Knurren in Nellingen

Der Lichtblick im Nellinger Spiel: Chiara Baur. Fotos: Rudel (4)/Kehle

Es liegt mal wieder ein Handball-Wochenende hinter uns, das es in sich hatte. Und das, obwohl für einzelne Teams die Saison schon beendet ist – Stichwort Aufstieg des TSV Wolfschlugen in die BWOL. Zwei Hauptthemen hatte das Wochenende: Alle drei Drittligisten aus dem EZ-Land hatten in der Abstiegsrunde ein Heimspiel und alle drei haben gewonnen. Und in der Verbandsliga spitzt sich der Abstiegskampf zu – so ungefähr übrigens auch die Überschrift heute in der EZ.

Drei Drittligisten haben ein Heimspiel, davon zwei am Sonntagabend. Da heißt es in der Redaktionsplanung: Abwägen. Das Ergebnis: Ich bin nach Nellingen gegangen, unsere Mitarbeiterin Steffi Gauch-Dörre ist nach Plochingen gegangen und nach Neuhausen haben wir „nur“ unseren Fotografen geschickt.

Evi Valsama ist eine der Nellinger Talente – und hat zurzeit viele Spiele zu absolvieren.

Die Entscheidung war insofern richtig, als dass die Nellingerinnen einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht haben, die Plochinger einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht haben und die Neuhausener einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht haben. Aber: Hätten die Plochinger verloren, wären sie so gut wie weg vom Fenster gewesen, hätten die Nellingerinnen verloren, wäre es für sie sehr schwierig geworden und hätten die Neuhausener verloren, wäre für sie trotzdem noch alles drin gewesen.

Einer von mehreren Lichtblicken im Neuhausener Spiel: Philipp Keppeler.

Ich werde am kommenden Samstag so vermutlich das Vergnügen haben, von der endgültigen Sicherung der MadDogs zu berichten. Aus Plochingen berichtete Steffi an diesem Sonntag Erstaunliches und Erfreuliches: Angesichts gewisser personeller Probleme überzeugen beim TVP gerade in der entscheidenden Phase der Saison Spieler, von denen man das über den bisherigen Verlauf der Saison nicht uneingeschränkt sagen kann. Und die Mannschaft hat sich vom schwachen Auftritt in Kirchzell nicht aus der Ruhe bringen lassen und durch den Sieg im Rückspiel die Chance auf den Klassenverbleib am Leben gehalten. Mehr noch: Ich glaube, jetzt klappt es auch.

Hat sich gut bei den MadDogs eingefunden: Simon Kosak.

Die Situation in Nellingen war eine ganz andere. Auch die Hornets haben das Hinspiel bei Gegner TG Pforzheim verloren. Und auch sie haben das Rückspiel gewonnen und dadurch beste Chancen, in der kommenden Runde in der 3. Liga zu spielen. Aber im Gegensatz zu den Männern aus Neuhausen und Plochingen war vor der Saison nicht zu erwarten gewesen, dass sie in die Entscheidungsspiele müssen. Und im Gegensatz zu den Neuhausenern und den Plochingern sind sie dem nervlich kaum gewachsen.

Ich kann es nicht anders sagen: Ich habe selten ein schwächeres Handballspiel gesehen. Die sichtbar unterlegenen Pforzheimerinnen haben gekämpft, die Nellingerinnen waren gehemmt und haben sich nur so irgendwie zum wichtigen Sieg durchgewurstelt. Dazu kamen – ihr wisst, ich bin Schiri-Freund und schreibe das nur ungern – Unparteiische, die nie ein Gefühl für das Spiel bekommen haben. Das kommt auch mal vor. Insgesamt haben wohl die Hornets-Fans Recht behalten, die nicht wie ich vom Grillen mit Freunden aufgestanden und in die Halle gegangen sind. Gerade mal gut 150 Zuschauer waren da, und das beim vielleicht wichtigsten Spiel der Saison.

Grund zur Freude beim TV Plochingen.

Bin ich zu hart? Ich schreibe ja auch, und das natürlich viel lieber, wenn ich gut finde, was ich sehe – und das war in meiner langen Geschichte als Handballberichterstatter wahrscheinlich sogar kaum so oft wie über Nellingen.

Was ich in diesem Zusammenhang auch noch erwähnen muss: Mein extra zum Spiel lanciertes Porträt über Nellingens Mit-Trainer Dieter Döffinger hat großen Spaß gemacht. Kein einfacher Typ, ein guter Typ – ich hoffe und habe zu meiner Freude dahingehende Rückmeldungen bekommen, dass ich ihn mit meinem Text gut getroffen habe. Irgendwie hat mich Dieter Döffinger und auch meine Herangehensweise an seine Person an zwei Trainer erinnert, mit denen ich zuvor zu tun hatte, die ich sehr schätze, die ich gerne getroffen und über die ich gerne geschrieben habe: Stefan Haigis und Huub Stevens. Wer alle drei kennt, persönlich oder aus dem Fernsehen, wird es verstehen. Der Knurrer von Nellingen? So weit würde ich nicht gehen. Das Geknurre kam am Samstag in der Sporthalle 1 vor allem von den spärlich besetzten Rängen.

Oskar Neudeck hat in dieser Saison nicht immer überzeugt – gegen Kirchzell aber schon.

Noch über den Abstiegskampf in der Verbandsliga zu schreiben, schenke ich mir jetzt. Das mache ich diese Woche noch in der gedruckten Zeitung (und damit natürlich auch im Online-Angebot der Eßlinger Zeitung) und es bleibt auch hier am Kreis noch die Gelegenheit dazu. Nur so viel: Zwischen HeLi, Denkendorf, Köngen und WiWiDo – in der Tabelle in dieser Reihenfolge – bleibt es spannend und beteiligt sind dabei drei Teams aus dem EZ-Land.