Wenn man wie ich am vergangenen Wochenende an zwei Abenden in Folge in einer Handballhalle der Region ist, sieht man oft auch dieselben Menschen zwei Mal. In diesem Fall sogar nicht nur auf der Tribüne, sondern auch auf dem Feld. Freitag Neuhausener Egelseehalle, Samstag Körschtalhalle in Scharnhausen. Wäre ich am Samstag wieder nach Neuhausen gegangen, wäre es mir nicht anders gegangen. Aber da war natürlich meine Maddogs-Expertin Steffi Gauch-Dörre für die EZ im Einsatz.
Das BWOL-Derby am Samstag zwischen der HSG Ostfildern und dem TSV Deizisau war auch für mich mehr Routine als das A-Jugendbundesligaspiel der JANO Filder gegen den HSV Hamburg am Abend davor. Und ich habe auch schon spannendere Spiele gesehen als das zwischen HSG und Deizisau. Zum Beispiel das der JANO in Neuhausen gegen den HSV.
Ich denke, man dürfte es auch meinem Text angelesen haben: Die JANO hat richtig Spaß gemacht. Die Hamburger Jungs auch. Es hat was, der Zukunft beim Handballspielen zuzuschauen. Vor allem auf diesem Niveau. Natürlich ging es nicht so körperlich zu wie bei den Erwachsenen. Aber vor allem, wenn man die Hamburger Hünen gesehen hat, körperlicher, als ich erwartet hatte. Man sieht auch ein paar leichte Fehler mehr als zumindest den meisten Erwachsenenspielen ab einem gewissen Niveau. Das ist aber wohl mehr dem jugendlichen Leichtsinn geschuldet als der Ausbildung. Denn sie können was am Ball, das hat man gesehen.
Dieses Tempo. Diese Spielfreude. Diese Leidenschaft. Bei den Fans kommt das an. Und das wiederum spüren die Spieler. Es war, wenn ich nichts übersehen habe, mit gut 500 Zuschauern das bestbesuchte Handballspiel am Wochenende im EZ-Land. Gute Nachwuchshandballer waren es auf beiden Seiten. Man hat gesehen, dass die Hamburger insgesamt etwas weiter in ihre Entwicklung sind, auch körperlich. Aber die JANO-Jungs haben das wettgemacht mit noch mehr Tempo, Spielfreude, Leidenschaft. Ergebnismäßig zumindest fast.
Mir ist jedenfalls dieses starke Spiel insgesamt mehr in Erinnerung als die Tatsache, dass die JANO unglücklich mit 30:31 verloren hat. Keine Ahnung, wie es bei den Beteiligten selbst ist. Der Siegtreffer war die einzige Führung der Hamburger. Deren Trainer und Nachwuchskoordinator Sven Rusbült war jedenfalls schwer angetan von den Filderjungs. Der Mann kennt sich aus, er ist seit vielen Jahren in der Jugendarbeit aktiv, lange auch beim Handballverband Schleswig Holstein. „Wir haben im Norden schon vor einem Jahr wahrgenommen, dass hier hervorragende Arbeit geleistet wird und die Spieler sehr gut ausgebildet werden“, sagte er mir.
In der Handballszene der Republik wird gesehen, was auf den Fildern geht. In der Regel nicht erst seit einem Jahr. Hut ab vor dem, was diese Mannschaft zeigt. Aber es kommt etwas nach und diese Jungs überzeugen ja schon länger. Und werden das in nicht allzu ferner Zukunft auch (dann ausschließlich) in Erwachsenenteams tun. Möglich ist das nur, weil die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: In der Meisterrunde der A-Jugend-Bundesliga spielen neben den Hamburgern unter anderem die Rhein-Neckar Löwen mit, der SC DHFK Leipzig, der Bergische HC und TuSEM Essen, in der anderen Gruppe der SC Magdeburg, die Füchse Berlin, Bayer Dormagen und Frisch Auf Göppingen. Der mit Abstand unbekannteste und traditionsärmste Name unter den 16 Teams ist JANO Filder. Chapeau.
Beim EZ-Pokal wurde ich durch die A-Jugend von Frisch Auf Göppingen angefixt und war damit bestimmt nicht alleine. Einige JANO-Spieler hat man da ja auch bei Neuhausen und Ostfildern gesehen. Spätestens seit Freitagabend bin ich ein Fan von Jugendhandball. Es hat auch was, dass die, die da in der Halle waren, irgendwann als Gast eines Männer-Bundesligaspiels sagen können: Schau mal, den hab ich damals schon in der Jugend gesehen. Im Hamburger Trikot oder in dem der JANO. Hab ich es schon geschrieben? Hat Spaß gemacht.