfindlich gestört. Nach nur eineinhalb Jahren als Präsident des Deutschen Handballbundes hat der 64-Jährige aus Neckarsulm völlig unerwartet die Brocken hingeschmissen. Dabei darf Bauer gewiss nicht Amtsmüdigkeit unterstellt werden oder ein zu dünnes Nervenkostüm. Ein ehemaliger Leistungssportler und ein gelernter Jurist gibt nicht einfach vorzeitig auf.
Als langjähriger Bundesliga-Torhüter von Frisch Auf Göppingen, als früherer Präsident des Handballerverbandes Württemberg und als politischer Spitzenbeamter Baden-Württembergs hat sich Bernhard Bauer vielmehr zu einem Mann mit Ecken und Kanten entwickelt, der auch die klaren, harten Worte nicht scheut.
Gleichwohl agierte er öffentlich stets mit der nötigen Diplomatie und zeigte sich verbindlich. Vielleicht so manchem lauten Weggefährten zu verbindlich und manchesmal zu pathetisch. Aber Bauers Leitmotto für die Handballer war: Vertrauen schaffen, verlässlich sein und nicht arrogant auftreten. Und genau mit dieser ihm eigenen feinen Art ist dem größten Handballverband der Welt nach mehreren sportlichen Rückschlägen ein Neuanfang geglückt. Fehlentwicklungen wurden
gestoppt.
Bauer hat dabei als Person überzeugt. Unter seiner Führung hat es der deutsche Handball in Europa und der Welt jedenfalls geschafft, sich nicht nur sportlich zu entwickeln, sondern auch auf dem sportpolitischen Parkett wieder seine Stimme erheben zu können. Nach harter Arbeit war zuletzt ein kleines Hoch aufgezogen. Insofern ist Bauers Abgang ein Riesenverlust und ein herber Rückschlag. Positiv bewertet, kann sein Rücktritt aber die Handballer auch aufrütteln und neue Kräfte wecken.
Das Thema Bernhard Bauer und DHB beschäftigt uns weiter. Wir haben morgen ein Interview mit HVW-Präsident Hans Artschwager in der EZ.
Auch da schließe ich mich gerne an. Bald wird in Reichenbach ja wieder gejubelt!
Ein dickes Kompliment und herzliche Glückwünsche auch an die weibliche A-Jugend der SG Untere Fils (TV Reichenbach/HSG Ebersbach/Bünzwangen). Auch sie haben am Sonntag in Scharnhausen den Württembergischen Meistertitel eingefahren und treten am kommenden Sonntag beim HBW-Pokal an.
Da schließe ich mich doch an! Text und Bild morgen in der EZ.
Herzlichen Glückwunsch an die B-Jugend der HSG Ostfildern und die Trainer Marc Schwöbel und Tobi Bühner zur Württembergischen Meisterschaft-super!!!
Ich habe hier noch einen weiteren Kommentar vom Kollegen vom Darmstädter Echo:
Paukenschlag
Von Hans-Peter Seubert
Der Paukenschlag kommt zur Unzeit. Der Rücktritt von Bernhard Bauer vom Präsidenten-Amt des Deutschen Handball-Bundes offenbart tiefe Risse in der DHB-Regie. Bauer ist müde und zermürbt. Mit seinem Schritt beugt sich der erste Mann des weltgrößten Handball-Verbandes wohl dem zweiten Mann, Vizepräsident Bob Hanning und dessen Fraktion im Präsidium: Ein Hoffnungsträger stürzt mit seinem Störfeuer und Alleingängen den zweiten.
Hanning bringt schnell und gern die Öffentlichkeit ins Spiel. Der Manager des Bundesligisten Füchse Berlin war ob der Doppelrolle sowie seiner forschen, professionell-eigensinnigen Art von Beginn an umstritten. Spätestens seit seinen Querschüssen bei der Kür des Frauen-Bundestrainers, aber auch schon bei der Besetzung der Stelle bei den Männern überwarf er sich mit Bauer.
Der Präsident schätzt Sachlichkeit, Teamgeist und Harmonie – geschlossene Außendarstellung. Dies ist Hannings Art nicht. Bauer hätte das schon vor den Zerwürfnissen wissen müssen, als er den Stellvertreter Leistungssport – Hans-Dampf und Handball-Verrückter – im September 2013 in die Regie holte. Hier der zurückhaltende Übervater, dort der fordernde Medien-Profi. Dabei gab der Erfolg der Männer-Auswahl bei der WM in Katar Hanning und seinen Vorstellungen recht.
Nun stürzt Bauers Rücktritt den DHB in die nächste Führungskrise. Mit seiner Person schienen Ruhe und Weitblick (Perspektive 2020) nach zuvor maroden Führungsstrukturen einzukehren und sich sportlich eine tragfähige Basis zu entwickeln. Die Aufbruchstimmung hat plötzlich tüchtig Schlagseite. Wieder heißt es Personal-Gezänk zu meistern. Gift für das Profil und die hochtrabenden Ziele.