Lesevergnügen

War ein komischer Sonntag gestern – ich hatte frei. Keine Redaktion, keine Handballhalle, kein Fußballplatz. Familientag. Hat auch was. Tut gut. Da ich heute noch drangehängt habe, komme ich jetzt erst zum Schreiben. Vom Handball-Wochenende hab ich auch nur mitbekommen, was heute in der EZ steht oder was ich vorher mal im Netz nachgeschaut habe. In den meisten Fällen wäre ich mit meinem Tipp, hätte ich einen abgegeben, richtig gelegen. Außer bei der Niederlage der HSG DD in Bönnigheim und beim Frauen-Landesliga-Derby zwischen Wernau und Wolfschlugen. Die Handballer biegen auf die Zielgerade ein, in einigen Ligen stehen die (Vor-) Entscheidungen kurz bevor.

Was ich an freien Tagen oder wenn ich dem VfB mit dem Zug hinterherreise immer gerne mache, ist lesen. So hab ich mir am Samstag eine Zeitung gekauft – und da hab ich beim Kiosk meines Vertrauens auch eine Zeitschrift gesehen, die mir ehrlich gesagt noch nie so richtig aufgefallen ist. Obwohl ich wusste, dass es sie gibt: „HM. Das Handball-Magazin“ heißt das Ding. Auch wenn es HM glaube ich schon eine Weile gibt, fällt auf, dass sich medienmäßig in Sachen Handball etwas tut. Es gibt die Klassiker wie die „Handballwoche“, im Internet gibt es zu den Ergebnis-Seiten der Verbände seit einiger Zeit den neuen, oder besser gesagt weiterentwickelten, Frauen-Handball-Auftritt „hbf-info.de“ und dazu seit kurzem „handball.de“. Beide Seiten werden vor allem mit Pressemitteilungen der Vereine gefüttert, bieten aber damit einen guten Überblick.

Das „HM“ hab ich nach dem Durchblättern vor allem gekauft, weil einige süddeutsche Themen drin waren, unter anderem eine sehr lesenswerte Geschichte über HBW Balingen-Weilstetten, geschrieben von Peter Wörz, den ich aus gemeinsamen Tübinger Tagblatt-Zeiten kenne und schätze und der heute auch für die Stuttgarter Zeitung schreibt. Auch eine gute Story über Frauen-Bundesligist Buxtehuder SV ist drin. Die Zeitschrift hat viele Informationen, aber noch mehr Hintergrund und nette Ideen wie eine Geschichte über Zwillinge im Handball (wer erinnert sich nicht noch an Michael und Uli Roth?) oder eine Fotostrecke mit dem Titel „ohne Worte“, in diesem Heft mit Frisch-Auf-Trainer Velimir Petkovic. Witzig.

Als Journalist lese ich solche Produkte vielleicht ein bisschen anders als Otto-Normal-Leser, da kommt man nicht raus. Aber ich freue mich immer, wenn es gut gemachte Sachen auf dem Markt gibt. Und hoffe, dass das viele andere auch so sehen und diese Medien überleben. So erinnere ich mich etwa noch an das Fußball-Magazin „Rund“, das klasse gemacht war, aber eingestellt wurde. Oder im politischen Bereich gab es mal „Die Woche“ – super, aber zu wenig Anzeigenkunden. HM werde ich mir jetzt öfter mal kaufen – und weiter bei hbf, sis, hvw-online und natürlich weiter bei den Vereinsseiten im Netz reinschauen. Und die Handballwoche natürlich auch durchblättern.

Morgen geht’s wieder in die Redaktion. Und abgesehen davon, dass ich mich wieder mit dem VfB beschäftigen darf,  werde ich mir mal überlegen, was ich vor dem Spiel der Spiele der Hornets in Weibern noch machen werde. Es geht in der 2. Bundesliga der Frauen am Samstag um nichts weniger als eine Vorentscheidung im Rennen um den Bundesliga-Aufstieg.

Was für Lesetipps in Sachen Handball habt ihr eigentlich so? Gute Woche allen.

