2:4 oder 4:2

Die Arbeitswoche endet für mich am Sonntag zwischen 17 und sagen wir mal 21 Uhr mit der Württembergliga-Partie zwischen Wolfschlugen und Deizisau. Bis 21 Uhr, weil ich anschließend noch ein paar Zeilen zu (Zeitungs-) Papier bringen darf. Das könnte für einen an Handball interessierten Menschen schlechter laufen, auch wenn es mal wieder ein langer Tag wird. Denn es ist auf jeden Fall eine interessante Begegnung. Bisher haben die Wolfschlugener immer nach Deizisau rüber geschaut, wo höherklassiger gespielt wurde. Jetzt sind die beiden Teams in der gleichen Liga – und die Wolfschlugener gelten im Gegensatz zu den Deizisauern, die nach dem Abstieg den Neuaufbau angehen, als Aufstiegsfavorit.

Da stellt sich für mich die Frage, die ich letzte Woche ja nur mal angedeutet habe: Wer schafft es denn nun? Der HC Wernau hat als einziges Team des EZ-Land-Aufstiegsfavoriten-Trios nach zwei Spielen 4:0 Punkte. Der TV Plochingen hat im ersten Spiel einen Punkt liegen lassen – und könnte morgen Abend nach dem Auftritt bei der seit Ewigkeiten daheim ungeschlagenen MTG Wangen locker 3:3 Punkte auf dem Konto haben. Wolfschlugen hat (wie Deizisau) ein Spiel gewonnen und eins verloren, hat aber eben auch schon in Wangen gespielt, wo man wie gesagt schon mal verlieren kann (in dem Fall gerade mal mit einem Tor 35:36).

Oder schafft Deizisau nach der schwierigeren jüngeren Vergangenheit vielleicht doch die Positiv-Überraschung? Das Schöne ist auf jeden Fall, dass wir die Frage noch nicht beantworten müssen (und können), dass die Chance aber sehr groß ist, dass wir hier in der kommenden Saison wieder ein Team in der BWOL haben.

Und für Sonntag heißt das, dass es auf jeden Fall ein Spiel zum sich drauf freuen ist. Deizisaus Pressewart Arne Staiger, der auch genug Erfahrung auf dem Spielfeld in den Knochen hat, hat mit dem Satz, der morgen in der EZ-Nachzulesen ist, jedenfalls zweifellos Recht: „Es ist schon ein Unterschied, ob man nach dem Spiel mit 2:4 oder 4:2 Punkte dasteht.“ Ich finde, dafür muss er nicht mal was ins Phrasenschwein zahlen.


Und?

39 Jahre lang hat Stefan Haigis Handball gespielt oder Handball trainiert. Gestern Abend wurde er beim Heimspiel des TV Nellingen gegen Travemünde vom Verein verabschiedet. Lauter junge Frauen standen da um ihn herum, und gedankt hat er – seiner Mama. Die war in der Halle, und wie muss ihr das Herz aufgegangen sein.

Stefan Haigis in Zukunft ohne Handball – oder Handball in Zukunft ohne Stefan Haigis? Ich kann es mir nicht vorstellen. Und so wird es wahrscheinlich auch nicht kommen. „Schlimm“ fand er es jedenfalls, auf der Tribüne zu sitzen. Ich muss sagen, Stefan Haigis war einer der interessanteren Trainer, mit denen ich bislang zu tun hatte. Wenn man das Gespräch nach dem Spiel nicht gerade mit der lapidaren Frage „Und?“ begonnen hat, konnte man prima mit ihm auskommen. . .  😉 Wir Journalisten mögen es ja nicht, wenn die Leute irgendwelche Sprechblasen von sich geben. Die bekam man von ihm nicht. Im Gegenteil, nach einem superspannenden Spiel kam von ihm selten ein „Mann, bin ich froh, dass wir gewonnen haben“ oder ein „Ich bin stolz auf das Team“, obwohl er es war. Er stieg gleich in die detaillierte Analyse ein. Das mit dem „stolz auf das Team“ musste man ihm geradezu aus der Nase ziehen.

