EZ-Pokal als Formtest

TSV Neuhausen – der verdiente Sieger holt sich Selbstvertrauen für die Ligaspiele. Kurz darauf wird auch noch mit Sekt gespritzt. Fotos: Rudel, Aichele (1)

Ich bin gerade meinem Kollegen Andreas Pflüger auf dem Gang begegnet. Wir sitzen zwar gemeinsam in einem Büro, aber trotzdem ist man manchmal im Haus unterwegs. Plötzlich mussten wir uns angrinsen, und Andreas sagte nur: „Ja, ich eiere heute auch ein bisschen rum.“ Wie den Spielern, den Trainern und den Machern der SG Heli stecken auch uns in der EZ-Sportredaktion am Montag danach die drei Tage EZ-Pokal mit jeweils zehn Stunden in der Halle in den Knochen. Aber: Es hat sich so was von gelohnt.

Ich werde das Turnier jetzt nicht aus meiner Sicht nacherzählen, ihr könnt alles in der gedruckten EZ und vor allem online nachlesen. Aber ich muss einfach noch mal festhalten: Es war ein super EZ-Pokal. Das SG-Heli-Team war super, die Mannschaften waren super, mein EZ-Team war super, die Halle im Sportpark Weil als neue Spielstätte war super. Der EZ-Handballpokal 2023 hat Standards gesetzt. Ein dickes, dickes Dankeschön an alle, die dazu beigetragen haben. Auch an euch Fans – ich nehme an, wer hier am Kreis mitliest, wird auch beim Turnier gewesen sein. Toll, dass ihr die EZ-Pokal-Stimmung von der Neckarsporthalle rüber nach Weil gebracht habt!

Und nicht vergessen: Ihr habt noch fast eine Woche Zeit, bei der Wahl zum besten Spieler des Turniers mitzumachen!

Der „Balkon“ hinter dem Tor. Das zumindest erinnerte an die Neckarsporthalle.

So, jetzt will ich aber einer Tradition folgen und einen kleinen Formcheck der teilnehmenden Mannschaften machen, so wie ich es in den vergangen drei Tagen erlebt habe. Ich habe nicht jede Minute aufs Spielfeld geschaut, aber war die ganze Zeit über da und habe viel gesehen.

Zwölf Mannschaften, zwölf Ziele. Die allermeisten Teams, die beim EZ-Pokal mitgespielt haben, können mit einem guten Gefühl ins Ligajahr 2023 starten. So haben es die Trainer auch gesehen: Es ist ein Vorbereitungsturnier plus. Die Spiele dienen dazu, gestärkt in die Punktspiele zu gehen. Dazu ist es ein großer Szenetreff und ein gutes Abschneiden bringt Prestige.

Das obligatorische Siegerfoto, das heute auch die Seite 1 der EZ schmückt.

TSV Neuhausen – der Sieger

Beim zuvor letzten EZ-Pokal waren die Maddogs als Favorit im Finale am Rekordsieger TSV Deizisau gescheitert. Das sollte nicht noch einmal passieren. Kapitän Hannes Grundler sagte zwar, dass das diesmal im Endspiel keine Rolle mehr gespielt habe, aber man hat gemerkt: Bei den Neuhausenern war Zug dahinter. Sie waren im Finale (24:14) so überlegen, weil sie als ligahöchste Mannschaft ganz einfach den besten – und einen großen Kader haben. Als das Trainerduo Markus Locher/Alexander Trost während des Turniers durchwechselte, kamen zwar Ergebnisse wie das 12:12 gegen Bezirksligist TV Altbach und die 14:16-Niederlage gegen Württembergliga-Spitzenreiter HSG Ostfildern zustande. Aber auch da sah man schon, welch gute, junge Spieler aus der zweiten Reihe zur Verfügung stehen.

