Gratulation ins Allgäu – und an die Fils

Die Wangener bejubeln schon während des Spiels jedes Tor. Fotos: Rudel

Seit Sonntagabend steht fest: In der Verbandsliga wird es auch in der kommenden Saison ein EZ-Land-Quintett geben. Der TV Reichenbach hat die Meisterschaft verpasst. Einerseits kann man festhalten: Wenn eine Mannschaft das Spitzenspiel Erster beim Zweiten am vorletzten Spieltag so klar gewinnt, wie es der MTG Wangen beim 33:22 in Reichenbach gelungen ist, dann ist der Aufstieg der Mannschaft verdient. Gratulation ins Allgäu!

Andererseits war die Chance des TVR angesichts von vier Punkten Rückstand bei zwei Spieltagen nur noch sehr gering und entsprechend waren wohl auch Glaube und Wille bei den Wangenern größer. Und: Die Reichenbacher haben die Meisterschaft nicht an diesem Abend verspielt, sondern durch die Phase mit nur einem Sieg aus sechs Spielen von Ende Januar bis Mitte März. Lange hatten sie die Liga dominiert, am Ende aber gehen sie leer aus.

Der verdiente Verbandsliga-Meister: MTG Wangen.

Nach der ersten Enttäuschung werden sie es verschmerzen können. Und spätestens, wenn sie in der kommenden Saison wieder die Derbys gegen Heli, Team, Denkendorf und Köngen haben, werden sie ihren Spaß daran haben. Aber natürlich nagt das an einem, wenn man zunächst über den eigenen Erwartungen abschneidet, dann schwächelt, sich dann wieder fängt – und dann einem anderen gratulieren muss. Das Gefühl, eine insgesamt klasse Runde gespielt und seinen Fans viel Freude bereitet zu haben, wird sich bei den Reichenbacher Handballern wohl erst in ein paar Tagen einstellen. Trotzdem: Auch an die Fils Gratulation für die Leistung in dieser Saison!

Das habe ich in den vergangenen Tagen auch in einem Gespräch mit dem Ex-EZ-Kollegen Michael Panzram erfahren, der schon lange bei der Schwäbischen Zeitung arbeitet und die Stimmung rund um die Wangener Handballer aufgenommen hat: Bei der MTG und ihrem Umfeld wollten sie die Rückkehr in die Württembergliga unbedingt. In der laufenden Saison war es kein Muss, aber es sollte schon sein. Und: Die Wangener müssen immer weit fahren, egal in welcher Liga sie spielen. Dann doch lieber höher. Das Umfeld passt jedenfalls für mindestens Württembergliga. Anders herum gilt: So sehr es die Nachbarn im EZ-Land dem TVR gegönnt haben, auch sie reisen in der kommenden Saison lieber die paare Kilometer nach Reichenbach als ins Allgäu. Lediglich der TSV Wolfschlugen hat das nach dem Abstieg aus der BWOL nun vor sich.

Volle Ränge in der Brühlhalle…

„Es war heiß und stickig und laut im Bus auf der Rückfahrt. Es war Wahnsinn und schon sehr speziell“, ließ MTG-Trainer Sebastian Staudacher Michaels Kollegin von der Schwäbischen Zeitung jedenfalls wissen und kündigte an, dass das Montagabend-Training ausfallen würde, damit weitergefeiert werden konnte. Zudem erklärte der Meistertrainer: „Wir wussten schon, dass wir Qualität im Kader haben, aber auch, dass es an Erfahrung bei einigen Spielern fehlt. Wir wollten uns weiter etablieren in der Verbandsliga und möglichst im vorderen Drittel dabei sein. Dass es dann so ausgeht, ist schon außergewöhnlich.“

Und die Reichenbacher? Sie werden in der kommenden Saison wieder angreifen. Allerdings dürfte das nicht so einfach werden. Der Kader ist stark, aber die Liga ist es auch und große personelle Sprünge können sie nicht machen. Das hätte allerdings auch für den Fall des Aufstiegs gegolten. Eine Personalie kam eben frisch rein: Lenny Binder wechselt vom TSV Alfdorf/Lorch zum TVR, allerdings hört Fabian Tonn auf.

…und prächtige Stimmung.

Und es gibt einige Konkurrenten, die sich ebenfalls deutlich nach oben orientieren werden: Unterensingen, Steinheim, Heli und vielleicht auch wieder das Team Esslingen. Was die Denkendorfer und vor allem Köngener nach der aktuell guten Runde machen, wird auch spannend.

Trainer Jochen Masching und die Reichenbacher: Nächster Versuch in der nächsten Saison.

Was ebenfalls festgehalten werden muss: Auch wenn das Spiel am Sonntagabend in der Brühlhalle weniger spannend war als erwartet, war es stimmungsmäßig eine Werbung für den Amateurhandball. Mein Kollegin Steffi Gauch-Dörre, die für die EZ dabei war, berichtet Folgendes:

„Ich war das erste mal seit Monaten wieder in der Reichenbacher Sporthalle. Voll besetzt, wie erwartet beim Spitzenspiel zwischen dem Ersten und Zweiten der Verbandsliga. Ich hatte nicht erwartet, dass die Stimmung schon vor dem Anpfiff derart ausgelassen sein würde. Die Fans feierten ihre Mannschaften vor, während und nach der Partie. Bevor die Teams loslegten, standen die Reichenbacher Fans schon auf und ließen eben auch nicht nach, als der TVR immer deutlicher zurücklag. Stark!“

Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, dass es Lust auf mehr macht. Noch ein bisschen in der Rest-Runde 2022/2023 und dann ab September wieder.