Für mich waren das interessante Gespräche. Rein fachlich habe ich in meiner bisherigen Journalisten-Laufbahn von vier Trainern sehr viel gelernt, was mir später geholfen hat: Von Peter Zeidler beim SV 03 Tübingen, von Ralf Rangnick beim SSV Reutlingen (ja, da war der auch mal), von Robin Dutt bei den Stuttgarter Kickers – und von Stefan Haigis beim TV Nelingen. Und zudem war die Zusammenarbeit einfach menschlich angenehm. Bei aller kritischen Distanz des Journalisten zum Funktionsträger. Ein Beispiel kann ich dafür nennen: Einmal war Stefan Haigis mit einem meiner Artikel überhaupt nicht einverstanden. Er hat mir daraufhin eine lange Mail geschrieben, ich habe ausführlich geantwortet, wir haben uns nochmal persönlich darüber unterhalten – und alles war okay, obwohl wir in der Sache immer noch nicht der gleichen Meinung waren. So ist es gut. Aber wie geschrieben: Ich gehe davon aus, dass der Journalist Sigor Paesler irgendwann wieder mit dem Handballer Stefan Haigis zu tun haben wird. „Schlimm“ wäre das nicht.

Für die morgige Ausgabe der EZ werde ich übrigens noch ein paar Zeilen über die Verabschiedung schreiben und darüber, wie sich seine Nachfolgerin Irina Kolpakowa bislang so macht.


Am Kreis, Staffel 2

Also eigentlich war das hier ja Anfang des Jahres als Versuchsballon gedacht, aber nachdem die Resonanz durchaus ermutigend war, mach ich hier am Kreis mal weiter. Und versuche auch in der neuen Handball-Saison, mir ein paar Minuten vom Redaktionsalltag abzutrotzen und mich auch außerhalb der tariflich geregelten Arbeitszeit hinzusetzen und niederzuschreiben, was mir in der Handball-Szene im EZ-Land so auffällt.

Gut erholt vom Italien-Urlaub hab ich mir mal einen Überblick verschafft und festgestellt, dass, bevor die unteren Ligen an diesem Wochenende loslegen, die Neuhausener Drittliga-Handballer, die ja nun das alleinige Aushängeschild im männlichen Bereich sind, mit einem Sieg und einer Niederlage in die Saison gestartet sind – und damit zufrieden stellend. Bei den Nellinger Zweitliga-Frauen ist trotz Erfolgen im Pokal und zum Ligaauftakt noch ein bissle Sand im Getriebe. Aber ich bin mir sicher, am Samstag wird es zum Heimdebüt in der neuen eingleisigen 2. Bundesliga einen Sieg gegen Travemünde vom schönen Ostseestrand geben. Ich werd’s mir anschauen. Und bei unseren vielen Württembergligisten hat es in der Natur der Sache liegend gute und schlechte Auftakt-Ergebnisse gegeben. Die HSG Ostfildern hat es böse erwischt, Ex-Krösus TSV Deizisau ist gut gestartet. Und bestimmt erleichtert darüber.

So. Jetzt wag ich mal eine Prognose, wie die Runde so laufen wird. Ist immer gefährlich, aber wenn ich mich täusche, bin ich nicht der erste, dem so was passiert. Ich wünsche es ihnen und sie wären ja auch irgendwie mal dran, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob es die Hornets nach zweimaligem so knappem Scheitern ausgerechnet in der unberechenbaren neuen Liga in die Bundesliga schaffen werden. Das Nord-Süd-Gefälle ist schon nach dem ersten Spieltag erkennbar, aber die Konkurrenz ist stark. Sie werden oben dabei sein, aber es wird eng. Und wenn es klappt, ein hartes Stück Arbeit. Der TSV Neuhausen wird wenig Mühe haben, sich in der 3. Liga zu halten, aber auch keine Bäume nach oben ausreißen. Das ist auch okay so.