In der Liga gehören die Neuhausener nicht zu den Favoriten, sondern kämpfen gegen den Abstieg. Beim EZ-Pokal hat man gesehen, wie die Mannschaf den Verbleib in der dritthöchsten Spielklasse schaffen kann: Die Abwehr ist die Basis, das daraus entwickelte Tempospiel beeindruckend. Locher wies zurecht darauf hin: Die Neuhausener haben bislang die meisten Tore der Liga erzielt (546), und das als Viertletzter. Die Gegner in der Liga sind stärker als beim EZ-Pokal und der kommende TuS Fürstenfeldbruck besonders stark, aber Neuhausen hat Drittliga-Niveau und schon die Form, seine Stärken auf die Platte zu bringen.

Das Ende des Siebenmeterwerfens: Die Deizisauer dürfen über den Finaleinzig jubeln.

TSV Deizisau – der Zweite

Im Finale waren die Deizisauer platt, woran man schon erkennen kann, dass zumindest beim EZ-Pokal der Kader dünner war als bei den Neuhausenern. Ansonsten war das Turnier ein Spiegelbild der bisherigen Saison in der Württembergliga: Es gibt spielerisch Höhen und Tiefen, aber am Ende schafft es die Mannschaft, die Ergebnisse zu holen, um vorne dabei zu sein. Denn auch in der Liga sind die Deizisauer Zweiter. Gerade im Viertel- und Halbfinale hat man gesehen, wie gut und solide die Mannschaft spielen kann. Während der Vorrunde aber erkannte auch Trainer Stefan Eidt einige Defizite. Fazit: Die Deizisauer haben das handballerische Zeug dazu, wie angestrebt einen der beiden Aufstiegsplätze zu erreichen. Aber sie sollten es sich nicht zu oft erlauben, wie beim EZ-Pokal ihre Stärken nicht immer zu zeigen. Verfolger SG Schozach/Bottwartal, der als Vierter nur einen Punkt weniger hat, ist am kommenden Sonntag gleich mal ein guter Gradmesser.

Die Ostfilderner – ein Deizisauer hat sich ins Bild geschmuggelt.

HSG Ostfildern – der Dritte

Die HSG steht in der Tabelle der Württembergliga noch vor den Deizisauern, das direkte Aufeinandertreffen im Halbfinale verloren sie nur mit etwas Pech im Siebenmeterwerfen. Insgesamt sind die Ostfilderner schon gut drauf, obwohl ihnen wichtige Stützen wie Manuel Späth und Dominik Eisele gefehlt haben. Sie haben gezeigt, was sie können, nämlich – auch ohne Späth und Eisele – eine gute Abwehr stellen und vorne mit viel Dynamik auf Torejagd zu gehen. Einen Kandidaten für die Leserwahl zum besten Spieler des Turniers zu finden, war im Falle der HSG besonders schwer. Neben dem abgezockten Lukas Lehmkühler hätte es auch Tobias Haag sein können oder Kapitän Sebastian Pollich, der am Kreis ebenfalls ein bärenstarkes Turnier gespielt hat. Die HSG hat sich – als Aufsteiger wohlgemerkt – die Rolle des Top-Favoriten in der Liga erarbeitet und die Form auch über die Winterpause gebracht, die Mannschaft muss aber in jedem Spiel an ihr Limit gehen, um tatsächlich in die BWOL durchzumarschieren.

Volle Ränge in Weil. Und guter Handballsport.

TSV Zizishausen – der Vierte

Wer im Halbfinale gegen die zwei Liga höheren Neuhausener sehr gut mitspielt und nur knapp mit 16:18 unterliegt und wer Platz drei dann nur im Siebenmeterwerfen verliert, kann die Rest-Runde optimistisch angehen. Die Zizishausener waren als Vorletzter der nominell schwächste Württembergligist im Turnier, das hat man aber nicht gesehen. Trainer Georgios Chatzigietim, der im Oktober (wieder) von Florian Beck übernommen hat, ist jedenfalls zurecht optimistisch: „Die Spieler hatten einige Aufgaben, ich hoffe, dass es nach oben geht“, äußerte er sich bescheiden, dürfte aber auch gesehen haben, dass das Erreichen des Klassenverbleibs – die Mannschaft ist ja erst aus der BWOL runtergekommen – zwar nicht leicht wird, aber mit der EZ-Pokal-Form alles andere als außer Reichweite ist.

