Völlig überrascht war Simon Kosak von dem Anruf aus der EZ-Sportredaktion nicht. Wobei das Telefon des 21-jährigen Kreisläufers während der laufenden Handball-Saison einige Male geklingelt hat. Viele Vereine wollten den Spieler des Württembergligisten TSV Deizisau verpflichten – der TSV Wolfschlugen hat es geschafft. Und so spielt Kosak in der kommenden Saison regelmäßig genau 15,5 Kilometer entfernt von der noch heimischen Hermann-Ertinger-Halle in der Wolfschlugener Sporthalle – wo er bereits am Samstag um 20 Uhr mit den Deizisauern zum Derby antritt. Ein ganz besonders Spiel.
Die Fragen zu diesem ganz besonderen Spiel beantwortet Kosak gut gelaunt. „Die Aufregung ist jetzt schon da“, sagt er und man hört es ihm auch ein bisschen an. Natürlich will er eine gute Leistung zeigen, wie zum Beispiel sein Mannschaftskamerad Patrick Kleefeld kürzlich gegen seinen zukünftigen Club TSV Heiningen. Er weiß aber auch, „dass das mit dem Druck nach hinten losgehen kann“.
Deshalb will er sich nicht allzu viele Gedanken machen, auch nicht über die Tabellensituation. Was freilich nicht ganz gelingt. „Klar ist die Ausgangslage spannend“, sagt er. Wolfschlugen ist Zweiter, Deizisau Vierter mit nur einem Pluspunkt weniger – bei einem Spiel mehr. „Mein Ziel war es, mit Deizisau aufzusteigen“, erklärt Kosak. Aber auch: „Es wäre schon schön, mit Wolfschlugen in der kommenden Saison eine Liga höher zu spielen.“
Seine Lösung, was sie auch beim Gegner und zukünftigen Club verstehen werden: „Das muss Wolfschlugen aus eigener Kraft schaffen, ich stehe dafür nicht zur Verfügung.“
Für Kosak, der in Denkendorf geboren ist und noch immer dort wohnt, ist es nicht der erste Weggang von Deizisau beziehungsweise der JSG Deizisau/Denkendorf. Aber irgendwie der erste richtige. Nachdem er mit der JSG unter Trainer Daniel Kraaz württembergischer Meister geworden war, wechselte er zu Frisch Auf Göppingen in die A-Jugend-Bundesliga. Aber in der zweiten Saison in Göppingen (2015/2016) lief er bereits für die Deizisauer Männermannschaft auf. „Danach war es für mich klar, dass ich ganz nach Deizisau zurückkehre“, erzählt er.
Dass er nun wieder geht und das auch noch zu einem Verein, der sportlich vergleichbar dasteht, können in Deizisau nicht alle verstehen. Kosak erklärt es so: „In Wolfschlugen wusste ich, woran ich bin. Ich kenne Trainer Veit Wager gut und bleibe in der Region. Und es wird eine richtig gute Mannschaft sein.“ Vor allem der Wolfschlugener Rückraum unter anderem mit Rückkehrer Marcel Rieger hat es ihm angetan – ein wichtiger Punkt für einen Kreisläufer, der darauf angewiesen ist, mit Bällen gefüttert zu werden.
Dass es ihn überhaupt wegzog, begründet Kosak, der in Stuttgart Immobilientechnik und Immobilienwirtschaft studiert, so: „Ich hatte für mich Lust, etwas Neues zu machen. Als ich den Schritt nach Göppingen gegangen war, habe ich mich unheimlich weiterentwickelt.“ Das erhofft er sich auch jetzt. Es ist ihm zuzutrauen.
Noch aber trägt Simon Kosak das Trikot der Deizisauer. Auch am Samstag in Wolfschlugen. Seine persönliche Situation vor dem Derby fasst Kosak sehr schön so zusammen: „Noch liegt mein Fokus auf Deizisau. Es ist ein Derby. Ich kenne in Wolfschlugen viele Leute. Es wird ein schöner Abend.“ Viel Spaß dabei!