In der Württembergliga wird der TSV Deizisau seine Problemchen haben, sich nach dem Abstieg zu orientieren, wird am Ende aber mit einem guten Mittelfeldplatz zufrieden sein. Auch die HSG Ostfildern bleibt drin. Der HC Wernau, der TV Plochingen und der TSV Wolfschlugen werden wieder ganz oben mitspielen, einer von ihnen schafft sogar den Aufstieg. Wer? So weit will ich mich dann doch nicht festlegen. Und in der Landesliga, glaube ich, landet das Team Esslingen im Mittelfeld und auch Aufsteiger TV Reichenbach bleibt der Liga erhalten. Fehlen noch die Frauen vom TVN II und von der HSG DD: Der Hornets-Nachwuchs wird in der BaWü-Oberliga ordentlich mitspielen – und wer weiß, ein Jahr später dort vielleicht auf die aufgestiegenen Deizisau-Denkendorferinnen treffen.

Und was sagt die geballte Handball-Kompetenz im EZ-Land? Also nachdem ich über den Sommer so oft Sätze gehört habe wie „ich schaue regelmäßig in den Blog rein, aber kommentiert habe ich noch nichts“, wäre es doch schön, wenn ihr auch mal wissen lassen würdet, welches Team ihr wo erwartet. Natürlich rechne ich auch fest mit den Einschätzungen meiner „Edel-Kommentatoren“ Stefan Haigis und Frank Ziehfreund. Und nachdem ich jetzt die Orientierungsphase abgeschlossen habe, fasse ich mich in Zukunft auch wieder kürzer.

Zum Schluss trotzdem noch was anderes: Einer meiner Kollegen (der, der vom Körperwuchs nicht der Größte in der Redaktion ist) hat kürzlich bei seinen Nach-Spiel-Gesprächen festgestellt „wie groß die meisten Handballer doch sind“. In anderen Sportarten geht das noch anders, wie diese Kollegin am Rande der Basketball-EM in Vilnius im Gespräch mit Litauens Basketball-Legende – und Held meiner Jugend – Arvydas Sabonis festgestellt hat…

Guten Start in die Saison auch!


Sommerpause II

Hallo, schön, dass hier jemand reinklickt, weil ja die Handballer schon wieder handballern. Die Sommerpause ist eigentlich fast vorbei – jetzt mach ich aber auch erst mal Sommerpause, sprich Urlaub. Am 12. September bin ich zurück und werde im Laufe der Woche hier wieder etwas dichten, und danach wieder regelmäßig. Versprochen! Ich hoffe, so viel Aufschub gewährt mir auch Stefan Haigis… Zur Erinnerung gibt es dann auch wieder ein paar Zeilen in der Printausgabe der EZ. Bis dann.


Sommerpause

Mit dem dramatischen Scheitern der Nellinger Zweitliga-Frauen in den Bundesliga-Playoffs und den letzten Spielen in der BaWü-Oberliga ist die Runde so gut wie rum. Die Wernauer haben noch zwei Aufstiegsspiele, in denen sie aber nichts mehr reißen können, und bei den Jugend-Teams gehen schon die Ausscheidungsspiele für die kommende Spielzeit los. Das Hornets-Drama in Celle war noch mal ein echter Showdown – sowas hab ich auch noch nicht erlebt. Das Wundenlecken wird auf den Fildern und beim Ausklang in Malaga noch eine Weile weitergehen. Mitte Juni geht es dann schon mit der Vorbereitung auf die Saison in der eingleisigen 2. Bundesliga los. Die wird auch interessant, aber Bundesliga wäre halt doch schöner gewesen.