 


(Abschieds-) Derby

Derbytime in der Württembergliga mit ganz unterschiedlichen Vorzeichen. Und zwar Vorzeichen, mit denen vor wenigen Wochen noch nicht zu rechnen war. Oder wer hätte da gedacht, dass der Ausgang sowohl der Partie TSV Deizisau gegen TV Plochingen als auch HSG Ostfildern gegen HC Wernau ziemlich offen ist? Auch ein Blick auf die Tabelle lässt das nicht vermuten: Zweiter gegen Elfter und Dreizehnter gegen Siebter. ABER: Die Wernauer schwächeln ein bisschen – Chance für die HSG. Die lange enttäuschenden Plochinger dagegen sind auf dem aufsteigenden Ast und haben zuletzt den Ersten Wangen und den Dritten Weilstetten geschlagen – Gefahr für Deizisau. Ich weiß, ich wurde hier schon belehrt, dass Wangen damals nicht ganz komplett war. Aber immerhin. Die Deizisauer sind auf jeden Fall entsprechend gewarnt.

Sind sie. „Wir sind gewarnt und stellen uns auf ein schweres Spiel ein“, hat heute jedenfalls Deizisaus Torhüter Daniel Fischer zu meiner Kollegin gesagt. Womit ich ganz elegant überleiten kann. Ich hab heute nämlich mal wieder auf die Wechselbörsen-Seite vom TV Oppenweiler geschaut – lohnt sich immer. Bei einigen Spielern steht da unter der Rubrik „künftiger Verein“ „hört auf“, „pausiert“ oder „unbekanntes Ziel“. Bei „hört auf“ ist auch Plochingens Alexis Gula dabei, was ja schon eine Weile bekannt ist. Seit ein paar Tagen steht da auch Timo Rapp, der frühere Torhüter des TSV Neuhausen und TSV Deizisau und jetzt (noch) Stuttgarter Kickers.

Bei „unbekanntes Ziel“ ist der prominenteste Vertreter aus dem EZ-Land Oliver Beiser vom HC Wernau. Der Kerl will doch einfach nicht damit rausrücken, wohin er geht. Oder weiß er es wirklich noch nicht? Klar ist nur, dass er (wie so manche) den HCW verlässt. An Anfragen wird es nicht mangeln.

Was das Ganze mit Daniel Fischer zu tun hat? Der wurde auch schon mal verabschiedet, kehrte dann aber doch wieder ins Deizisauer Tor zurück. Manche können es eben nicht lassen, vor allem, wenn sie gebraucht werden. Wie man etwa auch in Ostfildern sieht. Bin mal gespannt, ob das am Sonntag wirklich Gulas Abschieds-Derby, noch dazu bei seinem Ex-Club, wird.

Weiß sonst noch jemand jemanden von „unseren“ Clubs, der am Ende der Runde in den wohl verdienten Handball-Ruhestand geht (oder es zumindest vorhat)? Lasst es mich wissen.

Was ich auch noch kurz erwähnen möchte: In der Landesliga der Frauen kommt es am Sonntag (17 Uhr) zum Spitzenspiel zwischen Wernau und Wolfschlugen (beide 34:6 Punkte), Brückmanns Wernau dürfte trotzdem Favorit sein. Wir werden nächste Saison auf jeden Fall einen Württembergligisten mehr haben.


Wo war was los?

Da ich am Wochenende in keiner Halle war, sondern viel Zeit in unseren schönen Redaktionsräumen verbracht habe, wage ich mal ein kleines Experiment. Ich hab nämlich festgestellt, dass die Zahl der Leser hier immer mehr steigt. In den ersten beiden Monaten 2012 waren es etwa schon mehr als halb so viele wie im gesamten Jahr 2011. Freut mich sehr und führt natürlich auch dazu, dass ich mir Mühe gebe, mir immer wieder etwas einfallen zu lassen – beispielsweise an Trainerwechseln als Thema dürfte in dieser Runde ja nicht mehr viel kommen. Am kommenden Wochenende habe ich ausnahmsweise mal ganz frei. Mal sehen, ob da trotzdem was passiert, wozu ich was zu schreiben hab.

