Das war ein merkwürdiges Spiel, das ich da gestern in der Wernauer Neckartalhalle gesehen habe. Das Hingehen hat sich aber auf jeden Fall gelohnt, es hat Spaß gemacht. Das dürfte auch den immerhin 400 Zuschauern so gegangen sein – obwohl den Heimfans das Ende nicht gefallen haben dürfte. Das hatte es aber auch in sich. Das Derby der Frauen in der Baden-Württemberg Oberliga zwischen dem HC Wernau und der HSG Deizisau/Denkendorf hatte ein überraschendes Ende und einen überraschenden Sieger. 27:26 für die HSG, die mit 1:0 geführt hatte, dann ständig zurücklag oder ausglich und dann erst 29 Sekunden vor Schluss wieder in Führung ging.
Zunächst herrschte große Ungläubigkeit. Beim Reporter, weil es während 60 Minuten wirklich nicht nach einem HSG-Sieg aussah. Bei den Wernauerinnen, weil sie x Chancen vergeben hatten, deutlicher davonzuziehen. Und das Lächeln von DD-Coach Horst Fritz ließ sich auch so deuten, dass er nicht unbedingt mit zwei Punkten gerechnet hatte. „Richtig daran geglaubt, dass wir hier gewinnen, habe ich nicht“, gab er dann auch zu. Das ist eines von mehreren Zitaten, die ich heute in der EZ (Seite 20) nicht untergebracht habe.
Fritz‘ Glaube an einen Sieg war schon etwas erschüttert, als er erfahren hatte, dass auf Wernauer Seite Maike Brückmann und Marion Radonic wieder dabei waren. Man merkte beiden jedoch an, dass sie noch nicht wieder richtig fit sind. Dem ganzen Wernauer Team hat man angemerkt, dass es nicht bei 100 Prozent ist. Die HSG hat gewirbelt wie das berühmte Rädle und sich so den Sieg auch verdient. Einerseits. Ein Unentschieden wäre aber auch okay gewesen. Und hätte Wernau den Sack zugemacht und gewonnen, hätte sich DD auch nicht beschweren können. So ist das manchmal im Sport.
Das Spiel gab auf jeden Fall ein paar Fingerzeige: Für DD, dass das Team als solches auftritt, gut genug für die Liga ist, den Klassenverbleib schaffen und so auch in der kommenden Runde in der BWOL bestehen kann. Wernau hat nach zwei Aufstiegen in Folge mal wieder mit Rückschlägen zu kämpfen. Aber das kann das Team auch voran bringen. Vor allem im Hinblick darauf, dass Radonic, Brückmann und wohl auch Christiane Haas am Ende der Runde aufhören und dann von den „Stars“ nur noch Christine Gall da sein wird. Bis dahin sollten die jungen Spielerinnen einen Schritt weiter sein. Und vielleicht kommt im Sommer ja noch die eine oder andere Verstärkungen von außen. Mein Eindruck ist jedenfalls, dass sie in Wernau einen ziemlich realistischen Blick auf die Lage haben.
Mir hat das gestern wie gesagt viel Spaß gemacht und ich finde es klasse, dass wir die beiden Teams in der vierthöchsten Liga haben. Die Stimmung in der Halle war super. Unglaublich, dass das trotzdem im EZ-Land nur die Frauen-Teams Nummer drei und vier sind. Im Verbreitungsgebiet anderer Zeitungen wären das die Top-Aushängeschilder.
Und es gibt noch mehr. In der EZ-Land-Liga, der Württembergliga der Männer, gab es am Wochenende auch interessante Ergebnisse. Plochingen hat wie erwartet das Derby in Reichenbach gewonnen. Es muss ein gutes Spiel gewesen sein. Wernau hat Blaustein mit 33:20 aus der Halle gefegt. Und dann war da noch das Derby zwischen Zizishausen und Wolfschlugen. Mit einer 33:34-Niederlage für Wolschlugen und einem anschließenden Protest. Nach Wolfschlugener Schilderung wurde bei 33:33 kurz vor Schluss ein regulärer Treffer von Florian Falk nicht anerkannt und anschließend ein irreguläres Tor für Zizis gegeben. Ich war nicht dabei, vielleicht hat es ja jemand von euch gesehen. Das mit dem Protest – nach meiner Erfahrung kann ich mir kaum vorstellen, dass das was bringt. Aber versuchen muss man es wohl, wenn man sich im Recht fühlt.
Vielleicht weiß man da bis zum Ende der Woche mehr. Ich werde am Samstag in Wolfschlugen beim nächsten Derby gegen Wernau sein. Wird bestimmt wieder ein spannendes Spiel.