Los geht die neue Saison wie immer im September – und bis dahin mach auch ich hier im Blog Sommerpause. Zum EZ-Pokal bin ich Anfang Januar gestartet, das Ganze war ein Versuchsballon – und mit diesem hier 40 Beiträge später kann ich feststellen: Es hat Spaß gemacht. Einigen Besuchern auch, hab ich mitbekommen. Immerhin fast 100 Kommentare gab es (dazu noch haufenweise Spams, aber das ist ein anderes Thema). Es hätten ruhig noch ein paar mehr sein können, aber ich bin ganz zufrieden, vor allem weil es ja auch da nicht nur auf die Quantität ankommt. Zudem hat meine Online-Chefin im Haus gesagt, dass die Besucherzahlen – also die so genannten PIs – ziemlich okay sind. Freut mich auch.

Ich weiß, dass ich bei den Themen ein bisschen Nellingen-Deizisau-Neuhausen-lastig war. Aber ich kann sagen, dass es gar nicht so leicht ist, sich neben dem normalen und meistens ganz schön fordernden Redaktionsalltag über das hinaus nach Themen umzusehen, was auf der Pfanne liegt. Vor allem nach einem Zehn-Stunden-Sonntag, wenn eigentlich Blog-Zeit wäre, das Hirn aber nach Rosamunde Pilcher oder vielleicht noch Sport im Dritten schreit. Oder einem Glas Rotwein am Kamin. Aber ein paar mal hab ich es geschafft und auch ich werde als Blogger hoffentlich noch erfahrener – und ich werde mir Mühe geben. Denn, wenn die Proteste nicht allzu laut sind, mach ich mit Beginn der neuen Runde weiter. Wann genau, lasse ich in der Zeitung, hier am Kreis, auf der EZ-Homepage und bei Facebook wissen.


Was für ein Abend

Nur kurz ein paar Zeilen zu dem, was heute Abend hier in Celle passiert ist. Vier Tore mussten die Nellinger Handball-Frauen aus dem Hinspiel im Playoff-Finale um den Aufstieg in die Bundesliga gegen den SVG Celle aufholen. Aber da ist ja noch die Sache mit den mehr erzielten Auswärtstoren. Vier Tore haben sie aufgeholt, sie haben beim Meister der Nord-Staffel mit 30:26 gewonnen – und bleiben doch in der 2. Bundesliga. Das Hinspiel hat Celle nämlich mit 34:30 gewonnen. Uff, das lässt keinen kalt. Die Hornets haben in der von 1000 Zuschauern zugelärmten Halle fantastisch gespielt, haben sieben Minuten vor Schluss noch mit sieben Toren geführt – und am Ende gab es nur noch Tränen.

Die TVN-Mädels und ihr ganzer Tross sitzen jetzt im Bus, werden den Frust runterspülen und in einer Stunde mit Marion Radonic, die ihrer Karriere beendet, anstoßen. „Schon wieder so ein Scheiß-Geburtstag“, hat sie vorhin zu mir (auch mit Tränen in den Augen) gesagt. Vor einem Jahr haben die TVN-Frauen nicht einen Tag vor, sondern an Radonics Geburtstag den Aufstieg verpasst. Ich steige morgen um 8.43 Uhr in den Zug und werde auf der Heimfahrt versuchen, das Drama von Celle in Worte zu fassen. Nachzulesen am Monatag in der EZ. Und hier am Kreis schreib ich dann vielleicht auch noch ein paar Zeilen. Gute Nacht.


(Am) Zug

Heute Abend gilt es. Es kommt ehrlich gesagt selten vor, dass ich mich wegen einem Handballspiel in den Zug setze und zwei Tage lang unterwegs bin. Wenn, dann mache ich das meistens, um Fußballern mit einem Brustring irgendwo zuzusehen, wie sie ein Tor schießen, oder auch zwei bis drei – oder keins. Das letzte Mal, als ich wegen Handball durch Deutschland gefahren bin, war vor einem Jahr. Mann, ist Buchholz in der Nordheide ein verschlafenes Kleinstädtchen. Nach 22 Uhr kriegt man da nicht mal mehr ein Bierchen. Die Nellinger Handball-Frauen haben damals ein paar Kilometer entfernt in Rosengarten den Aufstieg in die Bundesliga ganz knapp verpasst. Obwohl sie das Final-Hinspiel in eigener Halle mit einem Tor verloren hatten und einige Spielerinnen ziemlich angeschlagen waren, waren sie nahe dran.

