So eine freie Woche hat was. Vor allem, wenn Handball-WM ist. In der Redaktion läuft bei großen Turnieren ja auch immer der Fernseher, aber man hat da während der Arbeit keine Zeit, hinzuschauen. Fernseher? Ne, die Kollegen in unserer gemütlichen Redaktionsstube werden im Moment den Fernseher auch nicht angeschaltet haben. Auch ich sitze daheim ja nicht nur am Laptop, um das hier zu schreiben, sondern habe daneben „CHI – KSA“ im Stream laufen. Sozusagen das Vorspiel zu Deutschland gegen Kroatien später. Das erste echt spannende Spiel der deutschen Mannschaft bei diesem Turnier.
Dazu hab ich natürlich auch ein bisschen mehr Zeit zum Zeitunglesen. Echt stark, was unser Kolumnist Manuel Späth macht. Und stark auch, was unser G14+-Korrespondent Arne Wohlfahrt aus Frankreich liefert. Heute ist Manus „Späthlese“ Nummer drei in der EZ und ich kann euch berichten, dass er es nicht nur gut macht, sondern dass er auch viel Spaß daran hat. Das sieht man auch an seinem heutigen Post auf Facebook:
Arne schreibt noch viel mehr, als wir in unserer Zeitung unterkriegen. Deshalb an dieser Stelle hier nochmal ein Text von ihm über das deutsche Teamhotel, den er vor dem letzten Gruppenspiel geschrieben hat. Viel Spaß.
Beschwerde beim Küchenchef
Die deutsche Mannschaft ist mit der Unterkunft in Rouen unzufrieden: schlechtes Essen und ungünstige Lage
Von Arne Wohlfarth
Rouen Der Innenhof ist das Schmuckstück des Hotels. Ein kleiner Pool, ein paar gepflegte Pflanzen, weiße Laternen, und der schmale Pfad ist akkurat gepflastert. Ansonsten ist das Mannschaftsquartier der deutschen Handballer bei der WM in Rouen in die Jahre gekommen.
Vier Sterne sind an der Wand neben der Eigangstür befestigt. Eigentlich ein Gütesiegel für gehobene Mittelklasse. Die wird in der Lobby geboten, doch ansonsten versprüht der zweistöckige Bau den Charme einer mittelprächtigen Jugendherberge. Die deutschen Spieler stöhnen. „Ich war schon in besseren Hotels“, klagt Julius Kühn.
Dass die Doppelzimmer verhältnismäßig klein sind, nehmen die „Bad boys“ mit einem Achselzucken hin. Das war bei Olympia in Rio de Janeiro auch nicht anders. Was die Mannschaft vielmehr nervt, ist die Lage und vor allem das Essen. „Das ist eintönig und schmeckt nicht“, erzählt Kühn. Jeden Tag gibt es Nudeln und Reis, dazu Tomatensoße und Fleisch. „Manchmal war das noch nicht einmal richtig durchgebraten“, berichtet Steffen Fäth. Teammanager Oliver Roggisch war schon beim Küchenchef und hat sich beschwert.
Am Standort lässt sich allerdings nichts mehr ändern. Das Hotel liegt zehn Kilometer südlich der Innenstadt. Die Anbindung an den Nahverkehr ist schlecht. In direkter Nachbarschaft befinden sich einige Universitätsgebäude und jede Menge qualmende Industrieanlagen. In den kleineren Waldstücken hinter der Unterkunft lässt sich zwar wunderbar spazieren gehen, doch die Spieler würden sich in ihrer freien Zeit viel lieber mal in ein Café zurückziehen. „Das vermisse ich schon“, gibt Patrick Groetzki zu.
Wenigstens am Montag, dem einzigen freien Tag während der Gruppenphase, verzogen sich die Spieler des Europameisters nachmittags in die Innenstadt. Das Hotel wurde von den WM-Organisatoren ausgesucht. Anders als im Fußball hat der Deutsche Handball-Bund niemanden vorher ausgesandt, um die perfekte Bleibe für das Turnier zu finden. Grundsätzlich sind Handballer auch wesentlich pflegeleichter als ihre kickenden Kollegen.
Neben den Deutschen ist auch die chilenische Mannschaft dort untergebracht. Die anderen vier Teams, die ihre Vorrundenpartien in Rouen bestreiten, leben in einem anderen Hotel. Eines, das wesentlich größer, aber auch nicht luxuriöser ist. Das aber einen Vorteil hat: Es liegt mitten in der Stadt.