Eigentlich

Handball in der Saison 2020/2021: Eines der wenigen Spiele – in Plochingen und ohne Zuschauer. Fotos: Rudel

Es ist die Zeit der Weihnachtskarten und (vermehrt) -Mails, die Zeit der Weihnachtswünsche. In diesem Jahr gleichen sie sich inhaltlich ziemlich. Auch die, die ich geschrieben habe. Es geht vor allem darum, was man wegen Corona nicht oder trotz Corona in 2020 gemacht hat. Urlaub in Deutschland war angesagt. Homeoffice. Fast alle von uns sind zu Videokonferenz-Experten geworden und wissen, dass sie das Mikro ausschalten müssen, wenn sie nicht sprechen.

Der Sport und damit auch der Handball als schönste Nebensache der Welt ist, wie es das Wort ausdrückt, nicht das Wichtigste zurzeit. Beileibe nicht. Aber auch der Sport ist massiv von der Pandemie betroffen. Der Spitzensport und der Amateursport, der wiederum eine große gesellschaftliche und gesundheitspolitische Bedeutung hat. Es wird lange bis nach dem Ende der Pandemie dauern, bis sich der Sport wieder erholt hat und sich in ruhigem Fahrwasser bewegt. Wie viele andere Bereiche der Gesellschaft auch.

So sah es vor dem Lockdown aus. Julian Reinhardt trifft und die vielen Fans in Neuhausen freuen sich.

Im EZ-Land ging handballerisch irgendwann gar nichts mehr. Selbst in der 3. Liga, die eigentlich spielen durfte – es aber nicht tat, weil zu viele Vereine aufgrund von regionalen Entscheidungen nicht trainieren konnten. Hätten die Hornets aus Nellingen ihr Team nicht aus der Bundesliga zurückgezogen, gäbe es in der Region zumindest noch eine Mannschaft, die regelmäßig zu Spielen antritt. Aber die Hornets sind nicht mehr dabei, sondern nur noch in Liga drei. Nachdem „unsere“ drei Drittligisten TV Plochingen, TSV Wolfschlugen und eben TV Nellingen beschlossen haben, auch nicht mehr zu trainieren, ist im gesamten EZ-Land meiner Wahrnehmung nach Wasserball-Bundesligist SSV Esslingen die einzige Mannschaft, die noch gemeinsam in die Halle geht.

Weil am Kreis in den Hallen nichts los war, war es auch im Am-Kreis-Blog viel ruhiger als sonst. So wenig habe ich hier während eines Jahres noch nie geschrieben, und auch noch nie so unregelmäßig. Und das ausgerechnet im zehnten Jahr, seit ich das mache. Das war ganz schön unbefriedigend. Aber während wir es in der Zeitung geschafft haben, trotz fehlender Termine fast täglich lokale Sporttexte zu bringen, haben einfach die Themen gefehlt. Klar, die Folgen der Absage, des dann doch Saisonstarts, des Ausschlusses der Zuschauer und dann der erneuten Absage konnte ich kommentieren und habe es auch getan. „Der Ball ruht“, „Geister-Spieltag“, „Wie lange geht das noch gut?“ und „Warteschleife, die Zweite“ lauteten einige Überschriften. Und es gab auch sonst noch ein paar Themen. Scrollt doch nochmal durch, ich habe es auch eben getan.

Was für ein schöner Jahresauftakt: Die Spieler des TSV Deizisau und Trainer Olaf Steinke jubeln über den EZ-Pokal.

Das Jahr ging noch gut los mit dem EZ-Pokal und mal wieder einem Sieg des TSV Deizisau nach vielen Jahren. Dann gab es die Trainertrennung und Neuausrichtung bei der SG Hegensberg/Liebersbronn, den Abgang von David Spiler aus Plochingen, die Erwartungen an die wiedereingeführte Verbandsliga. Und auch die traditionelle Wahl zum Trainer der Saison hat stattgefunden – mit dem Außenseiter-, aber dennoch verdienten Sieg von Steffen Irmer-Giffoni. Die Sommerpause war – wie für die Teams – länger als gewohnt, aber auch die ebenso traditionelle Saisonprognose habe ich gemacht. Für eine Saison, die vielleicht nie zu Ende gespielt wird.

Der Trainer der Saison 2019/2020: Steffen Irmer-Giffoni. Er ist möglicherweise froh, dass er zurzeit pausiert.

Mein persönliches Am-Kreis-Highlight des Jahres war der Text über Marion Radonic in der Rubrik „Was macht eigentlich…“, die ich eigentlich viel öfter machen sollte. Es entwickelte sich eine Diskussion, warum kompetente Frauen kaum eine Chance als Trainerin im Männerbereich haben. Marion Radonic bekam anschließend tatsächlich ein paar Angebote und ist mittlerweile Chef-Trainerin der Württembergliga-Männer des SKV Unterensingen. Darüber habe ich später noch ein Interview mit ihr für die EZ gemacht. Eine beeindruckende Frau und eine schöne Geschichte.

Was macht eigentlich Marion Radonic? Sie ist mittlerweile Cheftrainerin der Männer des SKV Unterensingen. Hier ein Bild vom (Geister-)Vesalius-Cup in Köngen kurz vor dem Saisonstart.

Mein gerade einmal 22. und vor diesem hier letzter Am-Kreis-Text 2020 handelte von der Verschiebung des EZ-Pokals. Eigentlich wären wir jetzt gemeinsam mit dem TSV Denkendorf in der heißen Phase der Vorbereitung und am 4. Januar würde es losgehen, nach 26 Jahren in der Neckarsporthalle zum ersten Mal in der Sporthalle Weil. Aber „Eigentlich“ ist neben und als Folge von „Corona“ irgendwie das Wort des Jahres. Für den Sport. Und für alle anderen Bereiche des Lebens.

Auch von mir ein herzlicher Weihnachtswunsch: Habt ein paar schöne Festtage im kleinen Kreis, schaut möglichst optimistisch auf 2021. Ich hoffe, dass wir uns so bald wie möglich und nachdem es sich aufgrund der Pandemielage rechtfertigen lässt wieder in einer Handballhalle sehen. Sobald sich Themen auftun, werde ich mich hier melden.