Hier schauen also immer mehr Leute vorbei, die wahrscheinlich auch regelmäßig Handball live anschauen. Und damit zum Experiment: Ich möchte einfach mal wissen, was EUER Handball-Highlight des Wochenendes war. In welcher Halle, vielleicht auch bei einem „kleineren“ Club, war was los? Ich warte gespannt…

Mein Kollege ist noch nicht zurück, aber ich sehe gerade, dass Neuhausen es mal wieder spannend gemacht und mit einem Tor gegen H2Ku gewonnen hat. Und auch in Wolfschlugen (hier im Bild) war gestern einiges los, hab ich mir sagen lassen. Bei den Wernauern allerdings weniger.


Das Comeback des Jahres

Als ich heute die EZ aufgeschlagen habe, ist mir fast die imaginäre Kaffeetasse aus der Hand gefallen. Nicht, weil die diensthabende Kollegin den TV Plochingen in der Württembergliga viel zu schlecht gemacht und auf den letzten Platz verfrachtet hat (sorry dafür ein paar Kilometer den Neckar hoch!), sondern weil eben diese Plochinger gestern Abend mal eben Tabellenführer MTG Wangen aus der Halle gefegt haben. Sie haben nicht irgendwie glücklich 24:23 oder 28:26 gewonnen, sondern gleich mit 33:24. Wow. Es war erst die zweite Saisonniederlage der Wangener. Ein paar Tage zuvor haben sie noch beim Dritten TV Weilstetten mit 34:32 gewonnen. Während Plochingen in Zizishausen 25:39 untergegangen ist. Verrückt.

Vor diesem Hintergrund würde es sich ja noch mehr lohnen, morgen in den Bus zu steigen und die Handballer des TSV Deizisau zu ihrem Auftritt in der „Hölle Süd“, wie sie das dort selbst nennen, in Wangen zu begleiten. Man wäre da nicht alleine. Denn gleich zwei Busse mit Fans hat der TSV für das Spitzenspiel Erster gegen Zweiter voll bekommen – das ist Vereinsrekord. Einholen können die Deizisauer Wangen nicht, dazu ist der Abstand (39:5 zu 36:10 Punkte) zu groß. Wichtig wäre ein Sieg aber dennoch, und zwar aus ganz handfesten Gründen: Denn in die Aufstiegsspiele mit den beiden Spitzenteams der anderen Württembergliga-Staffel gehen Wangen und Deizisau wohl gemeinsam und zwar – jetzt kommt‘s – mit den Punkten, die sie in der Normalrunde gegen den anderen geholt haben. Komisches Konstrukt, aber so isses nun mal.

Ich hab’s hier schon ein paar mal geschrieben: Ich finde die Entwicklung in Deizisau ganz toll. Nach den schweren Jahren hat Trainer-Neuling Michael Gengenbach mit seiner ruhigen, sachlichen Art eine starke Mannschaft geformt. Für mich ist das das Comeback des Jahres. Wenn es mit dem Aufstieg gekrönt werden würde, würde mich das für die Deizisauer freuen. Und es täte dem Handball im EZ-Land zusätzlich gut. Neuhausen in der 3. Liga, Deizisau in der BWOL und dann noch vier oder fünf (Reichenbach?) in der Württembergliga – das soll erst mal ein Bezirk nachmachen.

Jetzt bin ich aber erst mal gespannt, wie das Spiel morgen Abend in Wangen ausgeht. Noch als kleine Zusatzmotivation nach Deizisau: Das Hinspiel hatte fast Plochingen-Wangen-Dimensionen – 24:39 aus TSV-Sicht. Auf ihrer Homepage machen die Wangener übrigens schon mächtig Wirbel für das „Endspiel in der Hölle Süd“. Das Plochingen-Spiel wird dort noch ignoriert.


