Nichts als die Wahrheit

Manuel Späth hat einige Erfahrung mit Interviews. Hier spricht er im Januar mit dem Schreiber dieses Blogs. Foto: Bulgrin.

Manuel Späth, Kapitän von Frisch Auf Göppingen aus Ostfildern und EZ-Kolumnist, hat spannende Tage hinter sich. Zum einen, weil er mal wieder für die Nationalmannschaft im Einsatz war. 40 Länderspiele hat er jetzt. Zum anderen in Sachen Medienerfahrung.

Vor den beiden Spielen gegen Schweden hat Manuel wieder eine lesenswerte „Späthlese“ für die EZ geschrieben. Nach den Partien in Göteborg und Hamburg hat mein Kollege Jürgen Frey für die „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“ ein Interview („Es weht ein neuer Wind in der Nationalmannschaft“) mit ihm gemacht, in dem der älteste Spieler im Kader der Schweden-Spiele seine Eindrücke von den Länderspielen und dem neuen Bundestrainer Christian Porokop geschildert hat.

So weit, so lesenswert. Unter anderem hat Manuel in dem Interview folgenden Satz über Prokop gesagt: „Dass er noch nicht die Erfahrung haben kann, ist das eine. Der auffälligste Aspekt ist für mich aber seine kommunikative Art. Mit Dagur Sigurdsson habe ich vielleicht zwei, drei Sätze gewechselt, Christian Prokop sucht das persönliche Gespräch – auch außerhalb der Trainingshalle. Es weht ein neuer Wind in der Nationalmannschaft.“ Daraus wurde dann ja auch die passende Überschrift.

Und dann: Wie das so üblich ist, greifen anderen Medien Interviews auf. Das ist normal und okay. Machen wir bei der EZ auch. Und die Agenturen machen es eh. Die Internetseite sport.de hat aus dem oben aufgeführten Zitat von Manuel Späth folgende Überschrift gemacht: „Nationalspieler tritt gegen Sigurðsson nach“. Nicht okay, finde ich.

Das fand auch Späth, der sich auf seiner Facebook-Seite ziemlich aufgeregt hat. „Schon interessant, wie manchmal ein Satz aus einem Interview aus dem Zusammenhang gerissen wird und zu so einer Schlagzeile führt“, schreibt er da. Klar, man muss in Überschriften zuspitzen. Aber Überschriften sollten nichts versprechen, was sie nicht halten. Sonst geht es nach hinten los. So habe ich es gelernt und ich versuche, das umzusetzen. Ich habe Manuels Satz eher so gelesen, dass er sich positiv über Prokop geäußert hat. Die Aussage über Sigurdsson kann man negativ auslegen, muss es aber nicht. Zumal sie nicht zentral war. Zudem kann ich persönlich sagen, dass ich mich mit Manuel einige Male über Sigurdsson unterhalten habe und er sich da ausschließlich positiv über ihn geäußert hat.

Und selbst, wenn er mit Prokop besser klarkommen sollte als mit Sigurdsson, ist das auch okay. Es ist auch im Sport ganz normal, dass man unter dem einen Trainer lieber spielt als unter einem anderem. Alles geben wird – oder sollte – man immer. Vielleicht sind sie bei sport.de heute auch schlauer.

Ich finde, Manuel hat das ganz gut gelöst. Mittlerweile gibt es ein weiteres Interview mit ihm, auf handball-world.com. Die Überschrift dort lautet: „Schätze Dagur als Menschen und Fachmann sehr.“ Eine Antwort von Manuel: „Es ist einfach auffällig, dass Christian Prokop mehr mit den Spielern spricht als Dagur. Das habe ich aber überhaupt nicht wertend und in keiner Weise als Kritik an Dagur gemeint. Beide machen ihren Job auf ihre Weise sehr gut und erreichen die Spieler mit der Art, wie sie agieren. Wer zum Beispiel während der letzten Welt- oder Europameisterschaften meine Kolumne in der Eßlinger Zeitung gelesen hat, weiß, wie sehr ich Dagur als Menschen und Fachmann schätze. Der deutsche Handball hat Dagur Sigurdsson sehr viel zu verdanken!“

Womit wir die Brücke zur „Späthlese“ geschlagen hätten. Manuel Kommentar auf Facebook: „Nichts als die Wahrheit.“