Über Radonic und Mitranic

Nicht mehr im HeLi-Schwarzweiß: Sinisa Mitranic: Foto: Rudel

Zwei Handball-Themen haben mich in dieser Woche beschäftigt, in der Handball ja eigentlich nicht so ein großes Thema ist. Über den Grund darüber hat wiederum meine Kollegin Karla Schairer eine lesenswerte Geschichte geschrieben: Handball und Fasnet.

Die zwei Themen, die ich meine: Sinisa Mitranic ist nicht mehr Trainer der SG Hegensberg/Liebersbronn und Marion Radonic wird Cheftrainerin der Männermannschaft des SKV Unterensingen. Dazu ein paar Gedanken:

„Die Liga frisst ihre Trainer“, hat Olaf Steinke, Noch-Coach des TSV Deizisau, im vergangenen Herbst gesagt, als es mit den Beurlaubungen in der Württembergliga los ging. In einer Saison, in der viele Teams den Druck verspüren, sich für die eingleisige Württembergliga zu qualifizieren. Und manche, nicht in die Landesliga abzurutschen und damit in der kommenden Saison sogar zwei Ligen unter einigen ihrer jetzigen Gegnern zu spielen.

Immerhin die Hälfte der vier EZ-Land-Clubs in Liga fünf hat es mittlerweile erwischt. Aktuell Steinkes zukünftigen Club Hegensberg/Liebersbronn und vor Weihnachten schon die HSG Ostfildern – die nächste Mannschaft des frischen Ex-HeLi-Trainers Mitranic. Das bedeutet auch, dass nur eine „unserer“ vier Württembergliga-Teams in die kommende Saison mit dem Trainer gehen wird, mit dem sie auch in die aktuelle gestartet ist. Jedenfalls wurde Veit Wagers Vertrag beim TSV Wolfschlugen gerade verlängert.

Die Sache Mitranic und HeLi ist irgendwie nicht gut gelaufen. Man habe sich „zum Abschied umarmt“ sagte mir Abteilungsleiter Christian Scharl am Montag. Auch Mitranic betonte, dass er im Guten von der SG gegangen sei. Ob die Serie von zehn Niederlagen etwas damit zu tun hat, dass Mitranic vor einigen Wochen angekündigt hatte, den Verein am Ende der Saison schon wieder verlassen zu wollen, ist schwer zu beantworten. Vielleicht auch gar nicht. Nicht ganz glücklich waren aber wohl einige auf dem Berg über seine Aussage: „Ich hoffe, dass es besser wird. Aber glauben tue ich es angesichts dieses Kaders nicht.“

Ich schätze an Sinisa Mitranic seine offene und ehrliche Art. Er ist kein Mann der Floskeln. Und man muss ihm wohl auch zu Gute halten, dass er bei seiner Aussage den momentanen Kader mit den vielen verletzten und angeschlagenen Spielern meinte. Denn er ist ja vor der Saison mit den vorhandenen Handballern angetreten, um zumindest die Qualifikation für die neu geschaffene Verbandsliga zu schaffen. Ich verstehe aber, dass niemand bei HeLi einen solchen Satz gerne lesen möchte. Und die Tabellensituation lässt sich auch nicht wegdiskutieren.

HeLi steht auf einem Abstiegsplatz. Das wollte dort keiner. Die Frauen des Vereins sind schon am Ende der vergangenen Saison abgestiegen und stehen jetzt in der Landesliga ganz hinten. Die Männer haben sich bislang in der Württembergliga gehalten, ein Abstieg in die Landesliga würde den Aufschwung der vergangenen Jahre, der kontinuierlich guter Arbeit entsprang, endgültig abwürgen.

Deshalb wünsche ich den Interimstrainern Henning Richter und Simon Hablizel, dass sie die Mannschaft in die Verbandsliga führen. Dass dann ein personeller Umbruch her muss, wissen die Verantwortlichen.

Schaffen es die Berghandballer in die Verbandsliga, würden sie dort in der EZ-Land-Superliga antreten. Und vermutlich auf Ostfildern (mit Mitranic), den TSV Köngen, den TV Reichenbach, den TSV Denkendorf und das Team Esslingen treffen. Und auf den SKV Unterensingen. Zwar hat die Mannschaft des scheidenden Trainers Steffen Rost noch die Chance, die Qualifikation für die Württembergliga zu schaffen. Aber realistisch betrachtet wird das sehr schwer.

Bald-SKV-Trainerin Marion Radonic neben Noch-SKV-Trainer Steffen Rost. Foto: Luithardt

Im Sommer übernimmt dann beim SKV die Deizisauerin Marion Radonic vom Deizisauer Steffen Rost. Ich habe mich echt gefreut, als ich erfahren habe, dass Marion Cheftrainerin wird. Weil ich glaube, dass sie das kann. Dass sie das sogar sehr gut kann. Und weil ich ja hier am Kreis erst vor Kurzem etwas über sie geschrieben habe. Thema war, dass sich keiner traut, einer Frau einen Cheftrainerposten bei einem Männerteam zu geben. Jetzt traut sich ein Verein.

Der Text im Blog hat, so hat mir Marion erzählt, einiges bewirkt. Sie hat viele Reaktionen bekommen – und sechs Angebote. Drei von Frauen- und drei von Männerteams. Das im wahrsten Sinne naheliegendste in Unterensingen hat sie angenommen. Ich habe mit Marion ein Interview geführt, das, wie ich finde, sehr lesenswert ist. Darin kann man erkennen, dass sie die Aufgabe selbstbewusst und voller Vorfreude angeht. Und dass in Sachen Emanzipation auch im Sport noch viel Luft nach oben ist. Würde Radonic Mario mit Vornamen heißen und die Frauen des SKV Unterensingen übernehmen, wäre das jedenfalls kein Thema für ein Interview.

Mir hat es großen Spaß gemacht, das Interview zu führen. Ich wünsche ihr, dass es klappt in Unterensingen und dass sie nicht allzu viele blöde Sprüche zu hören bekommt. Vielleicht wäre es für sie sogar leichter, wenn die Mannschaft in der kommenden Saison nicht in der Württemberliga antritt. Auch wenn sie das als Leistungssportlerin, als die ich sie seit vielen Jahren kenne, niemals so sagen würde.

Für den Fall, dass es sportlich beim SKV nicht laufen sollte, hat Marion übrigens völlig zurecht die Einstellung (der Satz steht nicht im Interview): „Bei einem Mann als Trainer ist die Chance genauso groß, dass es funktioniert oder dass es nicht funktioniert.“

Ein schönes Wochenende allen. Handballfrei oder (wie für mich) in der Halle etwa in Nellingen.