Spannend

Zehn Sekunden bzw. ein Pfiff waren dem zweiten Saison-Auswärtssieg des TSV Neuhausen im Weg. Mann, war Co-Trainer Markus Locher gestern enttäuscht über das 36:37. Ganz niedergeschlagen wirkte er trotzdem nicht, als er in der EZ-Redaktion anrief und vom Spiel in Balingen berichtete. Wie immer, wenn die Maddogs auflaufen, ging es heiß her. Und diesmal waren die Neuhausener die Unglücklichen, weil ein Tor von Simon Wohlrabe zehn Sekunden vor Schluss wegen eines Schrittfehlers – Locher wollte sich nicht dazu äußern, ob er das auch so sah… – nicht gegeben wurde und Balingen im Gegenstoß den Siegtreffer erzielte. Schade ist das und Platz 13 in der Tabelle sieht nicht so toll aus. Ist aber voll okay, ich wiederhole mich da, denn der TSV ist Aufsteiger und die Mannschaften auf den Abstiegsplätzen sind punktemäßig weit weg.

In der Württembergliga ist die Situation für die HSG Ostfildern und den TV Plochingen prekärer. Die HSG steht auf Platz 13, der TVP auf 11, beide haben 14 Pluspunkte, die HSG mit 30 Minuspunkten – weil mehr Spiele absolviert – aber vier Miese mehr als der TVP. Das vergangene Wochenende aber macht den Ostfilderner mehr Mut als den Plochingern. Denn die HSG hat die Niederlage gegen Plochingen gut verdaut und Blaustein mit 33:28 geschlagen. Und Plochingen? 25:39 in Zizishausen. „Abstiegskampf sieht anders aus“, schimpfte Pressewart (und Trainer der 2. Mannschaft) Martin Spieth. Das hatten sich die Verantwortlichen wohl anders vorgestellt, als sie Trainer Volker Greiner rausgeworfen haben. Ich hoffe, die Plochinger kriegen die Kurve und bleiben drin, denn nach den jüngsten Verpflichtungen ist die Perspektive für die neue Runde nicht schlecht.  Ostfildern, das ist schon lange klar, wird bis zum Schluss kämpfen müssen. Ich bleibe aber bei meiner Meinung, dass die Mannschaft auch in der kommenden Runde in der WL spielen wird.

Bei Deizisau kann man sich da nicht so sicher sein. Zweiter wird die Mannschaft wohl jetzt auf jeden Fall und nimmt damit an der Aufstiegsrunde teil. Dort wird es aber schwer.

Spannend war auch zu sehen, wie die Zweitliga-Frauen aus Nellingen im Spiel eins nach dem Trainerwechsel von Irina Kolpakowa zu Markus Hornung auftreten würden. Naja, 29:26 gegen den Letzten sieht nicht gerade danach aus, dass die Hornets jetzt im Aufstiegsrennen voll durchstarten. Ich war nicht in der Halle, aber mein Kollege berichtet (und schreibt in der heutigen EZ-Ausgabe), dass alle beim TVN total happy waren. Okay, es haben einige Spielerinnen gefehlt. Aber eine Steigerung dürfte schon noch nötig sein, um die nächsten beiden Spiele gegen Zwickau und Halle-Neustadt zu gewinnen und dann fit zu sein für das Top-Duell in Weibern. Der momentane Zweite hat übrigens am Samstag in Harrislee verloren. Noch ist also alles drin.

Gefreut hat mich, dass Annika Schmid gegen Wismar die Lücke im Rückraum geschlossen und neun Tore geworfen hat. Denn ehrlich gesagt habe ich mich gewundert, dass sie bislang bei den Hornets fast nur in der Abwehr spielt, da habe ich sie aus Metzinger Zeiten ganz anders in Erinnerung. Vielleicht wird sie ja jetzt im Angriff noch ganz wichtig. So, genug geschrieben für heute. War jemand bei einem der betreffenden Spiele und hat eine Meinung? Her damit.

Hier noch ein nettes Foto, dass unser Göppinger Bundesliga-Kreisläufer von den Fildern in Facebook gepostet hat. Ich hab gleich auf „Gefällt mir“ gedrückt. Kurz danach hat Manuel Späth mit Frisch auf bei den Berliner Füchsen 30:30 gespielt.