Heute setze ich mich um 12.51 Uhr in Stuttgart wieder in den Zug und fahre den Hornets nach Celle hinterher, denn das Team fährt schon etwas früher los, ebenfalls per Bahn. Celle soll ein schönes Städtle sein, aber das ist nicht der Grund der Reise. Wieder haben die TVN-Frauen das Final-Hinspiel verloren, diesmal mit vier Toren. Allerdings sind diesmal alle fit. Und im Hinspiel hat man auch gesehen, dass die Hornets nicht schlechter sind. Sie haben verloren, weil die Cellerinnen so gut gespielt haben, wie sie können, und die Nellingerinnen nicht. So einfach ist das. Die Chancen könnten größer sein, aber sie sind da. Ich werde mir das Spiel anschauen – und ich freu mich drauf. Und ich werde ein paar Zeilen dazu schreiben, egal wie es ausgeht. Am Montag werden wir in der EZ – so viel zum Thema „aus dem Nähkästchen Plauderei“ – eine ganze Aufstiegsseite bringen – wenn es klappt. Sonst gibt’s halt ne halbe. Mir wird so oder so was einfallen.

Ich werde auf jeden Fall heute Abend noch was auf die EZ-Homepage über den Ausgang des Spiels stellen und wahrscheinlich auch hier am Kreis. Der Zeitpunkt hängt ein bisschen davon ab, ob ich in der Halle Empfang habe – ich habe mir sagen lassen, dass das ein ziemlicher Beton-Klotz ist, in dem da nicht viel geht. Ich gebe auf jeden Fall alles – so wie die TVN-Mädels zuvor. Die Stimmung im Team ist jedenfalls, so mein Eindruck nach einigen Gesprächen, kämpferisch.

Schnitt. Noch ein paar Worte zum TSV Deizisau. Das langjährige Aushängeschild des männlichen Handballs im EZ-Land bestreitet heute in Waiblingen sein vorerst letztes Spiel in der BaWü-Oberliga. Ab der kommenden Saison werden zwischen den Deizisauern und dem Neu-Drittligisten und neuen Zugpferd der Regien TSV Neuhausen zwei Klassen liegen. Schade irgendwie (für Deizisau). Mein Kollege Andreas Müller, unser Deizisau-Experte, hat sich in der heutigen EZ-Ausgabe mit den Gründen für den Abstieg, in dem wie immer eine Chance liegt, befasst. Richtig gut gefällt mir (ich bin bekennender Headline-Freak) die Überschrift: „Weg mit der Discokugel“. Schon mal in der Ertinger-Halle gewesen? Dann ist alles klar. Unbedingt lesen. Und dann natürlich auch am Montag alles über das Hornets-Spiel in Celle – und heute Abend schon hier.

Und Dank auch an alle, die hier heute bis zum Ende durchgehalten haben. Ich weiß, war ein bissle lang. Jetzt aber ab zum Bahnhof.


Celle stark, Nellingen nicht

War’s das schon? Mit 30:34 haben die Nellinger Handball-Frauen das Hinspiel im Playoff-Finale gegen den SVG Celle verloren. Vor einem Jahr standen sie auch schon im Finale, haben gegen Rosengarten das Hinspiel mit einem Tor verloren – und das im Rückspiel nicht mehr umgebogen. Ich war damals Augenzeuge.

