Morgen steigt in der 2. Bundesliga der Frauen der drittletzte Spieltag. Nachdem die TuS Metzingen bereits als Aufsteiger feststeht, ist der Kampf um Aufstiegsplatz zwei noch ungeheuer spannend. Ich bin morgen in Nellingen, wo die Hornets gegen Harrsislee gewinnen müssen, um im Rennen zu bleiben. Weil Bietigheim gerade eben mit 22:21 gegen Bensheim/Auerbach gewonnen hat, würden sie bei einer Niederlage sogar auf Platz vier abrutschen. Aber davon gehen wir mal nicht aus.
Unten ist es weniger spannend. Und das hat keine sportlichen Gründe. Auch die TSG Ketsch hat angekündigt, in der kommenden Runde nicht mehr in der 2. Bundesliga starten zu wollen. Dazu hat der TSV Travemünde bekannt gegeben, dass nach Trainer Andreas Juhra auch Zweitliga-Toptorschützin Franziska Haupt (die morgen übrigens mit der A-Jugend von Todesfelde gegen den Nellinger Nachwuchs spielt) nach Buchholz wechseln wird – und vor allem, dass eine Menge Geld fehlt. Wenn auch die Raubmöven, sportlich als Neunter gar nicht schlecht, zurückziehen, dann wäre das der fünfte von 16 Vereinen, der nach der Premierensaison der eingleisigen 2. Bundesliga nicht mehr will, oder besser: nicht mehr kann. So was nennt man wohl Fehlstart, wenn man nicht gar sagen muss: Das Projekt eingleisige 2. Bundesliga ist gescheitert.
Ich hab auch zu denen gehört, die skeptisch waren. Und so richtig durchsichtig war das ja auch nicht, wie es zu der Entscheidung kam. Irgendwie hatten alle Bedenken, aber gemacht wurde es dann. Aber ich will es mir nicht zu leicht machen. Denn in einem entscheidenden Punkt hatte ich mit meiner Skepsis unrecht: Ich dachte, es gibt eher weniger für die Zuschauer attraktive Spiele und in Nellingen wird die Tribüne leerer sein als früher in der geteilten Liga. Allein schon, weil man viele Gegner nicht kennt und die wegen den Entfernungen auch kaum eigene Fans mitbringen. Das war dann aber nicht so. Bestimmt, weil die Hornets wie geplant von Anfang an um den Aufstieg mitgespielt haben. Aber auch, weil die Namen der Teams zwar nicht gerade unglaublich interessant klangen, sportlich die Liga aber höchst attraktiv ist. Das Niveau, das muss ich einfach feststellen, ist top. Wenn man sieht, dass Teams wie Halle-Neustadt oder Greven, die tollen Handball spielen und auch den Spitzenteams das Leben sehr schwer gemacht haben, vor dem drittletzten Spieltag Zwölfter und Elfter sind, dann sagt das was aus. Die Liga macht Spaß – und auch deshalb wäre es für die Nellingerinnen in meinen Augen keine Katastrophe, wenn es mit dem Aufstieg wieder nicht klappt.
ABER: Die Befürchtung, dass die wirtschaftliche Herausforderung der neu strukturierten Liga, die etwas mit den Entfernungen und mit der Stärke der Konkurrenz zu tun hat, bei vielen Vereinen die Grenze des Machbaren überschreiten würden, hat sich leider bestätigt. Mal ganz abgesehen davon, dass es für die Spielerinnen ein Wahnsinn ist, wenn sie am Samstagabend 700 Kilometer von daheim spielen, die Nacht durchfahren und morgens um sechs im eigenen Bett sind, um dann am nächsten Morgen wieder bei der Arbeit oder an der Uni zu sitzen – und am Abend ist dann wieder Training. Am Ende ist es aber immer eine Frage des Geldes, und da müssen sich alle bei der HBF und in den Vereinen etwas einfallen lassen, damit die eingleisige 2. Bundesliga auch bei den Frauen überlebt. Allein darauf zu hoffen, dass sich das schon einspielen wird, ist zu wenig. Ich werde das mit Interesse verfolgen – morgen aber erst einmal den VfB gegen Wolfsburg und dann die Hornets gegen den nördlichsten aller Gegner Harrsislee anschauen.