Geister-Spieltag

Ein ungewohntes Bild: So sah es am Samstag in der Schafhausäckerhalle vor dem Anpfiff des Drittliga-Spiels zwischen dem TV Plochingen und den Rhein-Neckar Löwen II aus. Fotos: Paesler, Rudel (1)

Wenig Zuschauer, viel Gesprächsbedarf. So kann man den ersten kompletten Handball-Spieltag der Saison 2020/2021 zusammenfassen. Dazu kommt ein ungewisser Blick in die Zukunft.

Bevor am vergangenen Donnerstag der Esslinger Landrat Heinz Eininger seine angekündigte Pressekonferenz gab, in der er weitere Maßnahmen zur Corona-Krise bekanntgab, habe ich zumindest nicht ausgeschlossen, dass (unter anderem) der Handball abgesagt wird, bevor er richtig angefangen hat. Dann kam die Empfehlung, Sportveranstaltungen in der Halle ohne Zuschauer durchzuführen. Es konnte also gespielt werden, aber vor leeren Rängen.

So sah es EZ-Fotograf Herbert Rudel vom Innenraum aus.

Vor leeren Rängen? Nicht ganz. Zwar schlossen sich der HVW und der Handball-Bezirk Esslingen-Teck Einingers Empfehlung an. Aber Empfehlung ist nur Empfehlung – und so wurde zum Teil mit Fans gespielt, unter anderem in Deizisau und in Ostfildern. Davon waren bei anderen Vereinen nicht alle begeistert, das Unverständnis war teilweise sogar mächtig. Die Deizisauer und Ostfilderner begründeten ihre Entscheidung damit, dass ihr Hygienekonzept mit der Kommune abgestimmt worden sei. Das war es bei anderen Vereinen allerdings auch – und da wurde angesichts der neuen Entwicklung trotzdem ohne Zuschauer gespielt.

Das Thema wird uns noch lange beschäftigen. Auch dahingehend, wie Vereine in anderen Kreisen damit umgehen. In einigen Hallen, so berichten Heimkehrer von Auswärtsspielen, war es auf den Rängen „fast wie früher“, in anderen wurden Teams aus dem Risikogebiet Kreis Esslingen ausgeladen. Wie in Altenstadt – wo die Denkendorfer nicht spielen durften, Jugendteams aber doch. Auch das sorgte für Unverständnis. Wobei insgesamt wenige Erwachsenen-, aber viele Jugendspiele abgesagt wurden.

Beste Sicht vom Presseplatz aus.

Auch wie damit umgegangen werden soll, wenn einzelne Spieler in der aktuellen Situation nicht zu einem Handballspiel antreten wollen und damit ihre Mannschaft geschwächt aufläuft, muss geklärt werden – Beispiel Köngen. Oder wenn der wichtigste Mann fehlt, weil er Lehrer ist und wegen eines Falles an seiner Schule in Quarantäne muss – Beispiel Neuhausen. Das Ganze ist sportlich schon etwas verzerrt. Andererseits, und das sagen ja auch alle Beteiligten, geht die Gesundheit vor. Und jeder Spieler fühlt sich zurzeit mit dem Handball in der Hand unterschiedlich wohl.

Eines ist spätestens seit dem vergangenen Wochenende deutlich: Es braucht klare Ansagen!

Die Gremien von HVW und Bezirk tagen am heutigen Montagabend und diskutieren genau darüber. Deshalb werde ich in der EZ auch (erst) für die Mittwochausgabe etwas Größeres zur aktuellen Lage und zur weiteren Entwicklung schreiben.

Gute Laune bei Livestream-Kommentator Michael Ehret (rechts) und „Experte“ Daniel Hebisch.

Ich selbst hatte am Samstag mein erstes Geister-Punktspiel. Es war tatsächlich ein bisschen gruselig, gemeinsam mit nur 13 anderen Menschen weit verteilt auf der Tribüne der Schafhausäckerhalle zu sitzen und das Drittliga-Spiel zwischen dem TV Plochingen und den Rhein-Neckar Löwen II (32:37) anzuschauen. Okay, Gedränge wäre mir sicher nicht lieber gewesen. Die Fans mussten draußen bleiben, auch die meisten Funktionäre mussten draußen bleiben.

Im Innenraum habe ich neben den Mannschaften und ihren Betreuern nur die zwei Schiedsrichter, zwei Wischer, einen Löwen-Funktionär und zwischenzeitlich den EZ-Fotografen Herbert Rudel gesehen. Auf den Rängen waren nur Leute, die für den Ablauf dringend notwendig waren plus meine Wenigkeit als Multiplikator für die Leser. Einen ähnlichen Job hatten Livestream-Kommentator Michael Ehret und sein „Experte“ Daniel Hebisch. Ich konnte das auf sportdeutschland.tv ja nicht anschauen, weil ich live dabei war. Aber ich denke, sie werden das gut gemacht haben.

Das hat sich alles ziemlich komisch angefühlt. Und es wird vermutlich komisch bleiben, wenn die Saison nicht ganz abgebrochen wird. Dabei war die Vorfreude auf Handball nach der langen Pause so groß. To be continued.