Es gibt wenig Hoffnung. Aber es gibt Hoffnung. Nellingen ist nicht schlechter. Aber hatte die Nerven nicht im Griff. Während die Cellerinnen nach Meinung des Kollegen von der Celleschen Zeitung die „wohl beste Saisonleistung“ abgeliefert haben, haben die TVN-Frauen eine der schlechtesten gezeigt. Sollten beide Teams am Samstag im Rückspiel in Celle ihr Normalniveau abrufen, sind vier Tore also aufzuholen. Die große Frage ist, ob die Hornets das schaffen. Denn wer aufsteigen will, muss auch dann seine Leistung abrufen, wenn es darauf ankommt. Schon im Halbfinale gegen Halle-Neustadt lief nicht alles rund, gegen Celle griffen viele Automatismen nicht, es gab viele, viele, viele leichte Fehler. Celle dagegen hat auf beeindruckende Weise sein Ding durchgezogen. Die Frauen aus Niedersachsen wissen eben, dass sie in dieser Saison (fast) immer gewinnen. Ganz ruhig, manchmal arg ruhig, haben sie das Spiel abgespult und sich kaum Schwächephasen geleistet. Das macht es jedem Gegner schwer.

Bei aller journalistischen Neutralität konnte es einem schon leidtun zu sehen, wie sich die Nellinger Frauen abmühten – und es einfach nicht lief. Sie können es besser, das habe ich so oft gesehen. In Celle können sie nun befreit aufspielen, das haben einige Spielerinnen am Samstagabend trotz hängender Schultern gesagt. Die Frage aller Fragen ist aber, ob sie auch daran glauben, dass sie das Ding gegen so einen selbstbewussten Gegner noch umbiegen können. Ich werde mir das anschauen und entweder wie im vergangenen Jahr vom Scheitern berichten – oder von etwas, das dann irgendwann als so was wie das Wunder von Celle in die Nellinger Vereinsgeschichte eingehen würde.


Celle: saustark, wie Nellingen

Süd-Zweiter gegen Nord-Erster. Diese Konstellation hatten die Handball-Frauen des TV Nellingen vor einem Jahr schon mal. Damals sind sie im Finale um den Bundesliga-Aufstieg an Rosengarten gescheitert. Diesmal haben sie es mit Celle zu tun, das in der Nord-Staffel der Liga ebenso souverän durchmarschiert ist wie im Jahr zuvor Rosengarten. Die Voraussetzungen sind ähnlich und doch nicht gleich. Wie ich schon ein paar Mal bemerkt habe, ist das TVN-Team seither stärker und im Gegensatz zur Situation vor einem Jahr sind alle gesund. Zumindest so gut wie. Außerdem – es ist abgedroschen, aber stimmt – muss jedes Spiel erst mal gespielt werden.

Wichtig wird sein, dass die Hornets morgen das Hinspiel gewinnen. Das haben sie vor einem Jahr mit Pech nicht geschafft (26:27), entsprechend schwer war es im Rückspiel, das Rosengarten dann mit 29:27 gewann. Knapp war’s. Und ich schätze, das wird es auch diesmal sein. Ich hab in den vergangenen Tagen mit einigen Leuten gesprochen, die Celle kennen, weil sie Celler Trainer sind (Martin Kahle), weil sie viele Videos von Celle gesehen haben (TVN-Coach Stefan Haigis), weil sie Celle geschlagen haben (Travemündes Manager), weil sie gegen Celle verloren haben (Spielerin aus Halle) oder weil sie die knappen Halbfinalspiele von Metzingen gegen Celle gesehen haben (ein netter und kompetenter Kollege vom Reutlinger Generalanzeiger) – das Bild, das ich mir daraus gemacht habe: Celle ist saustark, aber das ist Nellingen auch. Celle hat drei starke Niederländerinnen, über die sehr viel läuft (Jolanda Robben ist übrigens die Großcousine eines nicht ganz unbekannten Bayern-Kickers). Aber man darf sich auch nicht nur auf sie konzentrieren. Die Cellerinnen haben beide Spiele gegen Metzingen in den letzten zehn Minuten umgebogen, entsprechend fit sind sie und glauben immer an sich – kein Wunder bei 41:3 Punkten in der Liga. Das Team gönnt dem Gegner fast keine Verschnaufpause.