Wechsel im Viererpack

Eigentlich möchte ich die rege Diskussion zum Thema Trainerwechsel in Nellingen gar nicht unterbrechen, aber das Handball-Rad dreht sich weiter. Mit einiger Genugtuung kann Württembergligist TV Plochingen eine ganze Menge Zugänge für die kommende Saison vermelden. Genugtuung, weil es in dieser Runde nicht wie gewünscht läuft, was in der vorzeitigen Trennung von Trainer-Urgestein Volker Greiner gipfelte. Und weil nach dem bevorstehenden Wechsel von vier Spielern zu ihrem Heimatverein TV Reichenbach einige gemeint hatten, jetzt ginge es mit dem TVP vollends den Bach runter. So hat es zumindest Martin Spieth, der als Trainer der zweiten Plochinger Mannschaft zurzeit auch den Pressemann für die Erste macht, empfunden. Neben drei weiteren Spielern – unter anderem der in der Region nicht ganz unbekannte Johannes Negwer – kommt es wieder zu einem Wechsel im Viererpack: Vom Ligakonkurrenten HC Wernau gehen Marco Schwarz, Dennis Ulbrich, Sven Traub und Ladislav Goga zum TVP (zurück).

Vor allem der Weggang von Torhüter Schwarz vor der jetzigen Saison von Plochingen nach Wernau war für einige TVP-Fans ein wichtiger Grund für die schwache Saison. Jetzt kommt Schwarz, neben Laupheims Helge Stührmann vielleicht der beste Torhüter der Liga, zurück und nicht nur deshalb kann man davon ausgehen, dass es in Plochingen in der kommenden Runde wieder aufwärts geht.

Ich bin jetzt mal gespannt, was die Wernauer so machen. Nach dem unschönen Trainer-Abgang und jetzt schon einigen feststehenden Spielerwechseln – man hört, dass noch weitere folgen werden –, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird es für den HCW, für den es in den vergangenen paar Jahren nur aufwärts ging, in der kommenden Runde richtig bitter. Oder der Verein vermeldet wie die Reichenbacher und die Plochinger demnächst einige Neuzugänge. Vielleicht bringt ja der neue Trainer Nico Kiener ein paar Spieler mit.

In der EZ werden wir euch wie immer darüber auf dem Laufenden halten. Dort werden in der morgigen Ausgabe auch die Plochinger Neuzugänge vermeldet. Über der Handball-Vorschau gibt es auf der Seite aber auch noch was zu Nellingen zu lesen. Ich habe in ein Interview mit dem neuen Trainer Markus Hornung geführt und ich muss sagen, dass er einige sehr interessante Dinge erzählt hat. Lohnt sich wirklich zu lesen. Morgen Abend gibt er dann seinen Einstand gegen Schlusslicht TSG Wismar. Und auch wenn sie das an der Ostsee nicht gerne lesen werden – aufschlussreich wird sein, wie hoch der Sieg der Hornets ausfällt, auch wenn wohl gleich vier Spielerinnen fehlen werden.


Keine Garantie

Das ist ein Paukenschlag. Dass der TV Nellingen nach den letzten Ergebnissen und Leistungen Trainerin Irina Kolpakowa rauswerfen würde, hatte sich das Wochenende über angedeutet. Dass aber Markus Hornung übernimmt, hat mich schon überrascht. Der ehemalige Sportliche Leiter und Co-Trainer hatte sich zuletzt immer mehr vom TVN zurückgezogen und wollte am Ende der Saison ganz aufhören. Wie seine Frau Andrea im Hornets-Tor übrigens, die sich auf ihren Job als Lehrerin konzentrieren möchte.

Erst mal zu Irina Kolpakowa: Für sie tut es mir ehrlich leid. Ich fand sie als Spielerin immer klasse. Solide und nie nachlassend hat sie ihre Arbeit auf dem Platz gemacht. Und so war sie dann auch als Co- und als Cheftrainerin. Aber ehrlich gesagt, war die Chance von Anfang an nicht so riesig, dass sie durch die Saison einfach so durchflutschen würde. Man stelle sich das auch mal vor: Es war ihr erster Job als verantwortliche Trainerin. Und dann wurde von ihr nichts anderes verlangt, als mit dem Team, das zuvor zweimal knapp gescheitert war, den Aufstieg in Deutschlands höchste Spielklasse zu schaffen. Und das auch noch mit Spielerinnen, deren Kameradin sie nicht lange zuvor noch war. Die Zeit, reinzufinden, wie sie etwa Edina Rott einstmals beim jetzigen Tabellenführer TuS Metzingen hatte, und wie sie jeder Neuling braucht, hatte Kolpakowa nicht.

