Pfiffe und ihre Folgen

Vor ungefähr einem Jahr habe ich in der EZ die Aktion „Keine Pfiffe gegen Pfiffe“ gestartet. Ausgegangen ist das von einem Text hier im Blog. Es war klasse, wie groß und positiv die Reaktionen waren, heute hängt in vielen Hallen das Plakat zu der Aktion.

In den vergangenen Tagen hat mich das Thema Schiedsrichter wieder beschäftigt, auf unterschiedliche Weise. Es war mir klar, dass die Aktion das Thema zwar ein bisschen ins Bewusstsein rückt und sensibilisiert, dass sich nachhaltig aber nicht so arg viel ändern würde. Mir war trotzdem wichtig, es zu machen. Und die Reaktionen haben mir Recht gegeben.

Auch in Plochingen hängt das Plakat. Fotos: Paesler (2), Rudel, Strohmaier.

Auch in der Egelseehalle in Neuhausen hängt das „Keine Pfiffe gegen Pfiffe“-Plakat, links hinter dem linken Tor. Im Spiel gegen die TSG Söflingen aber habe ich dort vor einer Woche wieder einen unschönen Fall von Schirigeschimpfe erlebt. Die Jungs auf dem Feld waren richtig gut. Und hätte man eine Statistik über die umstrittenen und falschen Entscheidungen geführt, die es in jedem Spiel und bei den besten Unparteiischen gibt, dann wäre die wahrscheinlich eher leicht zugunsten der Neuhausener ausgefallen. Trotzdem, was da manche erwachsene Menschen während der 60 Minuten so alles in Richtung der Schiedsrichter gebrüllt haben, war einfach nur peinlich. Schade, das tut dem Handball nicht gut.

Lösen lässt sich das Ganze wohl nicht und es ist ganz sicher kein Neuhausener Problem – mein Eindruck war wohl (leider) eher repräsentativ. Aber vielleicht sollten die Vereine doch mal (wieder) auf ihre in dieser Richtung allzu engagierten Fans zugehen.

„Keine Pfiffe gegen Pfiffe“ auch in Wolfschlugen.

Das andere Schiri-Thema: Die Referees sind Teil des Spiels und wir sind froh, dass wir sie haben. Aber auch Schiedsrichter sind nicht immer gleich gut. Wie Handballer nicht immer in Topform sind, so ist das auch bei den Unparteiischen. Da würde auch keiner aus ihrer Zunft widersprechen. Auch wenn sie stark pfeifen, müssen sie sich Dinge anhören, die sie auch dann nicht verdient haben, wenn sie keinen guten Tag erwischen.

Am Samstag in Nellingen hat sich TVN-Trainerin Veronika Goldammer ziemlich über das Schiedsrichterinnen-Duo aufgeregt. Mein Kollege Jakob de Santis, der für die EZ in der Halle war, fand, dass sie teilweise damit Recht hatte. Das darf (und muss man vielleicht) dann auch ganz sachlich schreiben.

In Reichenbach hing das Plakat zuerst.

Wir Journalisten berichten objektiv. Generell sind wir mit Kritik an Schiris zurückhaltend, vor allem, wenn wir nicht selbst vor Ort sind und die Aussagen der Beteiligten überprüfen oder mit der eigenen Einschätzung abgleichen können. Aber wenn es ein Thema des Spiels ist – im positiven wie im negativen Sinne -, lassen wir das nicht aus. Das sind wir dem Sport, der journalistischen Objektivität, aber auch den Schiris selbst schuldig. Alles immer sehr seriös.

Und noch ein etwas unscharfes Beweisfoto aus Denkendorf.

Und vergessen wir nie: Handballer sind Menschen, Schiris sind Menschen. Und am Ende ist es immer ein Spiel. Das wissen Trainer wie Veronika Goldammer, das wissen wir Journalisten. Und daran sollten auch die Hallenbesucher denken, bevor sie irgendwelche Dinge hereinrufen, die sie in einem anderen Umfeld vermutlich nicht von sich geben würden.

So, das war es von mir wieder für eine Weile mit dem Thema Schiedsrichter. Eine gute Vorweihnachtszeit allen und bis zum Fest den Mannschaften noch ein paar Punkte und den Fans ein paar schöne Spiele.

P.S. Gerade waren Bianka und Timo Zocher von der SG Esslingen hier. Wir haben in stimmungsvoller Atmosphäre die Auslosung zum EZ-Pokal vom 4. bis 6. Januar in der Neckarsporthalle gemacht. Gruppen und Spielplan werden in der Mittwochausgabe der EZ veröffentlicht.