Heute ist mal wieder so ein Montag, an dem einem das Wochenende noch in den Knochen steckt. Andere kennen das Gefühl vielleicht von einem Freitag am Ende einer langen Arbeitswoche. In einer Sportredaktion ist eben der Sonntag der forderndste Arbeitstag.
Als ich am Samstagabend in Deizisau in der Halle war, wurde ich gefragt, ob es mir in der spielfreien Zeit aufgrund von Corona nicht langweilig gewesen sei. Das war es tatsächlich nicht, weil erstaunlich viel zu tun war und es Spaß gemacht hat, immer wieder Lesestoff zu finden. Aber jetzt wieder in der Halle oder auf dem Sportplatz zu stehen, Spiele zu sehen, sich mit Sportlern treffen – das ist schon das, wofür man den Job macht. Das anschließend in der Redaktion zu E-Paper und Zeitungspapier zu bringen, gehört dazu.
Das vergangene Wochenende war auch deshalb so intensiv, weil ich mich auch aus der Zeit vor Corona nicht daran erinnern kann, das mal alle, wirklich alle unsere Handballer gespielt haben. 16 Teams von der Landesliga aufwärts – macht nur deshalb 14 Spiele, die Platz in der Montagausgabe finden mussten, weil Drittligist TSV Neuhausen bereits am Freitagabend gespielt hat und sich die Verbandsligisten TSV Köngen und Team Esslingen zum Derby getroffen haben. Dazu kamen noch der Bundesliga-Wettkampf der KSV-Judoka und die Landesligakicker des TSV Deizisau, die auf die Nicht-Fußballseiten (also in Bezug auf die unteren Klassen) mussten. Lediglich die Köngener Fußballer waren spielfrei.
Das Spiel in Köngen ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir Woche für Woche auswählen müssen, wo wir Reporter und Fotografen hinschicken. In der Woche davor waren wir mit beidem beim Derby zwischen Denkendorf und Köngen, diesmal war in Köngen „nur“ unser Fotograf Robin Rudel, Reporter waren in Nellingen und in Deizisau.
In beiden Hallen haben wir spannende Spiele gesehen. Mein (neuer und junger) Kollege Dominic Berner durfte aus der Sporthalle 1 vom zweiten Heimsieg der Hornets berichten. Ich zeitgleich in Deizisau habe mir für meinen Online-First-Text, der ja wenige Minuten nach dem Spielende im Netz ist, schon Worte zurechtgelegt, mit denen ich einen Deizisauer Sieg beschreiben könnte. Dann aber wurde es nur ein Unentschieden gegen den VfL Waiblingen, und niemand bei dem Württembergligisten wusste so recht, warum. Es war ein hektisches Spiel, in dem sich die Deizisauer aber ziemlich ruhig und abgeklärt verhalten haben. Am Ende war aber wohl der Kopf zu leer und sie konnten das Unentschieden nicht mehr verhindern. Das aus Sicht der Waiblinger nicht völlig unverdient war, aber die Deizisauer hätten einen Sieg mehr verdient gehabt.
Es gibt einige Teams, die sich mit dem Saisonstart schwer tun. Die Männer der SG Hegensberg/Liebersbronn etwa oder die Württembergliga-Frauen aus Denkendorf und Nellingen. Die Männer-Drittligisten aus Plochingen und Neuhausen eh. Wobei die Neuhausener am Freitag einen Pflichtsieg in Blaustein eingefahren haben und die Plochinger ohne Erwartungen nach Konstanz gefahren sind. Die lange Pause fordert eben doch ihren Tribut.
Man sieht: Für die Deizisauer wird es auch angesichts der personellen Probleme keine leichte Saison. Eine ordentliche Rolle werden sie trotzdem spielen. Man hat in dem Spiel auch schon gemerkt, dass man sich nach der langen Pause zwar wieder an den Ball und Laufwege gewöhnen kann, dass aber auch die mentale Belastung eines Handballspiels Routine braucht. Die fehlt zurzeit allen.
Das gilt auch für die Schiedsrichter, was man auch bei der Bewertung ihrer Leistung einfließen lassen muss. Wir haben gestern in der Redaktion lange diskutiert, denn gleich bei drei Spielen, bei denen wir vor Ort waren, haben die Unparteiischen eine Rolle gespielt: In Deizisau, in Nellingen und beim Fußball in Aichwald. Wir sind generell vorsichtig, was Kritik an Schiedsrichtern betrifft. Sind wir nicht selbst dabei und bekommen von Vereinsvertretern berichtet, lassen wir das Thema bei allem Vertrauen in unsere Zuarbeiter weg – das Wort „umstritten“ ist da oft die Formulierung der Wahl.
Die Schiris haben einen schweren Job und was sie sich von den Rängen anhören müssen, entbehrt teilweise jeglicher Kinderstube. Und wir haben viel zu wenige von ihnen. Aber es gehört auch zur Reporterpflicht, die Gänze eines Spiels abzudecken. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, nach dem Spiel in Deizisau zu erwähnen, dass die Rote Karte gegen Lukas Lohmann unberechtigt war und dass die Unparteiischen nicht ihren besten Tag hatten. Aber das war bei dem einen oder anderen Spieler auch der Fall. Zudem war es angesichts der Hektik und Ruppigkeit schon in der Anfangsphase kein leicht zu leitendes Spiel. Und die Beiden werden es vermutlich selbst wissen.
Wir sind jedenfalls wieder voll drin im Sport-Alltag. Wie die Handballer und fast alle anderen Sportler. Und das ist, wie mein lieber Kollege und VfB-Stadionsprecher Holger Laser nach einem Tor immer so schön schreit, – auch – gut – so!