Fehler, wie sie jeder Anfänger (und nicht nur der) macht, haben Punkte gekostet. Und das kann man sich nicht leisten, wenn man aufsteigen will. Und Fehler hat sie gemacht. Sie jetzt hier aus meiner Sicht alle aufzuzählen, bringt nichts. Die Sache hat mehrere Seiten und ich tu mich mit Kritik schwer. Kann man den Nellinger Verantwortlichen vorwerfen, dass sie Kolpakowa jetzt fallen lassen? Kaum, denn das Saisonziel ist in Gefahr und die letzten Spiele haben die Annahme reifen lassen, dass der Zug in die falsche Richtung abgedampft ist. Kann man den Verantwortlichen vorwerfen, dass sie vor der Saison das Risiko mit Kolpakowa eingegangen sind? Vielleicht, aber es sprach auch eine ganze Menge für die Lösung mit ihr. Kann man Kolpakowa Vorwürfe machen? Kritik an einzelnen Entscheidungen und an Teilen der Teamführung ja, aber insgesamt nein, sie hat alles gegeben. Garantien hat man nie. Auch der von mir sehr geschätzte Stefan Haigis hat zweimal den Aufstieg nicht geschafft – wie unglücklich das lief, gerät mit zeitlichem Abstand immer mehr in Vergessenheit. Auf jeden Fall spricht es für Haigis‘ Aufrichtigkeit, dass er bei seiner Aussage bleibt, nicht als sein eigener Nach-Nachfolger zur Verfügung zu stehen. Glaubt mir, dass er jetzt nicht übernimmt, überrascht auch viele. Mich nicht. Für die kommende Runde könnte es da anders aussehen . . .

Und was ist von der Lösung Hornung zu halten? Eine interne Lösung ist immer schwierig. Aber externe Kandidaten – ein paar fielen mir da schon ein – geben auch keine Garantie, zudem muss man sie erst einmal bekommen und vor allem bezahlen. Markus Hornung ist auf alle Fälle ein ausgesprochener Fachmann, der schon wissen wird, was er nun tun muss. Er kennt die Spielerinnen, was in der jetzigen Situation wohl mehr Vor- als Nachteil ist. Ob es die richtige Lösung ist, wird man in ein paar Wochen sehen. Zumindest, so leid es mir für Irina Kolpakowa tut, mussten die Nellinger Verantwortlichen was tun. Und das haben sie.     

Hier ein bald fünf Jahre altes Bild von Markus Hornung. Ein neueres haben wir nicht, aber er hat sich gut gehalten und sieht immer noch so aus. Am Samstag beim Spiel gegen Wismar macht unser Fotograf bestimmt ein paar neue Fotos.


Bis später

Falls jemand drauf wartet: Ich komme heute nicht zum Blog-Schreiben – auch weil sich wahrscheinlich was tut, worüber ich dann morgen was zu schreiben habe… Schaut doch dann noch mal vorbei.
Mit der zweiten Neuhausener Heimniederlage (was ist denn mit denen los?) hat das aber nix zu tun.

P.S. „Denen“ geht’s gut, sagt mein Kollege Michael Panzram, der gestern in Neuhausen war. Dann ist’s ja gut.


Nix war‘s

„Liebe Plochinger, lasst Volker Greiner doch bitte wie angekündigt bis zum Ende der Saison bleiben“, habe ich am 16. Dezember an dieser Stelle geschrieben. Der Handball-Württembergligist hatte soeben verkündet, dass das TVP-Urgestein am Ende der Saison seinen Posten als Trainer abgeben muss. Und beteuert, dass er bis dahin aber weitermachen soll und darf. Nix war’s. Jetzt haben sie Greiner doch vorzeitig vor die Hallentür gesetzt. Tobias Schmid und Reiner Hauff übernehmen interimsmäßig, bis Jens Geiselhart in der Vorbereitung auf die neue Runde den Job als TVP-Trainer antritt.

