In fremden Hallen

Wer erkennt, was hier erklärt werden soll? Fotos: Rudel, Paesler (1)

Das hier ist keine naive Malerei eines Vorschulkindes, sondern war mein Versuch, meiner Familie die Schlussszene des Handball-Derbys zwischen der SG Hegensberg/Liebersbronn und dem Team Esslingen zu erklären. Zwei Super-Tore habe ich in den vergangenen Tagen gesehen: Das von Brasiliens Fußballer Richarlison via TV aus Katar – und der Quer-über-das-Spielfeld-Kempa von Tim Boss und Thorben Merk vor Ort an der Römerstraße.

Viel Kampf, viel Leidenschaft – Derbytime an der Römerstraße.

Wie spannend und sehenswert das Derby und wie richtig das 27:27-Unentschieden war, muss ich hier nicht noch mal nacherzählen. Das hab ich alles ausführlich in der EZ geschrieben. Nur so viel noch: Man hat mal wieder gesehen, dass man für beste Sport-Unterhaltung nicht in eine Bundesliga-Halle gehen muss. Weil eben gute Sport-Unterhaltung längst nicht nur davon lebt, dass die Mannschaften taktisch und technisch top spielen. Das haben sie am Samstag beim Derby beileibe nicht, trotzdem hatte das Spiel alles, was das Fan-Herz erfreut. Und auch das des Sportjournalisten. Der wird zwar dafür bezahlt, dass er sich so ein Spiel anschaut. Aber klar, er sieht auch lieber ein gutes als ein langweiliges Match.

Gute Spiele gab es ja einige am Wochenende. Das Frauen-Drittliga-Derby zwischen dem TV Nellingen und dem TSV Wolfschlugen war eins. Und in der morgigen Dienstagausgabe – jetzt schon online – ziehen wir noch drei Sonntagabendsiege aus Plochingen, Deizisau und Reichenbach nach.

Zur Sache ging es auch beim Frauenderby in der Nellinger Sporthalle 1.

Auch etwas, was ich am Wochenende wieder erlebt habe: Der Blick über den sportlichen Tellerrand lohnt sich immer. Mir machen ja auch viele Sportarten Spaß. Sportarten, die ich schon lange kenne wie natürlich Fußball und Handball oder Basketball. Aber auch welche, die ich erst bei der EZ so richtig kennengelernt habe wie Wasserball und Turnen. Beim Derby an der Römerstraße habe ich etwa Fußballtrainer Michael Lattacher von der TSG Esslingen getroffen. Er hat sich das Ganze einigermaßen fasziniert angeschaut. Lattachers TSG hatte am Wochenende spielfrei. So wie Handball-Württembergligist HSG Ostfildern.

Die HSG-Handballer haben auch „fremd“ geschaut. Auf Einladung ihres Mitspielers Manuel Späth, der seit kurzem Vereinsmanager beim SSV Esslingen ist, haben sie beim Wasserball-Bundesligaspiel des SSVE gegen die White Sharks Hannover zugeschaut. Dabei haben sie unter anderem festgestellt, dass Wasserball nicht nur Handball im Wasser ist. Welche Parallele sie aber gesehen haben: Vorteile hat man, wenn die Abwehr gut steht – und Nachteile, wenn man das taktische Gerüst verlässt. So erging es den – als Außenseiter ins Spiel gegangenen – Esslinger Wasserballern bei der ärgerlichen 11:13-Niederlage, die nach einer 7:4-Führung nicht hätte sein müssen.    

Wasserball-Tribüne statt Handball-Spielfeld: Teile der HSG Ostfildern zu Gast beim SSVE.

Die Ostfilderner haben jedenfalls gut Stimmung gemacht im neuen Stuttgarter Sportbad – nicht immer regelfest, aber mit Spaß dabei. Und dem Getränkeumsatz hat ihr Besuch auch nicht geschadet. Ich habe es ziemlich direkt miterlebt, denn ich saß mitten im HSG-Tross inklusive Manu Späth.

Was Wasserball und Handball ebenfalls gemeinsam haben, und damit noch mal ein kurzer Schwenk zum Verbandsliga-Derby: Auch ein guter Torhüter ist viel wert. Beim Spiel Heli gegen Team hat es auch Spaß gemacht, Dominik Wolf auf der einen und Tim Boss auf der anderen Seite zu erleben, die einfach herausragende Akteure ihrer jeweilen Mannschaft sind. Und die sich sehr schätzen, wie man erlebt hat. Und, das darf man angesichts dieser Paarung gerne festhalten, die ihren Beitrag zu einem sehr fairen und von gegenseitigem Respekt geprägten Lokalduell beigetragen haben.