Es ist das vorläufige Ende von Spitzen-Frauenhandball in Wernau. Schon zum zweiten Mal – aber lassen wir die Geschichte. Das Team steht nach dem Abstieg aus der Baden-Württemberg Oberliga auf Platz drei der Württembergliga – wird dort in der kommenden Saison aber nicht mehr antreten. Nicht wegen eines möglichen Wiederaufstiegs, sondern weil der HCW das Team abmeldet.
Einige hat die Nachricht überrascht, andere nicht. Die Gründe für den Rückzug aber geben zu denken. Geld hat auch eine Rolle gespielt, ja. Aber wenn man den Vereinsverantwortlichen glaubt, war das nicht der Hauptgrund. Denn so „teuer“ wie er noch vor ein paar Jahren gewesen sein muss, ist der momentane Kader nicht. Von den „Stars“, mit denen der Verein noch vor zweieinhalb Jahren auf dem Sprung in die 3. Liga war, ist nur noch Tine Gall übrig. Und die (über das Spielfeld hinaus sehr engagierte) ehemalige Zweitliga-Spielerin beendet am Ende der Saison ihre Karriere.
Der Hauptgrund, den der Verein nennt, ist das Fehlen von Schaffern im Hintergrund. „Trotz des sportlichen Erfolgs während der letzten Jahre ist es nicht gelungen, den organisatorischen Aufwand langfristig für den leistungsorientierten Frauenhandball auf eine breite Basis zu verteilen“, heißt es im O-Ton auf der HCW-Homepage. Nachdem sich einige langjährige Ehrenamtliche zurückgezogen hatten, sind um den 1. Vorstand Markus Mangold nicht mehr viele Leute versammelt, um sowohl Männer- als auch Frauenhandball auf hohem Niveau zu stemmen. Und Mangold selbst, sagte er mir gestern, ist beruflich auch stark eingespannt. Handball ist auf diesem Niveau zwar schon Spitzensport, aber eben ein Hobby.
Der andere Grund ist, dass der HCW für die kommende Saison nur unter größter Mühe ein schlagkräftiges Team zusammenbekommen würde. Auch dafür braucht man Menschen, die das in die Hand nehmen. Gall hört auf, Trainer Robert Schenker wechselt nach Wolfschlugen. Und am Trainer hängt bei der Kaderplanung sehr viel. Erleichternd ist bestimmt auch nicht, dass in Sabrina Baumann nur noch ein Eigengewächs da ist, wie Mangold feststellt. Ernüchterung in Wernau.
Viele in der Szene haben in den vergangenen Jahren das Projekt in Wernau mit ehemaligen Bundesliga-Spielerinnen wie Maike Brückmann, Christiane Haas und Marion Radonic kritisch beäugt. Das Projekt kann als gescheitert betrachtet werden. Aber Häme ist völlig unangebracht. Es gibt bald ein Spitzen-Handballteam weniger im EZ-Land und damit einen Verein weniger, in dem Jugendspielerinnen eine Perspektive im eigenen Club haben. Wobei es ohnehin immer schwerer wird, Talente zu halten – ein Teil des Problems, mit dem nicht nur die Macher in Wernau kämpfen. Auch andere Vereine tun sich zurzeit sehr schwer.
Die Wernauerinnen treten in der kommenden Saison mit dem bisherigen zweiten Team in der Bezirksliga an. Wenn es ganz dumm läuft, gibt es dann beim HCW nur noch Bezirksliga-Handball. Dann nämlich, wenn die Männer den Klassenverbleib in der Landesliga nicht schaffen. Die Mannschaft ist zurzeit zwar ganz gut drauf, aber Drittletzter – das würde am Ende der Saison den Abstieg bedeuten.
Ich wünsche den HCW-Männern, dass sie drin bleiben. Den Frauen wünsche ich, dass sie die Saison ordentlich zu Ende spielen. Und dem Verein wünsche ich, dass er sich neu ordnet und von unten wieder etwas aufbauen kann.
Tja, wie ich schon mal geschrieben habe, Co Haas auch weg, eine weitere Baustelle. Er war meines Wissens nach mit die treibende Kraft im Hintergrund und sicher mit Verantwortlich für den Aufschwung in den letzten Jahren.
Mit Tine Gall und Nina Vollmer zwei ehemalige Nellingerinnen auf einem Foto. 😉