Ganz überraschend kommt die Sache nicht. Denn zum einen hat es nach der Bekanntgabe der Trennung zwischen Greiner und der Vereinsführung ziemlich geknirscht und er hat da die Hand auch nur ein bisschen vor den Mund genommen. Zum anderen ist die Mannschaft, die in fast der gleichen Besetzung (ich weiß, Torhüter Marco Schwarz ist gegangen) in der abgelaufenen Runde Dritter geworden ist, mittlerweile ziemlich nahe an die Abstiegszone gerutscht. Da kommt man schon mal auf die Idee, über den Trainer nachzudenken. Und das geben die Plochinger ja auch als Grund für die sofortige Trennung an. Zumal immer der Verdacht besteht, dass die Spieler bei dem Coach, der eh nicht mehr lange da ist, nachlassen. Unbewusst zumindest.

Schade und unschön ist die Sache trotzdem. Das Ganze hätten sich alle Seiten mit Sicherheit gerne erspart, Greiner ist immerhin seit 40 Jahren im Verein und hat diesen in Sachen Handball geprägt wie kaum ein anderer. Von daher wünsche ich ihm erst mal, dass er etwas abschalten kann und dann, dass er insgesamt unbeschadet aus der Sache rauskommt. Am Ende bleibt vor allem übrig, was er alles für seinen Verein geleistet hat. Seinen nächsten Club, den wird’s bestimmt geben, kann ich schon mal beglückwünschen.

Es ist ganz schön was los bei unseren Württembergligisten. Immerhin drei von den fünf beenden die Saison mit einer Interimslösung auf der Bank, lediglich bei den Durchstartern in Deizisau (Gengenbach) und bei der gefährdeten HSG Ostfildern (Illi) ist der Trainer unumstritten. Ich hoffe, dass das so bleibt.


Hat Spaß gemacht

Ich komme gerade aus der Metzinger Öschhalle heim vom Derby und Spitzenspiel der 2. Frauen-Bundesliga zwischen Metzingen und Nellingen. Die Zuschauer in der ausverkauften Öschhalle haben ein richtig gutes Handballspiel gesehen mit zwei starken Teams und einem verdienten, wenn auch zu hohen 35:29-Sieg von Metzingen. Die Nellingerinnen, die jetzt wieder auf dem Nicht-Aufstiegsplatz drei stehen, waren superenttäuscht (Weibern hat gewonnen, Verfolger Bietigheim in Altlandsberg aber überraschend einen Punkt gelassen). Müssen sie meiner Meinung nach aber nicht sein. Sie haben gut gespielt und müssen sich außer ein paar Kleinigkeiten, die es in jedem Spiel gibt, wirklich nichts vorwerfen. Metzingen war einfach besser und ist in dieser Runde wohl auch das beste Zweitliga-Frauenteam Deutschlands. Respekt.  „Wir müssen nach hinten schauen, wenn ein Team oben seine Kreise zieht“, sagte TVN-Geschäftsführer Stefan Wiech. Mehr zu meinen Eindrücken und meine Analyse zum Spiel natürlich am Montag in der EZ.

Was mich gefreut hat: Das Faustka-Stefani-Interview, das heute in der EZ und im Reutlinger General-Anzeiger doppelt erschien, kam gut an. Einen Journalisten freut es immer, wenn er eine Geschichte macht, über die die Leute sprechen. Natürlich war es die GEA-Version, die in der Halle ausgehängt war und die Patricia Stefani daheim in Eningen gleich mehrfach in den Briefkasten gesteckt wurde – Metzingen ist eben GEA-Land. Aber ich glaube auch im EZ-Land hat das Interview ein paar Leuten gefallen. So gesehen war das heute wieder ein Tag, an dem mein Job richtig Spaß gemacht hat. Natürlich hätte ich den Hornets den Sieg gegönnt, aber jetzt müssen sie am Freitag halt in Bietigheim gewinnen. Und heute Abend bekam man tatsächlich eine Vorstellung davon, dass es das Duell Metzingen gegen Nellingen in der kommenden Saison eine Liga höher geben könnte. Komisch nur, dass gerade die TuSsies davon noch gar nichts wissen wollten.