Anruf nach Kroatien

Hanna Hojczyk und der TV Nellingen müssen sich im Abstiegskampf mächtig strecken. Fotos: Rudel

Am vergangenen Wochenende haben die Handballer nicht Handball gespielt, sondern waren bei der Fasnet unterwegs. Alle Handballer? Nein, von der 3. Liga aufwärts wurde Handball gespielt. Für das EZ-Land hieß das: Der TV Plochingen, der TV Nellingen und die Frauen des TSV Wolfschlugen waren im Einsatz. Dazu, warum auch immer, die Landesliga-Frauen der SG Hegensberg/Liebersbronn.

Das Ergebnis von drei Mal Abstiegskampf und einem Spiel gegen den Tabellenführer: Zwei wichtige Siege, zwei Niederlagen. Immerhin. Wobei die HeLi-Frauen trotz des Erfolges in Winterbach Letzter bleiben, die Plochinger trotz des Sieges in Blaustein Vorletzter. Die Nellingerinnen stehen nach der Niederlage gegen Allensbach auch auf dem vorletzten und damit einem Abstiegsplatz. Die Wolfschlugenerinnen haben bei Metzingen II verloren. Nicht schlimm, das ist der Tabellenführer, der neben vielen hoch talentierten Spielerinnen auch eine frisch gebackene Weltmeisterin auf dem Feld hatte.

David Spiler (rechts, neben TVP-Trainer Michael Schwöbel) spielt mittlerweile schon wieder in Kroatien.

Auf der Lokalsportseite in der EZ haben wir heute also die Spielberichte von Nellingen, Wolfschlugen und HeLi. Und dazu einen Text über den TV Plochingen. Der hat schon am Freitagabend in Blaustein gewonnen. In dem Text dazu in der Samstagausgabe hatten wir schon vermeldet, dass sich David Spiler – 134-facher slowenischer Nationalspieler – nach wenigen Wochen wieder aus Plochingen verabschiedet hat. Ich habe dann nochmal nachgefragt. Bei Dieter Hermann vom TVP-Management. Bei Spiler selbst konnte ich das nicht, denn er spielt mittlerweile schon in Kroatien.

Wo genau, steht heute auch in der EZ. Das ist ein Beispiel dafür, dass man einer Information, die in der Zeitung steht, nicht immer ansieht, dass es gar nicht so leicht war, sie zu beschaffen. Beim TVP wussten sie, dass sich Spiler nach Kroatien verabschiedet hat, wo er zuvor schon bei verschiedenen Vereinen gespielt hatte. Aber wohin genau?

Was also tun? Das Internet, zumindest auf deutsch- und englischsprachigen Seiten, gab dazu nichts her. Also ein Anruf bei der netten kroatischstämmigen Nachbarin. „Duhu, kannst du mir einen Gefallen tun?“ Konnte sie. Ein Anruf in Kroatien, die dortige Kontaktperson holte Erkundigungen bei handballinteressierten Mitmenschen ein – zwei Rückrufe später konnte der Text auf EZ-Seite 13 ergänzt werden: „…ist bereits bei RK Bjelovar in der ersten kroatischen Liga untergekommen…“ Bjelovar war immerhin schonmal Champions-League-Sieger. Oder Europapokalsieger der Landesmeister, wie das damals hieß. Denn das war 1972. Danke jedenfalls nach Kroatien für die Hilfe!

Vroni Goldammer dirigiert das Hornets-Team von der Bank aus.

Spiler wird den Plochingern jedenfalls nicht mehr helfen, den Klassenverbleib zu schaffen. Wobei er eben keine große Hilfe war. Die Gründe dafür sind nicht ganz einfach nachzuvollziehen. Aber das macht eigentlich nichts. Weil es nichts daran ändert, dass es halt nicht geklappt hat. Interessant fand ich den Satz von Dieter Hermann: „Wir waren vielleicht noch nicht so weit, einen Halbprofi zu beschäftigen.“ Bestätigt fühlen dürfen sich nun diejenigen im Umfeld der Plochinger und in der Handballszene überhaupt, die die Sache von Anfang an skeptisch gesehen haben. Ich finde trotzdem, dass es einen Versuch wert, zumal das Problem nicht war, dass Spiler irgendwie arrogant oder so aufgetreten ist.

Mir tat er in den Spielen, in denen ich ihn gesehen habe, fast schon leid. Er hat ganz offensichtlich selbst gemerkt, dass er nicht das bringt, was der Verein von ihm und er selbst von sich erwartet. Also hat er versucht, anders auf dem Spielfeld den Anführer zu geben. Das kam bei den Kameraden aber auch nicht so richtig gut an. Was ebenso verständlich ist wie sein Versuch, zu helfen. Das Kapitel Spiler (ich muss schon wieder nach dem ersten Schreiben des Namens das „e“ rausmachen…) und TVP ist nun jedenfalls beendet.

Leonie Dreizler hatte im Spiel gegen Allensbach eine hundertprozentige Quote von der Siebenmeterlinie, konnte sonst wegen einer Verletzung aber nicht helfen.

Ich hoffe, dass bei den Plochingern das Kapitel 3. Liga am Ende der Saison nicht schon wieder beendet ist. Eine Niederlage gegen Mitaufsteiger und Schlusslicht Blaustein wäre ein großer Rückschlag gewesen. So ist ein Nicht-Abstiegsplatz nur einen Punkt entfernt. Es wird schwer, ist aber machbar. Die Parallele zu den Nellinger Frauen, deren Niederlage gegen Allensbach ich am Samstag angeschaut habe: Auch da ist der Abstand nicht groß (zwei Punkte) und auch da wäre der Klassenverbleib für die weitere Entwicklung sehr wichtig.

Bei den Plochingern, weil das Umfeld weiter mitwächst und die Bedingungen in der kommenden Saison wohl nochmal besser wären. Bei den Nelllinerinnen, weil das junge Team Potenzial hat und mit der Erfahrung der ersten Saison in der dritthöchsten Spielklasse in der kommenden Runde vermutlich etwas besser dastehen würde. Und so vielleicht auch noch die eine oder andere etwas erfahrenere Verstärkung geholt werden könnte.

Auch Chiara Baur versucht alles – kann die Niederlage aber nicht verhindern.

Das Spiel gegen Allensbach aber hat gezeigt: Es wird sehr schwer, meinem Gefühl nach noch schwerer als für die Plochinger. Die Liga besteht eben vor allem aus deutlich erfahreneren Teams.

Ein Unterschied zwischen Plochingen und Nellingen ist mir am Samstag auch nochmal aufgefallen: Während Plochingen zurzeit die Hanball-Boomtown im EZ-Land ist und die Ränge bei den Heimspielen sehr gut gefüllt sind (auch mit Nicht-Plochingern), müssen die Nellingerinnen das Vertrauen des Publikums, das jahrelang Bundesliga- und Zweitligahandball erlebt hat, erst zurückgewinnen. Mit Ausnahme des Derbys gegen Wolfschlugen muss bei den Spielen nur eines von drei Tribünenteile ausgezogen werden. Gegen Allensbach waren gerade einmal 250 Zuschauer in der Sporthalle 1.

Es wäre schön, wenn sich das wieder ändert. Aber dazu, das wissen sie bei den Hornets, muss das Team vorlegen.