Die Bittenfelder verlangen auch den Reichenbachern alles ab.

SG Hegensberg/Liebersbronn, TSV Denkendorf, TV Reichenbach, TV Bittenfeld A-Jugend  – die Viertelfinalisten  

Wenn vier Mannschaften in der Liga höher angesiedelt sind, ist das Viertelfinale die natürliche Endstation und alles andere eine Überraschung. So betrachtet stehen die Verbandsligisten SG Heli, Denkendorf und Reichenbach zum Beginn des Jahres da, wo man sie erwartet. Etwas differenzierter betrachtet kann festgehalten werden, dass die Denkendorfer sich am starken Auftritt beim Aus gegen Zizishausen erst nach dem Siebenmeterwerfen orientieren sollten. Die Reichenbacher waren gegen Neuhausen klar unterlegen, haben in der Gruppe aber gegen Zizishausen gewonnen, insgesamt sehr ordentlich gespielt und müssen sich um die Verteidigung der Verbandsligaspitze wenig Sorgen machen. Bei den Berghandballern ist es ein bisschen wie bei den Deizisauern: Sie zeigen manchmal mehr, was sie können, und manchmal eben weniger. Aber auch sie können nach den Leistungen beim EZ-Pokal zuversichtlich in die Ligaspiele starten, die mit einem Sieg des Fünften gegen den Drittletzten SG Lauterstein beginnen sollten.

Das EZ-Team konzentriert bei der Arbeit. Die Herren rechts sind in der Szene auch bekannt. Danke an Bernd Aichele, ansonsten als Schiri im Einsatz, für das Foto.

Die erfrischendste Mannschaft des Turniers war die A-Jugend des TV Bittenfeld. Kaum zu glauben, dass der TVB-Nachwuchs in der A-Jugend-Bundesliga keinen Punkt geholt hat. Beim EZ-Pokal reichte es ins Viertelfinale. Natürlich kam den Jungs die kürzere Spielzeit entgegen. Aber man hat gesehen, was sie als Team, aber auch individuell draufhaben und sie nehmen auf jeden Fall viel mit. „Ich bin sehr froh, dass wir uns so gut präsentieren konnten“, sagte Trainer Ulf Hummel, der früher für den TSV Köngen gespielt hat, nach dem 12:22-Aus gegen Ostfildern – die einzige deutliche Niederlage der Mannschaft.

TV Altbach, hier gegen die HSG Ostfildern: Aus nach der Vorrunde, aber ordentlich gespielt.

Team Esslingen, HSG Ebersbach/Bünzwangen, TV Altbach, HT Uhingen-Holzhausen – die Ausscheider

Wie unterschiedlich man das Aus in der Vorrunde beurteilen kann, sieht man an diesen Mannschaften. Das Team Esslingen spielt eine enttäuschende Verbandsliga-Saison und konnte auch beim EZ-Pokal kein Selbstvertrauen tanken. Letzter in der Gruppe, nur der 13:11-Sieg gegen Reichenbach tat gut. Ansonsten aber merkte man: Es fehlt an Selbstvertrauen und daran, dass die Abläufe so funktionieren, wie sie mit fast derselben Besetzung in der vergangenen Saison noch funktioniert hatten. Ebersbach/Bünzwangen schied zwar ebenfalls knapp aus, der Mannschaft merkte man das Selbstvertrauen der Bezirksliga-Tabellenführung jedoch an. Es war stark, was sie ablieferte. Auch der TV Altbach überzeugte insgesamt und nährte damit den Optimismus von Trainer Steffen Braun, sich vom drittletzten Platz der Bezirksliga nach vorne zu arbeiten. „Bis zu Platz vier sind es nur drei Punkte“, merkte Braun an, „wir wollen noch Fünfter werden.“ Dort steht im Moment das HT Uhingen-Holzhausen, das als einziges Team beim EZ-Pokal keinen Punkt geholt hat und mit 36:75 auch kein tolles Torverhältnis erspielte. Hier könnte das Motto lauten: Nicht überbewerten, auf die Details achten und trotzdem gut ins Ligajahr starten.