Ist es mir erst jetzt aufgefallen, oder gibt es da eine Entwicklung? Die Torhüter bekommen im Handball eine immer größere Bedeutung. Bei der EM schien das so zu sein – Andreas Wolff und Emil Nielsen –, aber auch im EZ-Land. Nach dem – für mich mal freien – Wochenende habe ich heute in der EZ (und gestern schon online) die Namen Dominik Wolf und Tim Gübele gelesen. Parallelen, die ja unser Mitarbeiter Steffen Wahr in seinem Text aufgenommen hat, gibt es nicht nur wegen dem doppelten Wolf(f).
Ich bin ja eigentlich, und das nicht nur beim Handball, ein Fan der Spieler, bei denen man erst auf den zweiten Blick sieht oder den Trainer danach fragen muss, wie wichtig sie für die Mannschaft sind. Der Sechser im Fußball zum Beispiel. Oder im Handball der Abwehrarbeiter und der Ballverteiler. Gesprochen wird aber neben den Top-Scorern immer mehr über die Torhüter. Und die schaffen es auch immer öfter in die Rubrik „Beste Spieler“, über die ja gerne diskutiert wird. Ich nenne da zwar auch immer gerne die Hintergrund-Rackerer, die ich gerade genannt habe. Aber wer zehn Kisten macht oder seine Kiste spektakulär sauber hält, gehört halt genannt.
Was mir bei den Namen Wolf und Gübele gefällt: Einer, nämlich Dominik Wolf, hat sich schon vor einiger Zeit in den Vordergrund „gehalten“ und wurde der SG Heli ja für die kommende Saison vom TSV Deizisau abgeworben. Und war im Übrigen am vergangenen Samstag Teil einer Geschichte mit seinem Bruder Nikolai in der EZ – da liegt der doppelte Wolf, in beiden Fällen mit einem „F“, im wahrsten Sinne noch viel näher. Der andere, Tim Gübele, ist zwar auch schon einigen aufgefallen, hat sich aber am Samstag auch angesichts des Fehlens von Felix Beutel und – dem ebenfalls jungen – Felix Maar beim TV Plochingen in den Fokus gespielt. Mein Kollege Robin Kern war jedenfalls begeistert. Bei den Plochingern heißt das: Da kommt was nach, Maar und Gübele.
Aber auch sonst werden oft die Torhüter genannt, wenn man von Erfolgen von Mannschaften spricht. Drittligist TSV Neuhausen lebt auch von seinem guten Duo Josip Kvesic/ Niklas Prauß, wer an das Team Esslingen denkt, hat den Namen von Dauerbrenner Tim Boss im Kopf, beim TSV Denkendorf gibt es in Benedikt Schrade und Hardy Neubert auch die Kombination Erfahrung/Talent, bei der HSG Ostfildern ist Sebastian Arnold zurzeit verletzt – beim EZ-Pokal wurde dann halt Moritz Schlemmer zum besten Torhüter gewählt, bei den Nellinger Hornets müssen sie nach dem angekündigten Abschied von Laura Waldenmaier schon wieder eine gute Stammkraft für ganz hinten suchen und wissen, wie schwer das wird. Die Aufzählung ist alles andere als vollständig. Wer fällt euch noch ein?
Dass die Torhüter immer mehr in den Mittelpunkt gerückt sind, hat mit Sicherheit damit zu tun, dass in den vergangenen Jahren erkannt wurde, wie wichtig diese Position ist. Man kann es auch in der Geschichte über die Wolf-Brüder nachlesen: Dominik hat erzählt, wie sein gerade mal vier Jahre jüngerer Bruder Nikolai davon profitiert, dass er viel früher als er ein spezielles Torwarttraining hatte. Die Plochinger suchen gerade einen Torwarttrainer und nehmen diese Suche sehr ernst.
Oder ist es am Ende so, dass man mal Gianluigi Buffon auch nach den Handball-Torhütern fragen sollte? Der frühere Weltklasse-Keeper der italienischen Fußball-Nationalmannschaft hat nämlich angeregt, dass man – im Fußball eben – die Tore größer machen sollte, weil die Tor-Steher auch immer größer geworden seien und so immer weniger Treffer fallen. Im Handball hatte meines Wissens noch niemand diese Idee. Vielleicht kann mir ja jemand damit helfen, ob auch in diesem Sport in den vergangenen Jahren weniger Tore pro Spiel gefallen sind. Wenn ja, dann dürfte das wohl auch daran liegen, dass die Trainer immer mehr Wert auf die Abwehr legen. Die, da schlage ich den Bogen zum Anfang, war ja auch beim DHB-Team nicht dafür verantwortlich, dass es nicht zu mehr als Platz vier bei der EM gereicht hat.