Schade(n) für den deutschen Handball

Wenn die deutschen Handballer - hier Göppingens Tim Kneule kürzlich beim Spiel in Göppingen - im Januar bei der WM spielen, schauen die Fans in die Röhre. Foto: Rudel
Wenn die deutschen Handballer – hier Göppingens Tim Kneule kürzlich beim Spiel in Göppingen – im Januar bei der WM spielen, schauen die Fans in die Röhre. Foto: Rudel

Ich habe heute mal auf die Seite von sportdeutschland.tv geschaut. Es ist schon toll, was man da alles für Randsportarten in bewegten Bildern sehen kann. Aber jetzt wollen wir Handball nicht zur Randsportart machen – auch wenn die WM vom 15. Januar bis 1. Februar in Katar dort zu sehen sein sollte – wenn es gut läuft.

Es ist schon der Hammer, was da gerade abgeht. Die Handball-WM nicht im frei empfangbaren Fernsehen? Nicht mal im Bezahlfernsehen? Sind wir mal ehrlich: Im Fußball wäre das undenkbar. Für den Handball ist die ganze Sache vor allem deshalb schade, weil hier noch mehr als für den Fußball gilt, dass bei einer WM viele Menschen vor dem Fernseher sitzen, die bei diesem Sport sonst nicht zuschauen. Erinnern wir uns nur mal an den Titelgewinn 2007. „Wir haben davon keinen finanziellen Schaden, aber es ist ein Schaden für den ganzen Sport“, sagt DHB-Präsident Bernhard Bauer. Naja, auch finanziell wird es Auswirkungen haben, wenn der mögliche Schub auch für die Bundesliga ausbleibt.

Irgendwie scheint es ins Bild zu passen, dass die internationalen Sportverbände derzeit ihre Probleme damit haben, wohin sie ihre Großveranstaltungen vergeben haben. Die Rechte für die Handball-WM hat das katarische Unternehmen beIn Sports für die Rekordsumme von 80 Millionen erworben, und mit eben diesem Rechteinhaber konnten sich ARD und ZDF nicht einigen. Dabei ging es angeblich nicht ums Geld, sondern offensichtlich darum, dass man die deutschen Sender per Satellit auch im angrenzenden Ausland empfangen kann. Ist das verworren.

Noch unangenehmer wird bei der Angelegenheit, wie es zur WM-Teilnahme des deutschen Teams kam. Wir erinnern uns, sportlich hat die Mannschaft den Sprung nach Katar nicht geschafft. Die Herren bei der IHF hatten sich das jedoch so schön ausgemalt: Wird der DHB eben per Wildcard nachgerückt – egal, ob das alles ganz fair abgeht. Als „Lex Deutschland“ hat das etwa der frühere Nationalspieler Daniel Stephan bezeichnet. Deutschland als wichtiger TV (!)-Markt sollte eben unbedingt dabei sein. Das Gschmäckle hat so einen zusätzlichen Nachgeschmack.

Mir geht es wahrscheinlich wie den meisten Handball-Fans: So richtig glücklich bin ich nicht über die Art und Weise der deutschen WM-Teilnahme. Trotzdem wäre bis zum 15. Januar die Vorfreude gewachsen und ich hätte mir die Spiele angeschaut. Und der deutschen Mannschaft die Daumen gedrückt. Für die Spieler ist es mindestens so schade wie für die Zuschauer, dass sie daheim niemand sehen kann.

Ob sportdeutschland.tv eine Alternative zu den Öffentlich-Rechtlichen ist, weiß ich nicht. Falls es da zu einer Einigung kommt, was noch lange nicht klar ist, würden dort schon einige Leute zuschauen, aber ich vermute mal vor allem die hartgesottenen Fans und nicht das breite Publikum, das man mit so einer Veranstaltung eigentlich erreichen will. Schade, schade.

Vor der MW in Katar steht vom 4. bis 6. Januar der EZ-Pokal in der Esslinger Neckarsporthalle an. Der wird zwar auch nicht live im Fernsehen übertragen, aber natürlich gibt es wieder die Berichte auf esslinger-zeitung.de und auf Facebook und eine ausführliche Berichterstattung in der gedruckten Ausgabe der Eßlinger Zeitung.

Dort ist morgen schon zu lesen, welche zwölf Team diesmal dabei sind. Und beim EZ-Pokal gilt ja ohnehin: Am besten erlebt man die Spiele in der Halle!


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Eine Antwort auf „Schade(n) für den deutschen Handball“

  1. Da kann ich mich nur anschließen. Vor 2 Tagen hab ich auf Facebook folgendes geschrieben (wir sind uns da relativ einig, SP):

    Angefangen hat das ganze Elend mit der „Wildcard“ fürs DHB-Team. Die Begründung des Weltverbandes, daß trotz verpasster Qualifikation die Deutsche und nicht die (sportlich qualifizierte) Australische Mannschaft bei der WM teilnimmt war u.a. der weltweit wichtige deutsche TV-Markt. Aus damaliger und erst recht heutiger Sicht eine Farce: die IHF vergibt TV-Rechte an „Partner“ die sich als unzuverlässig erweißen und sich einen Dreck um den Sport scheren. Der DHB dackelt hinterher anstatt als „großer Verband“ zu sagen: wir spielen eine WM nur, wenn wir es verdient haben und lehnen die Wildcard dankend ab“. Ergebnis des Fiaskos: kein Sender will/kann die Spiele in Deutschland übertragen, Sport1 wird immer mehr zum Haussender der Bayern und Basketballer und Handball verschwindet immer mehr in der Versenkung-stärkste Liga hin oder her. Das ganze war nach der Auslagerung der Deutschen Championsleague-Spiele ins Pay-TV und damit massivem Rückgang des öffentlichen Interesses seit Saisonbeginn aber auch echt nicht zu erwarten…so machmer weiter!!!