Und die Chance der Nellingerinnen? Celles Coach hat zurecht großen Respekt vor dem schnellen Spiel des TVN. Die Tempogegenstöße von Tina Habiger, Sandra Faustka oder der zum Saisonschluss aufdrehenden Christine Gall sollten also sitzen. Zudem sollen sie an sich und ihre Stärken glauben, aus dem Rückraum eine gute Quote erzielen und auch (wieder…) an der Siebenmeterlinie. Trainer Haigis ist sich jedenfalls sicher, dass die Nerven halten. Ich denke, die Teams sind ungefähr gleich stark, mit kleinen Vorteilen auf Seiten von Celle. Beide wollen aufsteigen – Celle ist ja nach einem „nicht so schönen Jahr“ (Kahle) in der Bundesliga vor einem Jahr erst wieder runtergekommen. So wie jetzt übrigens Rosengarten. Bei beiden aber geht die Welt nicht unter, wenn es nicht klappt. Wobei, noch ein Unterschied zum vergangenen Jahr: Bei den Nellingerinnen wäre die Enttäuschung ein bisschen größer als damals. Aber so weit muss es ja nicht kommen.

To be continued.


Rechnen sollen andere

Zum Glück hält Handball nicht immer naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten stand. Denn sonst könnte man in Bezug auf die Aufstiegschancen der Nellinger Handball-Frauen sagen: Celle ist besser als Halle-Neustadt, gegen Halle-Neustadt hat Nellingen das Playoff-Halbfinale nur superknapp gewonnen und deshalb wird es jetzt gegen Celle nix. So wie vor einem Jahr gegen Rosengarten. Christine Gall, gegen Halle-Neustadt heute superstark, hat sofort protestiert: Jedes Spiel muss erst mal gespielt werden, hat sie ein bissle phrasenschweinmäßig gesagt. Aber sie hat ja Recht. Immerhin hat es gegen Rosengarten vergangenes Jahr nur ganz knapp nicht geklappt und dieses Jahr sind die Hornets besser (und gesünder). Außerdem hat Metzingen gegen Celle auch besser ausgesehen als es die zwei Halbfinalergebnisse glauben lassen. Und Nellingen ist (trotz 1:1 in der Hauptrunde) besser als Metzingen. Aber jetzt bin ich doch wieder beim Rumrechnen. Warten wir mal die zwei Spiele ab, man darf sich drauf freuen.

Seit die Deizisauer auf die Rechenschieber verzichten, sind sie wieder besser drauf. Sie haben zwar noch Mini-Chancen, in der Bawü-Oberliga zu bleiben, aber eben nur Mini. Das wissen sie, und so haben sie in Altensteig aufgespielt und gewonnen. Respekt – wenn es wie erwartet runter geht, ist das ein guter Start für den Neuaufbau in der Württembergliga. Und eine gute Adresse bleibt Deizisau auch dort. Dass gleichzeitig dem TSV Neuhausen in der Bawü-Oberliga die Luft ausgeht (Deizisau gewinnt, Neuhausen verliert – das war in dieser Runde auch nicht so oft so), ist dagegen weniger schlimm. Neuhausen spielt in der kommenden Runde in der 3. Liga. Im Gegensatz zu Nellingen ist da das Zittern längst vorbei.

Übrigens: Eine Parallele ist mir heute zwischen Nellingen und Neuhausen aufgefallen: 1000 Leute waren heute in der Nellinger Sporthalle 1. Genauso viele wie kürzlich beim Spitzenspiel gegen die Stuttgarter Kickers in Neuhausen. Ganz schon laut war das. Handball ist eben vor allem Stimmungssport. Zumindest für uns Zuschauer. Das Rechnen überlassen wir lieber anderen.